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Zwei Paare auf einer Kreuzfahrt: Die junge Psychologin Sylvia Burinova wird von ihrem Schwiegervater begleitet, der sich vergeblich bemüht, sie von ihrer Ehekrise abzulenken. Und Margarete Kämmerer hat zu dieser Fahrt in den Pazifik ihren Neffen eingeladen, der den Tod seines besten Freundes betrauert. Die Zufallsbegegnung dieser vier Menschen an Bord des Kreuzfahrtschiffes hat höchst unterschiedliche Folgen. Die schöne Psychologin Silvia Burian lässt sich von ihrem Schwiegervater zu einer Pazifik-Kreuzfahrt überreden. Er hofft, dass sie ihre Ehekrise auf der Reise vergisst. Auch Siegfried…mehr

Produktbeschreibung
Zwei Paare auf einer Kreuzfahrt: Die junge Psychologin Sylvia Burinova wird von ihrem Schwiegervater begleitet, der sich vergeblich bemüht, sie von ihrer Ehekrise abzulenken. Und Margarete Kämmerer hat zu dieser Fahrt in den Pazifik ihren Neffen eingeladen, der den Tod seines besten Freundes betrauert. Die Zufallsbegegnung dieser vier Menschen an Bord des Kreuzfahrtschiffes hat höchst unterschiedliche Folgen. Die schöne Psychologin Silvia Burian lässt sich von ihrem Schwiegervater zu einer Pazifik-Kreuzfahrt überreden. Er hofft, dass sie ihre Ehekrise auf der Reise vergisst. Auch Siegfried fühlt sich nach dem Drogentod seines besten Freundes elend und nimmt deshalb die Einladung seiner ebenso reichen wie skurrilen Großtante Margarete Kämmerer an, die einen Begleiter für eine Kreuzfahrt sucht. Auf der MS Harmonia treffen diese beiden ungleichen Paare aufeinander. Zwischen den Jüngeren entspinnt sich eine Liebesgeschichte. Doch die beiden Älteren werden unerwartet von der Vergangenheit eingeholt. Ihre Familien hat der Zweite Weltkrieg zu Todfeinden gemacht. Ist das Schicksal der Liebenden damit besiegelt?
Autorenporträt
Pavel Kohout, geb. 1928 in Prag, ist als Dramatiker und Schriftsteller international bekannt geworden. Als einer der Wortführer des 'Prager Frühlings' wurde er 1969 aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen. Kohout lebt heute in Wien und Prag.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.04.2001

Traumschiff mit Ballast
Pavel Kohout kreuzt auf der "Harmonia" in seichten Gewässern

In einer Nachbemerkung teilt der Autor mit, das Kreuzfahrtschiff "MS Harmonia", die Handlungsbühne seines Romans, existiere in der Realität ebensowenig wie die darauf reisenden Romanhelden. Dem Leser jedoch kommen der Luxusliner und seine Passagiere vertraut vor. In der Tat ist er ihresgleichen schon begegnet, im Fernsehen nämlich, wenn er sich eine Folge der Herz-Schmerz-Serie "Traumschiff" gönnte. Im Buch transportiert die prächtige "Harmonia" ihre Gäste in exotische Paradiese, und auch unter Pavel Kohouts Regie führt der Zufall Protagonisten vorausgegangener Schicksalsdramen zusammen, die nun in den Kabinen, auf den Decks und bei Landausflügen den Peripetien entgegenfiebern.

Es ist also vieles vorhanden, um dem Lesepublikum Spannung zu vermitteln. Doch das allein war nicht Kohouts Ziel, er wollte offenkundig auch belehren. So hat er seine Helden mit Lebensläufen ausgestattet, in denen sich Historie des zwanzigsten Jahrhunderts widerspiegelt. Nicht nur der "Prager Frühling", zu dessen Wortführern der tschechische Schriftsteller gehörte, oder Hitlers Okkupationen 1938/39, die der 1928 geborene Kohout als Knabe erlebte. Auch die Moderne der westlichen Nachkriegswelt findet ihre Modelle.

Im Vordergrund stehen zwei Paare: erstens der Exiltscheche und jetzige Schweizer Burian, Professor der Medizin, mit seiner ebenfalls tschechischstämmigen Schwiegertochter, der Ärztin Silvia, genannt Sylva. zweitens die Sudetendeutsche Margarete Kämmerer, schwerreiche Herrin eines Industrieunternehmens, mit einem Jüngling namens Siegfried Gross, genannt Sigi, ein weitläufiger Neffe, verkrachter Student und Produkt der Berliner Rauschgiftszene. Alle sind von Verhängnissen gezeichnet. Man kennt sich aus dem Volkstumskampf der dreißiger Jahre zwischen Sudetendeutschen und Tschechen; Margaretes erster Mann hat damals Burians Bruder getötet, Burian Margaretes Mann. Silvia Burian ist vom Gatten Jakub verlassen worden und will die Kreuzfahrt nutzen, um sich im Kielwasser der "Harmonia" zu ertränken. Siegfried Gross trauert um einen Herzensfreund, der einen Rauschgifttod starb.

Zwischen den Dramen und um sie herum spielt sich ab, was wir schon vom Tele-Traumschiff kennen: luxuriöses Bordleben, märchenhafte Ausflüge zu Zeugnissen fremder und Relikten versunkener Kulturen, ein paar Kabalen im Schiffspersonal. Sylva und Sigi haben eine kurze Affäre, die beide von ihren traurigen Besessenheiten kuriert. Am Ende düst Jakub dem Schiff hinterher und versöhnt sich mit der Gattin. Siegfried, durch Tantengeld saniert, schmiedet Pläne für eine vernünftigere Zukunft. Die beiden Alten kommen nicht so gut weg: Heimlich treffen sie einander, niemand weiß, ob in tradiertem Haß oder neuer Versöhnungsbereitschaft, und verschwinden für immer, wahrscheinlich im unermeßlichen Ozean, samt dem Geschichtsproblem, das sie verkörperten. Das wurde schon vorher durch die verständnislose Mißbilligung abgewertet, mit der die jüngere Generation Tantes und Schwiegervaters Voreingenommenheiten quittierte.

Auch aus Kohouts maritimen Einfällen ließe sich eine Serie drehen. Sie kommen lebhaft, stellenweise sogar amüsant daher, ein geübter Skriptschreiber könnte etwas damit anfangen. Da zudem ein Drehbuch anderen Gesetzen gehorcht als ein Roman, würden dort vielleicht die Schnitzer vermieden, die Kohout unterlaufen sind. Zum Beispiel im Umgang mit Sprachbildern: "Vor Sylva ankerte ihr uralter Wunsch, der sich inzwischen in ihr letztes irdisches Heim verwandelt hatte." Oder im sorglosen Mixen von Überlieferungen: Der jüdische Urvater Jakob besitzt beim Ringen mit Jahwes Engel die Gabe des griechischen Riesen Antäus, im Kontakt mit Mutter Erde unbesiegbar zu sein. Oder im Fehlgebrauch technischer Termini: "Lichtjahr" ist ein Begriff der Entfernung, nicht der Zeit. Doch schelten wir deshalb nicht bloß den Autor. Übersetzer und Lektor haben dergleichen Patzer auch nicht bemerkt.

SABINE BRANDT

Pavel Kohout: "Die lange Welle hinterm Kiel". Roman. Aus dem Tschechischen übersetzt von Karl-Heinz Jähn. Knaus Verlag, München 2000. 317 S., geb., 42,- DM.

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