Die literarische Sensation aus Japan: Eine Außenseiterin findet als Angestellte eines 24-Stunden-Supermarktes ihre wahre Bestimmung. Beeindruckend leicht und elegant entfaltet Sayaka Murata das Panorama einer Gesellschaft, deren Werte und Normen unverrückbar scheinen. Ein Roman, der weit über die Grenzen Japans hinausweist.Keiko Furukura ist anders. Gefühle sind ihr fremd, das Verhalten ihrer Mitmenschen irritiert sie meist. Um nirgendwo anzuecken, bleibt sie für sich. Als sie jedoch auf dem Rückweg von der Uni auf einen neu eröffneten Supermarkt stößt, einen sogenannten Konbini, beschließt sie, dort als Aushilfe anzufangen. Man bringt ihr den richtigen Gesichtsausdruck, das richtige Lächeln, die richtige Art zu sprechen bei. Keikos Welt schrumpft endlich auf ein für sie erträgliches Maß zusammen, sie verschmilzt geradezu mit den Gepflogenheiten des Konbini. Doch dann fängt Shiraha dort an, ein zynischer junger Mann, der sich sämtlichen Regeln widersetzt. Keikos mühsam aufgebautes Lebenssystem gerät ins Wanken. Und ehe sie sichs versieht, hat sie ebendiesen Mann in ihrer Badewanne sitzen. Tag und Nacht.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Das höchste Ziel der Protagonistin von Sayaka Muratas Roman "Die Ladenhüterin" ist es, ein kleines, aber unermüdlich drehendes Rädchen im System des rund um die Uhr geöffneten Konbini-Supermarkts zu sein, schreibt Rezensent Martin Oehlen. Da ihr das Gespür fürs "Normale" eigentlich abgehe, sie aber als perfekte Verkäuferin auch die normale Japanerin geben müsse, orientiere sie sich in solchen Fragen einfach an ihrer Umwelt. Das einzige Manko, das sie noch von der Durchschnittskonsumentin trennt, hat Oehlen bald als ihre Ehelosigkeit ausgemacht. Aber auch das lässt sich korrigieren. Wenn die Protagonistin an dem alltäglichsten aller Lebensläufe feilt wie an einem schwierigen Kunstprojekt, hat das einen ganz eigenen, skurrilen Charme, lobt der Rezensent, der sich offenbar gerne zeigen lässt, wie absurd das Gewöhnliche sein kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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» Es ist diese vollendete Entfremdung, von der diese herzbitterliche, absurd komische Groteske erzählt. « DIE ZEIT 20180709