Im Winter des Jahres 1865 ist das Leben in Venedig quasi unter einer dicken Eisschicht erstarrt, die Kanäle sind zugefroren, die Schiffahrt ist zum Erliegen gekommen und das Brennholz wird knapp. Zu dieser Zeit entdeckt ein Engländer in der Bibliothek von San Marco
Fragmente eines alten
Tagebuches. Der Verfasser ist ein gewisser Zanetto Tron, der sich als Vorfahre von Alvise Tron entpuppt. In…mehrIm Winter des Jahres 1865 ist das Leben in Venedig quasi unter einer dicken Eisschicht erstarrt, die Kanäle sind zugefroren, die Schiffahrt ist zum Erliegen gekommen und das Brennholz wird knapp. Zu dieser Zeit entdeckt ein Engländer in der Bibliothek von San Marco
Fragmente eines alten Tagebuches. Der Verfasser ist ein gewisser Zanetto Tron, der sich als Vorfahre von Alvise Tron entpuppt. In seinem Tagebuch berichtet er als Teilnehmer des 4. Kreuzzuges von der Eroberung und Plünderung von Byzanz im Jahre 1204 und von einer kostbaren Reliquie, die als Beute nach Vendig gebracht wurde. Commissario Tron, der gemeinsam mit der Principessa begeistert die Übersetzungen des Tagebuchs liest, wird durch einen Einbruch in den Palazzo Tron und mehrere Mordfälle aufgeschreckt. Haben diese Taten etwas mit dem Tagebuch zu tun? Dessen Existenz haben auch einen Sondergesandten der Wiener Hofburg und einen Abgesandten des Papstes auf den Plan gerufen. Alle wollen das Tagebuch und scheinen dabei vor keinem Mittel zurück zu schrecken.
Wie bei allen Vorgängerteilen besteht der Krimiplot aus einem wahren Gespinst von Motiven und Verdächtigen. Beide gibt es zu Hauf und ebenso wie dem Commissario gelingt es dem Leser zunächst nicht, da durchzublicken. In jedem Kapitel gibt es einen neuen Verdächtigen, werden neue Beschuldigungen ausgesprochen oder es treten neue Fakten zu Tage. Ich mag
es wenn es so verzwickt ist und man nicht auf Anhieb durchschaut, wer der Mörder ist und der Autor versteht es wirklich gut, den Leser auf falsche Fährten zu locken, ohne das dabei die Logik verloren geht.
Wunderschön eingefangen ist auch wieder die Atmosphäre Venedigs unter der klirrend kalten Eislast, ebenso gut geschildert die politische Situation Vendigs gegen Ende der östreichischen Besatzung. In dieser Hinsicht darf man ja sowieso gespannt sein, wie sich da so alles entwickelt, dieser 6. Teil spielt ja 1865 und 1866 fällt Vendig dann an das neu gegründete Königreich Italien.
Sehr gelungen sind auch wieder die Dialoge Trons mit der Principessa oder die leicht schrägen Gedankengänge des Commissarios, immer wieder sehr humorvoll diese kleinen Zwischenspiele, da kann man des öfteren schmunzeln.
Commissario Tron, mit der Vorliebe für Torten und süße Desserts, der seine Fälle eher mit Charme als mit fleißiger Ermittlungsarbeit löst und meist ein wenig an Selbstüberschätzung leidet, ist inzwischen einer meiner Lieblingsermittler.
Fazit: eine äußerst gelungene Krimireihe, die auch beim 6. Teil nichts von ihrem Charme eingebüßt hat! Ein gelungenes Setting, liebenswerte, leicht schräge Charktere und Nicolas Remins feiner, wunderbar hintergründiger Humor haben dazu beigetragen, das ich mich einerseits wieder köstlich amüsiert und anderseits verzwickte Krimispannung genossen habe! Insgesamt eine tolle Krimireihe, die mir ausnehmend gut gefällt und bei der ich schon sehnsüchtig auf den nächsten Teil warte.