Im vorliegenden Werk - in zwei Bänden - wird Kandinskys Kunsttheorie erstmals umfassend dargestellt, analysiert und dokumentiert. Grundlage sind hierbei nicht nur die mehr als hundert publizierten Texte, sondern auch unpublizierte Dokumente wie die 'Bauhaus-Vorlesungen' in der deutschen Originalfassung und eine Vielzahl von Briefen. Die vielfältigen Bezüge zur Ästhetik- und Geistesgeschichte der abendländischen Tradition bis zurück ins Mittelalter und die Antike werden aufgezeigt und - sofern rekontruierbar - nachweisbare Rezeptionswege benannt.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Hans Jakob Meier reibt sich die Augen: Ausgerechnet ein Leninzitat bei Kandinsky, der doch als Abstraktionist und Abweichler vom sozialistischen Realismus verfemt war? Und erschrickt: Eine Anthologie, in der die Texte nach Leitbegriffen geordnet sind - führt das nicht zu "fatalen Begradigungen ehemals üppig bewaldeter Flussläufe"? Nicht in diesem Fall, atmet er auf: Reinhard Zimmermann habe sich eher als Trapper denn als Oberförster in den mannigfaltigen Ideenlandschaften Kandinskys bewegt, der unglaublich viel geschrieben habe und dabei "zu enzyklopädischer bis alchimistischer Breite" neigte. Nichts also, was in die Hände von Systembürokraten gehöre. Zimmermann dagegen kommentiere kenntnisreich, lasse Widersprüchliches stehen, enthalte sich der "simplen Ideenarchäologie" und rücke einen "Künstler von schweifender geistiger Gestimmtheit" ins Bild, der oft auch in "unerwartet klassischen Gedankenwäldern" auf Jagd ging. Oder eben bei Lenin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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