Das Cover hat mich magisch angezogen, dieses Knallrot, dazu das schöne Format und die kugelig dicken Fische.
Der Titel war hat mich zusätzlich sehr neugierig gemacht, denn mit einem "Ladenhüter" verbindet man generell nichts besonders tolles. Waren, die am Marktbedürfnis vorbei produziert werden,
teilweise nicht oder zumindest nur schwer für den angestrebten Preis verkauft werden und letztlich…mehrDas Cover hat mich magisch angezogen, dieses Knallrot, dazu das schöne Format und die kugelig dicken Fische.
Der Titel war hat mich zusätzlich sehr neugierig gemacht, denn mit einem "Ladenhüter" verbindet man generell nichts besonders tolles. Waren, die am Marktbedürfnis vorbei produziert werden, teilweise nicht oder zumindest nur schwer für den angestrebten Preis verkauft werden und letztlich auf den Grabbeltischen oder im Müll landen.
Kurz, kein erstrebenswert und wünschenswerter Titel in der "normalen" Definition des Begriffes.
Wobei wir auch beim Thema dieses wunderbaren Buches aus Japan wären...was ist schon normal? Muss Andersartigkeit direkt minderwertig sein?
Mit dem ersten Satz purzelte ich direkt zu Keiko in den Konbini und wurde mit den Geräuschen ihres Lebens konfrontiert, piepen, kratzen, rascheln, klimpern, schaben und noch viele mehr.
Dort in diesem Konbini beginnt Keiko ihre Geschichte, aus ihrem Leben zu erzählen.
Schnell war ich drin, in Keikos Leben, in ihrem Kosmos des Convenience-Supermarktes, in dem sie bereits seit 19 Jahren als Aushilfe tätig ist.
Keiko Furukura ist 36 Jahre alt, hat studiert und lebt für sich und den Konbini, alles dort ist ihr in Fleisch und Blut übergangen, sie achtet auf gesundes Essen und ausreichend Schlaf um fit für ihren Job dort zu sein. Eine andere Tätigkeit hat sie während und auch seit der Universität nicht gehabt und das stimmt einige skeptisch, denn sie muss sich dafür immer wieder rechtfertigen, auch dafür, dass sie mit ihren 36 Jahren immer noch unverheiratet ist und keine Liebesbeziehungen hatte. Vor allem ihre Familie, ihre Mutter und ihre Schwester leiden sehr darunter und für Keiko, denn die einzige, die dies nicht stört ist Keiko selber.
Keiko ist anders, entspricht nicht der Norm und diese ist in Japan nochmal eine andere, als wir es hier im Westen gewohnt sind, und auch leben. Das Frauenbild differiert sehr von unserem westlichen Bild. Der Leser taucht ein in Keikos Welt, eine Welt einer jungen Frau und damit in die fremde Welt Japans. Anfangs mag man es als Satire und Kritik an dem System sehen, aber so ist es gar nicht gemeint, denn die Autorin selber arbeitet trotz ihres Erfolges in einem Konbini.
Im Konbini findet Keiko ihren Hafen, denn Gefühle sind ihr ein Rätsel, menschliche Regungen und emotionale Reaktionen für sie unverständlich und so sondert sie sich seit Kindheit ab, lebt ohne großen gesellschaftlichen Anschluss und beginnt schon in der Schule damit eigenmächtiges Handeln einzustellen.
Im Konbini ist alles sortiert, nicht nur die Waren, sondern auch die Menschen die dort arbeiten sind einem klaren Regelwerk unterworfen und es herrscht Hirachie. Dies alles stellt niemand in Frage und da aufgrundessen eine Einheitlichkeit herrscht ist es für Keiko ihr schützender Kokon. Mimik, Gestik und adäquate Reaktionen auf Witze oder Wut schaut sie sich bei Kolleginnen ab und hat dadurch das Gefühl normal zu sein, in der Masse nicht mehr aufzufallen.
Als ein neuer Mitarbeiter eingestellt wird, Herr Shiraha, gerät dieses Gleichgewicht in Keikos Welt jedoch durcheinander und schneller als sie schauen sie kann sitzt er allabendlich in ihrer Badewanne....
Ob Keiko es schafft Mut aufzubringen, gegen die Gesellschaft, gegen ihre Familie zu sein wer sie ist?
Trotz ihrer menschlichen Differenzen die Kraft hat ein zufriedenes Leben zu führen, aus ihrer Passivität heraus kommt?
Nichthandeln ist schließlich auch eine Handlung.
Das Buch ist leicht und flüssig geschrieben, in Ich-Perspektive von Keiko erzählt und so erfährt man alles aus erster Hand, ihrem Inneren. Ich selber bin für eine bunte Welt, in der jeder leben darf, wie er möchte, egal ob anders oder normal, Hauptsache er/sie ist zufrieden und glücklich. Natürlich unter der Bedingung, dass gegen keine Gesetze verstoßen werden oder eine Gefährdung besteht für sich selber oder andere.
Eine ganz klare Leseempfehlung und: lasst jeden leben wie er ist.