In der Mediävistik galt lange die Annahme, dass Lachen im Mittelalter negativ besetzt und eine zu unterdrückende Körperäußerung war. Dass dies so nicht haltbar ist und mit den existierenden Darstellungen lachender Heiliger in mittelalterlichen Texten nicht vereinbar, ist der Ausgangspunkt des vorliegenden Buchs. Durch die systematische Analyse primär von Heiligenviten, im Vergleich mit weiterem Textmaterial, kann Kirsten Darby darlegen, dass sich das Lachen als eine Körperpraktik zur sozialen und religiösen Distinktion eignete. Akteure konnten sich durch ihre Kenntnisse und ihre Äußerungen hinsichtlich des Lachens als Experten, als "Lachverständige" ausweisen. Das Wissen dieser Experten bezieht sich auf Textgattungen und Traditionen, die einen Einfluss auf Darstellungen und Bewertungen der Arten, Motive und Akteure des Lachens haben. Es zeigt sich demnach keine einheitliche Haltung dem Lachen gegenüber, sondern eine Vielstimmigkeit, die aus unterschiedlichen Machtverhältnissen, Sozialisationszusammenhängen, Frömmigkeitsvorstellungen und damit einhergehenden Selbstbildungsprozessen resultiert.
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