Diese "Werther"-Ausgabe ist in zweifacher Hinsicht etwas Besonderes: Sie bietet den Roman nicht nur in seiner Sturm-und-Drang-Urfassung von 1774, sondern erstmals zusammen mit Zeichnungen aus Goethes Frühzeit. Diese Naturstudien, Personenskizzen und Vignetten erlauben einen direkten Einblick in die Lebenswelt des Autors, die ja auch im Roman ihren Nachhall findet. Wie Werther war Goethe ein passionierter Zeichner, den es drängte, seine Eindrücke und Gefühle nicht nur in Worten, sondern auch in Bildern festzuhalten. Die Frische dieser oft eigenwilligen, spontanen und manchmal nur skizzenhaft hingeworfenen Blätter aus der Zeit zwischen 1768 und 1780 dokumentieren Goethes sehr persönliche Handschrift und die Freiheit vom Regelzwang des Kunstbetriebs. In ihrer betont subjektiven und emotionalen Auffassung stimmen sie frappierend mit den Natur- und Menschenbildern des Briefromans überein. Auch wenn sie nicht als direkte Illustrationen zum Roman entworfen wurden, so erhellen sie in derwohldurchdachten Zusammenstellung Petra Maisaks den Text, erweitern den Blickwinkel und vertiefen das Verständnis.