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Regina Ullmann gehört zu den bedeutenden Schriftstellerinnen der Schweiz. Rainer Maria Rilke bewunderte sie und setzte sich energisch für das Werk dieser eigenwilligen Autorin ein. Ihre Prosa der fürsorglichen Beobachtung des Abseitigen, verbunden mit der Witterung für drohende Katastrophen und bildstarker Sinnlichkeit, wurde vielfach mit jener Robert Walsers verglichen. Ihr erster Band Erzählungen von 1921, der ihre berühmtesten enthält, ist in der Kollektion Nagel & Kimche, die Peter von Matt herausgibt, originalgetreu wieder zugänglich.

Produktbeschreibung
Regina Ullmann gehört zu den bedeutenden Schriftstellerinnen der Schweiz. Rainer Maria Rilke bewunderte sie und setzte sich energisch für das Werk dieser eigenwilligen Autorin ein. Ihre Prosa der fürsorglichen Beobachtung des Abseitigen, verbunden mit der Witterung für drohende Katastrophen und bildstarker Sinnlichkeit, wurde vielfach mit jener Robert Walsers verglichen. Ihr erster Band Erzählungen von 1921, der ihre berühmtesten enthält, ist in der Kollektion Nagel & Kimche, die Peter von Matt herausgibt, originalgetreu wieder zugänglich.
Autorenporträt
Regina Ullmann, geboren 1884 in St. Gallen, zog nach dem frühen Tod des Vaters 1902 mit der Mutter nach München und begann dort zu schreiben. 1907 erschien die erste Publikation, "Feldpredigt", 1910 "Von der Erde des Lebens". Zwischendurch erlernte sie die Gärtnerei und die Wachszieherei, gab aber beides wieder auf, um nur noch zu schreiben. Ab 1938 wohnte sie wieder in St. Gallen, 1961 starb sie in Ebersberg in Bayern.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.06.2008

Die Welt, ein Spiegel
Die große Außenseiterin Regina Ullmann in einer schönen Ausgabe
Vielleicht hätte man bei Regina Ullmann heute das Asperger-Syndrom diagnostiziert, jene eigentümliche Form der Behinderung, die sich zuweilen bei überdurchschnittlich intelligenten, auf einem isolierten Gebiet hochbegabten Menschen findet. Die 1884 im schweizerischen St. Gallen geborene Kaufmannstochter galt in ihrer Kindheit als lernschwach, sprachbehindert, legasthenisch, zurückgeblieben. Später wurde sie von Rilke, Hesse, Thomas Mann und anderen bedeutenden Zeitgenossen für ihr schriftstellerisches Œuvre bewundert, aber immer blieb sie eine Außenseiterin, die in ihrer eigenen Welt gefangen war, von Visionen heimgesucht und der Gabe des zweiten Gesichts ausgeliefert, vom Leiden anderer oft hilflos überwältigt, doch nur eingeschränkt befähigt zur Lebenspraxis und zur sozialen Interaktion. Es gehörte zum Schicksal dieser Dichterin, dass ihr Werk trotz des Engagements ihrer Förderer – Rilke allen voran – nie über den Status eines Geheimtipps hinausgelangte und derzeit selbst in ihrer Schweizer Heimat so vergessen ist, wie es bis vor wenigen Jahrzehnten das Schaffen Robert Walsers war.
Es lässt sich denn auch in Regina Ullmanns Prosa eine entfernte Verwandtschaft mit Robert Walser ausmachen, eine vagere noch mit Kafka, im übrigen eine unterschwellige Beziehung zu Adalbert Stifter und Jeremias Gotthelf. Andererseits sind diese Texte unvergleichlich, stehen so verloren und abseitig in der Literaturlandschaft, wie die Verfasserin in ihrem schwierigen, schwermütigen Dasein stand. Sie erzählen von erschöpften und vereinsamten Menschenkindern, von Vögeln im Käfig und Mäusen in der Falle, von Not und Tod und Unterwegssein, aber auch von der Schönheit stiller Stuben, von den Farben der Natur, dem Mysterium des Geigenklangs oder Wundern einer Ballonfahrt. So unscheinbar die Gegenstände sein mögen, so tief und irritierend prägt sich die Sprache ein, die stets haarscharf am Rand konventioneller Erzähllogik balanciert und dabei ihre eigene Wahrheit entfaltet. Wie lange kann man allein über diesen Satz nachdenken: „Die Welt ist ein großer Spiegel, plötzlich ist einer dem andern unabwendbar vors Gesicht gehalten.”
Peter Hamm hat zu einem Band mit den ersten elf Erzählungen Regina Ullmanns, originalgetreu wiederaufgelegt nach der Insel-Ausgabe von 1921, ein einfühlsames Nachwort geschrieben, das die Lebensumstände der Dichterin beleuchtet, ihre Persönlichkeit und ihren literarischen Rang erhellt. So ist ihre Kunst jedenfalls in das neue Jahrtausend hinübergerettet; sie wird hermetisch bleiben, aber nicht verschwinden – anders als das meiste von dem, was heute in aller Munde ist. KRISTINA MAIDT-ZINKE
REGINA ULLMANN: Die Landstraße. Erzählungen. Mit einem Nachwort von Peter Hamm. Nagel & Kimche, Zürich 2007. 181 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensentin Dorothea Diekmann zeigt sich fasziniert von den elf Erzählungen Regina Ullmanns, die ursprünglich 1912 entstanden und nun in einer Neuauflage erschienen sind. Die in St. Gallen geborene Jüdin, deren wichtigster Förderer ihr Freund Rainer Maria Rilke wurde, wuchs in München auf, kehrte gerade noch rechtzeitig in die schweizerische Heimat zurück, musste zwei uneheliche Kinder weggeben und litt unter materieller Not und politischer Verfolgung. Ihre Geschichten nehmen scheinbar Unwichtiges zum Anlass, und auch die Personen sind unauffällige oft vom Schicksal geschlagene Figuren - mitunter auch sie selbst, wie in einer Geschichte, in der sie als vermeintlich legasthenisches Kind ein Diktat perfekt abgab, um einen goldenen Stift zu gewinnen, der als Preis ausgeschrieben war. Die Rezensentin haben diese Erzählungen in einen "Schwebezustand" und in eine "unmittelbar spirituelle Welt" versetzt, die auch Zweifel von "kafka'scher Schärfe" zu integrieren imstande sind.

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