Die vorliegende Sammlung an Texten will kein Trostbüchlein sein. Das Thema lautet nicht Ars bene moriendi heute. Die Zukunft des Sterbenden, um die Angst und Zuversicht der mittelalterlichen Ars moriendi kreiste, hat sich in einem nebelhaften Nichts aufgelöst, zu sehr sind Jenseitsvorstellungen, die auf einem festgefügten Glauben fußten, verblasst.
Die Frage mancher Kulturwissenschaftler, ob nicht Sterben, Tod, letzte Reise zu sehr aus den Gedanken der Abendländer ausgeblendet sei, verlangt nach individueller Antwort. Doch die um das Begräbnis gesetzten kultisch zu nennenden Handlungen auf dem Friedhof, die sprichwörtliche "schöne Leich", - selbst so mancher während des Lebens allen Religionsgemeinschaften Fernstehender wünscht sich, wenn er hinabgelassen wird in die Enge seines Grabes, einen Priester, der sich mit wohlgesetzten Worten verabschiedet -, könnten das Gegenteil beweisen.
Wenn man will, lässt sich ein riesiger Unterschied zwischen der Thahatopraxis der Warengesellschaft in der durch- und überindustrialisierten Welt und des aus dem Leben begleiten in außereuropäischen Kulturen feststellen. In einer afrikanischen Vorstellung ist der Tod eine langsame Reise, ein stiller Fluss, der das Bewusstsein erst des Kindes und dann des Erwachsenen zur ruhigen Dauer trägt. In diesem Verlauf gibt es keinen Bruch, nie hört der Mensch auf zu sein. Im Jenseits lebt er fort, kehrt dann irgendwann wieder einmal zu dem von ihm Verlassenen zurück und bemächtigt sich eines Menschen, der in Todesangst ist, und spricht durch diesen zu seinen Nachkommen. Solch eine Vorstellung hat mit den Präkrematorien nichts zu tun, in denen westliche Menschen grausam einsam und allein an Schläuchen voll von lebensverlängernden und schmerzlindernden Medikamenten hängend in ihren Betten dem Tod entgegensiechen, dann gewaschen und mit einem Laufzettel auf einem Fuß versehen in die Leichenhalle überstellt werden.
Literatur kann Unerträgliches erträglich machen. Scheherezade hat ihre Geschichte erzählt, um Aufschub vom Tod zu bekommen. Wenn wir ihr Verhalten als Modell sehen, dann sind alle Geschichten und Gedichte nichts anderes als bescheidene Versuche, noch ein wenig Zeit zu gewinnen. Wenn mit dieser Sammlung der Nachweis erbracht wird, dass Literatur auch dann gewissenhaft an Themen herangeht, wenn sie nicht populär sind, und sie dadurch Modellcharakter für das eigene Hier- und Dasein haben könnte, hat diese Zusammenstellung ihr Ziel erreicht.
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Die Frage mancher Kulturwissenschaftler, ob nicht Sterben, Tod, letzte Reise zu sehr aus den Gedanken der Abendländer ausgeblendet sei, verlangt nach individueller Antwort. Doch die um das Begräbnis gesetzten kultisch zu nennenden Handlungen auf dem Friedhof, die sprichwörtliche "schöne Leich", - selbst so mancher während des Lebens allen Religionsgemeinschaften Fernstehender wünscht sich, wenn er hinabgelassen wird in die Enge seines Grabes, einen Priester, der sich mit wohlgesetzten Worten verabschiedet -, könnten das Gegenteil beweisen.
Wenn man will, lässt sich ein riesiger Unterschied zwischen der Thahatopraxis der Warengesellschaft in der durch- und überindustrialisierten Welt und des aus dem Leben begleiten in außereuropäischen Kulturen feststellen. In einer afrikanischen Vorstellung ist der Tod eine langsame Reise, ein stiller Fluss, der das Bewusstsein erst des Kindes und dann des Erwachsenen zur ruhigen Dauer trägt. In diesem Verlauf gibt es keinen Bruch, nie hört der Mensch auf zu sein. Im Jenseits lebt er fort, kehrt dann irgendwann wieder einmal zu dem von ihm Verlassenen zurück und bemächtigt sich eines Menschen, der in Todesangst ist, und spricht durch diesen zu seinen Nachkommen. Solch eine Vorstellung hat mit den Präkrematorien nichts zu tun, in denen westliche Menschen grausam einsam und allein an Schläuchen voll von lebensverlängernden und schmerzlindernden Medikamenten hängend in ihren Betten dem Tod entgegensiechen, dann gewaschen und mit einem Laufzettel auf einem Fuß versehen in die Leichenhalle überstellt werden.
Literatur kann Unerträgliches erträglich machen. Scheherezade hat ihre Geschichte erzählt, um Aufschub vom Tod zu bekommen. Wenn wir ihr Verhalten als Modell sehen, dann sind alle Geschichten und Gedichte nichts anderes als bescheidene Versuche, noch ein wenig Zeit zu gewinnen. Wenn mit dieser Sammlung der Nachweis erbracht wird, dass Literatur auch dann gewissenhaft an Themen herangeht, wenn sie nicht populär sind, und sie dadurch Modellcharakter für das eigene Hier- und Dasein haben könnte, hat diese Zusammenstellung ihr Ziel erreicht.
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