Er war ein Meister der Selbstinszenierung: Mehr als 40 Jahre lang zelebrierte er auf zirzensische Art den schillernden Nomaden-König und unbeirrbaren Revolutionsführer. 2011 wurde der ehemalige Diktator Libyens von einem rebellischen Mob auf bisher unbekannte Weise ermordet. Ein Meilenstein des Arabischen Frühlings! Jetzt erzählt Yasmina Khadra in dieser Romanbiografie seine Version der Lebensgeschichte des Muammar al-Gaddafi, in der historische Fakten und Fiktion miteinander
verwoben sind. Khadra zeichnet das Bild eines größenwahnsinnigen, aber charismatischen Herrschers,
der am Ende seines Lebens vor den Trümmern eines Landes steht, das er einst aus der verrotteten libyschen Monarchie befreit hatte. Warum verfasst ein algerischer Schriftsteller, der ein aufgeklärter und überzeugter Regimekritiker ist, einen Abgesang auf einen der größten Diktatoren der jüngsten Geschichte? Dies ist keine Solidaritätsbekundung mit einem Tyrannen, kein Versuch einer historischen Rehabilitierung, aber auch keine Verurteilung. Es ist das Ausloten einer umstrittenen Persönlichkeit und zugleich ein Buch, das uns an die Grenzen unseres Demokratiebegriffs führt. Und dass mit seinem Sturz alles andere als Ruhe im Land eingekehrt ist, beweisen uns tagtäglich die Flüchtlingsströme und der Terror konkurrierender Milizen. Mit seinem neuen Werk schließt Yasmina Khadra eine Lücke in der Berichterstattung über die Neuordnung der nordafrikanischen Welt.
verwoben sind. Khadra zeichnet das Bild eines größenwahnsinnigen, aber charismatischen Herrschers,
der am Ende seines Lebens vor den Trümmern eines Landes steht, das er einst aus der verrotteten libyschen Monarchie befreit hatte. Warum verfasst ein algerischer Schriftsteller, der ein aufgeklärter und überzeugter Regimekritiker ist, einen Abgesang auf einen der größten Diktatoren der jüngsten Geschichte? Dies ist keine Solidaritätsbekundung mit einem Tyrannen, kein Versuch einer historischen Rehabilitierung, aber auch keine Verurteilung. Es ist das Ausloten einer umstrittenen Persönlichkeit und zugleich ein Buch, das uns an die Grenzen unseres Demokratiebegriffs führt. Und dass mit seinem Sturz alles andere als Ruhe im Land eingekehrt ist, beweisen uns tagtäglich die Flüchtlingsströme und der Terror konkurrierender Milizen. Mit seinem neuen Werk schließt Yasmina Khadra eine Lücke in der Berichterstattung über die Neuordnung der nordafrikanischen Welt.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Den algerischen Schriftsteller Yasmina Khadra kennt Joseph Hanimann bereits aus früheren Werken als Spezialisten für "fesselnde Situationsschilderungen" und tiefe Einblicke ins Bewusstsein seiner Figuren. Die Mischung aus Faktizität und Fiktion, mit der Khadra nun über die letzten Stunden des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi schreibt, hat dem Kritiker offenbar gut gefallen, das Buch sei zudem spannend geschrieben. Hanimann hebt dabei hervor, dass es dem Autor "weder um Ehrenrettung noch um Diabolisierung" Gaddafis gehe, sondern um den Versuch zu rekonstruieren, was wohl im Kopf des geflohenen Staatschefs vorgegangen sein möge. Weniger überzeugt ist Hanimann von den "lose hineinfantasierten Zusatzmotiven" wie einer unglücklichen Jugendliebe. Mit der flüssigen Übersetzung durch Regina Keil-Sagawe ist der Rezensent voll einverstanden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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