Da ich selber lange als Lehrerin tätig gewesen bin, weiß ich aus eigener Erfahrung, wie schwierig es für Lehrerinnen ist, sich intensiv und theoretisch mit ihrer Muttersprache zu beschäftigen - wir nehmen ja an, dass wir diese "beherrschen". Allerdings ist auch bekannt, dass der Lese- und Schreibenunterricht für unterstützungsbedürftige Schüler (und das ist mindestens ein Viertel in Deutschland) nicht effektiv sein kann, wenn ihre Lehrerinnen kein fundiertes sprachliches Wissen haben: Wissen über die sprachanalytischen Fähigkeiten, über die Kinder bereits am Schriftanfang verfügen, darüber, wie diese Fähigkeiten beobachtbar sind, und darüber, welches Wissen die Kinder für das Lesen- und Schreibenlernen erwerben müssen.In diesem Buch geht es darum, die sprachdidaktischen Kompetenzen der Lehrerinnen auszubauen: Es werden die Grundlagen für die kompetente Einschätzung kindlicher Leistungen dargestellt und Kenntnisse über die orthographischen Regularitäten vertieft, die die Basis fürdas Lesen und Schreiben sind, um diese didaktisch einSetzen zu können. Nach einer Einleitung beschreibt das zweite Kapitel die Systematik der Orthographie des Deutschen auf Grundlage einer "prosodischen" Betrachtung, also dem Ansatz, die Orthographie nicht laut- und buchstabenisolierend zu sehen, sondern als Markierung von Silben und Akzentuierungen. Die im folgenden Kapitel ausführlich dargestellten Analyseleistungen von Kindern vor und nach Schulbeginn belegen, dass ihre segmentierenden Fähigkeiten tatsächlich proso-disch verankert sind. Im Anschluß wird die Silbenanlytische Methode vorgestellt, deren Anliegen es ist, das vorschulische Sprachwissen der Kinder aufzunehmen und durch eine systematische Begegnung mit Geschriebenem in ein stabiles Wissen darüber, "wie die Buchstaben funktionieren" (eine Erstkläßlerin), auszuweiten.Zahlreiche Anhänge vertiefen die in diesen vier Kapiteln angesprochenen didaktischen Themen. Übungsaufgaben ermöglichen die Kontrolle des eigenen Wissensausbaus.