Als das Jesuskind in Betlehem geboren wurde, erschien der Stern nicht nur den drei bekannten Weisen aus dem Morgenland, sondern auch einem König im weiten Rußland. Er war nur ein kleiner König aber mit rechtschaffendem Sinn. Er packte für das Jesuskind einige Gaben seiner Heimat zusammen und machte
sich alleine auf seinem treuen Pferd Wanjka auf dem Weg, dem Herrscher der Welt zu huldigen. Auf…mehrAls das Jesuskind in Betlehem geboren wurde, erschien der Stern nicht nur den drei bekannten Weisen aus dem Morgenland, sondern auch einem König im weiten Rußland. Er war nur ein kleiner König aber mit rechtschaffendem Sinn. Er packte für das Jesuskind einige Gaben seiner Heimat zusammen und machte sich alleine auf seinem treuen Pferd Wanjka auf dem Weg, dem Herrscher der Welt zu huldigen. Auf seinem Weg, immer dem Stern nach, der in des Nachts leitet, begegnet dem kleinen König aber so viel Leid und Elend, dass er nach und nach alle seine Geschenke hingibt, bis ihm selber nichts mehr bleibt als seine Liebe, sein Herz und sein Lachen, die er auch noch hingibt, als er sich für einen kleinen Jungen in die Sklaverei begibt, um diesem Kind und seiner Mutter dies schwere Los zu ersparen.
Ja, es wird bald wieder Weihnachten und dies ist die Zeit der sentimentalen, christlichen Stücke, voller Herzensgüte und Pathos. Dieses Büchlein ist ein Klassiker des emmotionalen, pathetischen Weihnachtsgenres und ist ein Auszug aus dem Roman Der vierte König aus dem Jahr 1961 von Ezard Schaper, das wohl heute kaum einer mehr kennen dürfte, denn alle kennen nur diesen Auszug, dafür in umso mehr Varianten und Auflagen.
Ein klassisch, christliches Rührstück. Da hadert man mit der Regierung in Sätzen wie „Die Peitsche regierte, wo das Zepter hätte walten sollen und der Mensch verwandelte sich zu Ware.“ Ja, Kapitalismus ist grausam aber ein paar Seiten darauf wird das Ganze dann doch wieder revidiert „Vielleicht waren sie das Sklavendasein zu sehr gewohnt, als daß sie noch als Freie zu leben vermochten, und würden sich vielleicht noch einmal freiwillig selber verkaufen, um der Suppenkelle sicher zu sein, die immer kam, der Stock nur bisweilen.“
Auch der kleine König ist irgendwann nur noch gefrustet „Was hat das alles genutzt, dachte er verbittert, Hungrige zu speisen, Nackte zu kleiden, Gefangene zu befreien, alles zu verstreuen und dabei nur die Tränen des eigenen Unglücks zu säen.“
Ganz abgesehen davon, dass es Russland zu Christi Geburt so nicht gab und schon gar keine Könige wie den kleinen König, ist dies ein inkonsequentes, christliches Rührstück, das einerseits das Böse beklagt, den Helden aber daran scheitern lässt. Der kleine König wird seinen Allmächtigen Herrscher nie lebend erreichen und stirbt wenige Meter vor seinem Ziel. Eine rührselige Geschichte des Scheiterns auf der Suche nach Gott. Laut Klappentext versuchte der Schriftsteller auf „stille, eindringliche Art religiöse Aspekte und Lehren abzugewinnen, die er überkonfessionell zu vermitteln sucht. Wahrscheinlich sollte man dieses Buch nur lesen, wenn man in sentimentaler Weihnachtsstimmung ist.
Die Tuschezeichnungen von Celestino Piatti sind ganz nett, nicht mein Geschmack, aber immerhin ist das Buch durchgehen schwarz-weiß illustriert, wäre sonst wohl zu dünn geworden.