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  • Buch

Produktdetails
  • Bibliothek SG Bd.30
  • Verlag: Schumacher-Gebler
  • Veränd. Neuaufl.
  • Seitenzahl: 103
  • Erscheinungstermin: 24. Februar 2011
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 250g
  • ISBN-13: 9783920856476
  • ISBN-10: 3920856473
  • Artikelnr.: 27813183
Autorenporträt
Peter Härtling, geboren am 13. November 1933 in Chemnitz, Gymnasium in Nürtingen bis 1952. Danach journalistische Tätigkeit; von 1955 - 62 Redakteur bei der 'Deutschen Zeitung', von 1962 - 70 Mitherausgeber der Zeitschrift 'Der Monat', von 1967 - 68 Cheflektor und danach bis Ende 1973 Geschäftsführer des S. Fischer Verlages. Seit Anfang 1974 lebt er als freier Schriftsteller in der Nähe von Frankfurt. 1992 wurde der Autor mit dem "Lion-Feuchtwanger-Preis" ausgezeichnet. 1995 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz, 2001 den "Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises" und 2006 den "Gerty-Spieß-Literaturpreis". 2007 wurde Peter Härtling für sein Lebenswerk mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten geehrt, 2011 erhielt er den "Großen Preis" der Deutschen Akademie für Kinder-und Jugendliteratur, 2012 wurde ihm der "Jacob-Grimm-Preis" verliehen und 2014 der Hessischen Kulturpreis. Peter Härtling verstarb im Juli 2017.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.05.2006

Das Herz, ein Stein im Adernetz
Peter Härtling bekennt Todesangst und Lebensmut

"Der Tod beugt sich über mich", so beginnt das Zitat des schwedischen Dichters Thomas Tranströmer, das Peter Härtling seinem jüngsten Buch vorangestellt hat. Als vor einigen Jahren "Herzwand" erschien, kam der Patient mit dem Schrecken davon. Er nannte den Bericht von einer Untersuchung seines Herzens mit Hilfe eines "künstlichen Reptils", eines Katheters, "Mein Roman". Es war der Beginn von Peter Härtlings Autobiographie.

Diesmal ist es kein Roman, es ist ernst. Die Krise ist dramatisch. "Das Herz hängt wie ein Stein im Adernetz." Vorderwandinfarkt mit Lungenödem heißt die Diagnose. Ein Hirnschlag mit angstmachenden Folgen kommt hinzu. Der Doppelschlag läßt die "Wörter zu Brei" werden. Nachts kriecht die Angst bis zum Hals, bis zur Carotis hinauf und macht das Atmen schwer. Peter Härtling beobachtet seinen kritischen Zustand zwischen Tod und Leben mit professioneller Genauigkeit, er sieht sich von außen wie die Ärzte und Schwestern, deren Anordnungen er nur mit Mühe folgen kann. "Nun ja, der Stent wird dem Patienten das Leben etwas verlängern", hört er einen der Spezialisten sagen. Wie lange noch? möchte er fragen und weiß, daß es darauf keine Antwort gibt. Er solle sich schonen, heißt der ärztliche Rat. Aber wie soll sich einer schonen, der gewohnt ist, sich mitzuteilen? Der Verzicht auf die lebenslang gewohnte Droge Nikotin allein genügt nicht. Und fünf Liter am Tag trinken ist kaum erträglich ohne den liebgewordenen Wein als Stimulans.

Drei Worte von Robert Schumann, unmittelbar bevor er in die Endenicher Anstalt transportiert wurde, verstören den Patienten: "Ich habe aufgehört." Aber Peter Härtling hört nicht auf. Sobald das Schlimmste überstanden ist, setzt er sein Leben fort. Die geschenkte Zeit füllt er randvoll mit Schreiben, Reisen, Vorlesen, Diskutieren. Mit dem Windsbacher Chor geht er auf Tournee, es kostet ihn seine letzten Kräfte. Doch er genießt es, vertraute Menschen wiederzusehen und neuen zu begegnen. Er braucht das Echo, sein Publikum. Er schreibt, obwohl es ihm Mühe macht, die richtigen Tasten zu treffen. "Ich halte mich erzählend am Leben", aber die Furcht vor einem Zusammenbruch verläßt ihn dabei nicht mehr.

Seinem Vater, der nach dem Krieg in einem Gefangenenlager im österreichischen Waldviertel umkam, ist er in den Stunden wieder nahegekommen, als sein eigenes Ende nahe schien. In Zwettl will er noch einmal das Grab des Vaters suchen. Er braucht das Grab, um "ein Stück Kindertrauer nachzuholen". Den Verlust des Vaters hat er ebensowenig verwunden wie den Selbstmord der Mutter. Seine Lebenslinie führt an den Anfang zurück, eine dünne, mehrfach gebrochene zitternde Linie. Er weiß es.

MARIA FRISÉ.

Peter Härtling: "Die Lebenslinie". Eine Erfahrung. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005. 110 S., geb., 14,90 [Euro].

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