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Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Dieter Borchmeyer, mit ausführlichen Anmerkungen und einer Zeittafel von Peter Huber Der "Werther-Rausch" des Sturm und Drang hatte zahllose Parodien und Gegenparodien zu Folge. Die Liebesgeschichte um Werther, Lotte und Albert traf den Nerv der Zeit.
Sie hat bis heute an Schönheit und Intensität nichts verloren.
Diese Ausgabe bietet neben der 1. und 2. Fassung das "Früheste Blatt", die "Briefe aus der Schweiz", die "Anekdote zu den Freuden des iungen Werthers" sowie sämtliche "Werther"-Gedichte, darunter auch Goethes Erwiderung auf
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Produktbeschreibung
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Dieter Borchmeyer, mit ausführlichen Anmerkungen und einer Zeittafel von Peter Huber Der "Werther-Rausch" des Sturm und Drang hatte zahllose Parodien und Gegenparodien zu Folge. Die Liebesgeschichte um Werther, Lotte und Albert traf den Nerv der Zeit.

Sie hat bis heute an Schönheit und Intensität nichts verloren.

Diese Ausgabe bietet neben der 1. und 2. Fassung das "Früheste Blatt", die "Briefe aus der Schweiz", die "Anekdote zu den Freuden des iungen Werthers" sowie sämtliche "Werther"-Gedichte, darunter auch Goethes Erwiderung auf Friedrich Nicolais "Freuden des jungen Werthers".

"Die Wirkung des Büchleins war groß, ja ungeheuer ... weil es genau in die rechte Zeit traf."

Johann Wolfgang von Goethe: Nicolai auf Werthers Grabe

Ein junger Mensch - ich weiß nicht wie - Verstarb an der Hypochondrie, Und ward dann auch begraben.

Da kam ein schöner Geist herbei, Der hatte seinen Stuhlgang frei, Wie ihn so Leute haben.

Der setzt sich nieder auf das Grab Und legt sein reinlich Häuflein ab, Schaut mit Behagen seinen Dreck, Geht wohl eratmend wieder weg, Und spricht zu sich bedächtiglich:

"Der gute Mensch, er dauert mich, Wie hat er sich verdorben!

Hätt er ge- so wie ich, Er wäre nicht gestorben!"

J.W. von Goethe
Autorenporträt
Johann W. von Goethe, geb. am 28.8.1749 in Frankfurt a.M., gest. am 22.3.1832 in Weimar. Jurastudium in Leipzig und Strassburg. Lebenslanges Wirken in Weimar. Reisen zum Rhein, nach der Schweiz, Italien und Böhmen. Frühe Erfolge mit den Sturm und Drang-Stücken 'Götz' und 'Werther', Gedichte (herrliche Liebeslyrik), Epen, Dramen ('Faust', 'Tasso', 'Iphigenie' u. v. a.), Autobiographien. Zeichner und Universalgelehrter: Botanik, Morphologie, Mineralogie, Optik. Theaterleiter und Staatsmann. Freundschaft und Korrespondenz mit den grössten Dichtern, Denkern und Forschern seiner Zeit (Schiller, Humboldt, Schelling . . .). Goethe prägte den Begriff Weltliteratur, und er ist der erste und bis zum heutigen Tag herausragendste Deutsche, der zu ihren Vertretern gehört.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.1998

1774
Goethe "Werthers Leiden"

Da haben wir ihn: den Hasenfuß, sagt Lichtenberg, und das sei das Beste an dem Buch, wo er sich endlich totschösse; da haben wir ihn, den berühmtesten Selbstmörder seit Ajax und Seneca; aber bei ihnen weiß man den Grund, bei Werther eigentlich nicht, und das ist es wohl, was ihn so schön macht, und daß man sich sagen kann: ach ja! Denn Lotte und Liebe bloß können es ja nicht gewesen sein, und bestimmt hätte sie ihn auch ganz gern ein bißchen mehr geküßt als nur dieses eine dumme Mal, wenn er seinerseits auch nur ein bißchen mehr von ihr begriffen haben würde, als was er von Klopstock wußte und der eignen Schwärmerei. Und daß ihn dann in der großen Stadt die weltlichen Leute, die er ja schon ein bißchen bezaubert, fallen und fahren lassen, hätte ihm ja auch eher zu denken als zu schießen geben können: aber er will eben einfach keine Erfahrungen machen, als die er haben kann, ohne die doch so schwankende winzige Plattform eines fühlenden Ichs inmitten einer, wie er denkt: bloß durchs fühlende Ich angeeigneten Welt verlassen zu müssen. Dann liest er Ossian, gefälschte Texte, gefälschte Riesengefühle aus gefälschten Nebeln, und nun ist alles zu spät, und er schießt, grundlos, denn so viele Gründe sind keiner mehr. Er mag die Welt nicht verstehn, oder nur auf seine Art, aber dann müßte er sie bezwingen will er ja nicht einmal Lotte, so sehr die ihn dafür ganz bestimmt bewundert und belohnt hätte. Es hat was Zauberhaftes, wenn einer kein Held sein will, schade nur um ihn, daß er dann auch nicht begreifen will, was an der Welt daran ist, daß sie Helden braucht. Und so reicht es dann nicht einmal zu einem Helden in einem ausgewachsenen Roman (Roman: das heißt, daß wir Erfahrungen machen, die nicht die eignen sind, und nicht bloß die des unerfahrenen Empfindens): weshalb denn auch, wenn er sich nicht selbst erschösse, es ein andrer hätte tun müssen, denn einfach so weitergeschrieben hätte Goethe das alles ganz sicher nicht. Eigentlich wäre Lotte die richtige dazu gewesen, denn wem sonst lag schon an Werther viel? Aber Lotte wollte tanzen, küssen, und dann Albert, und für Werther eine andre allenfalls. Und so blieb ihm nur er selbst, der liebe Arme, und er tats, und schoß. Goethe schrieb dann noch eine zweite Fassung, aber das Ding war nun einmal verloren, und wieder schoß sich Werther tot, und wenn Sie mal nach Wetzlar kommen, auf dem alten schönen Friedhof dort liegt nun auch Lotte. (Johann Wolfgang Goethe: "Die Leiden des jungen Werthers". Synoptischer Druck der beiden Fassungen von 1774 und 1787. Igel Verlag, Paderborn 1997. 211 S., br., 19,80 DM; 1. Fassung allein, mit Glossar und Daten zu Leben und Werk: dtv 1997, 6,- DM.) R.V.

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