Es gibt sie noch - Landschaften mit viel unversehrter Natur, die Tieren und Pflanzen wertvolle Lebensräume und den Menschen vielfältige Erholungsmöglichkeiten bieten. 20 solcher "Paradiese" liegen allein in Süddeutschland: Die höchsten Berge und die tiefsten Höhlen, die ältesten Gesteine und die letzten Gletscher unseres Landes, Weinberge und Waldberge, architektonische Kleinode des Barock und des Rokoko liegen südlich des Mains dicht beisammen.
Mit dem Paradies ist das ja so eine Sache. Niemand weiß genau, wo es liegt und wie man hinkommt, aber jeder wäre gern dort. Deshalb hat der Bruckmann Verlag nun ein Buch herausgebracht, das Naturfreunden den Weg zur Seligkeit weisen soll: Die letzten Paradiese Süddeutschlands. Zunächst einmal blättert man es etwas unschlüssig durch. Wie soll das funktionieren? Sitzen die Naturfreunde samstags beim Frühstück und beratschlagen: "Du Schatz, in welches Paradies möchtest du denn heute, in den Naturpark Hessischer Spessart oder doch lieber ins Biosphärenreservat Berchtesgaden?" Denn Süddeutschland ist groß, und weite Wege liegen zwischen den Mittelgebirgen Hessens und dem einzigen alpinen Nationalpark an Bayerns südlicher Grenze. Tatsächlich ist das Buch wohl als Schnupperkurs in Sachen National- und Naturparks und für die langfristige Planung eines Ausflugs gedacht. Die sieben Autoren stellen bekannte Gegenden vor wie den Bayerischen Wald, aber auch weniger populäre Ziele wie Augsburgs Westliche Wälder. Ob nahezu unberührte Wildnis oder reizvolle Kulturlandschaft, Gletscher oder Weinberg - es ist für jede Art von Sehnsucht nach dem Paradies etwas dabei. So erfährt der Leser etwa, dass er im Naturpark Stromberg-Heuchelberg im westlichen Baden-Württemberg in Weindörfer ebenso pilgern kann wie zum Weltkulturerbe-Kloster Maulbronn, während ihn im Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald alte Vulkane und Burgfestspiele erwarten. Jedem Park sind etwa vier Seiten gewidmet, wobei darauf Wert gelegt wurde, die Schönheiten der Natur ebenso zu präsentieren, wie auf kulturelle Höhepunkte oder Informationen zu typischen Pflanzen und Tieren hinzuweisen - über den Luchs im Bayerischen Wald etwa oder die historische Rebenerziehung im Pfälzerwald. Auch die praktischen Aspekte kommen nicht zu kurz; so enthält der Band vernünftige Anfahrtsskizzen, brauchbare Kartenminiaturen der zwanzig vorgestellten Parks und Tipps für Wanderungen, Spaziergänge, Rad- oder Kanutouren. Wer allerdings tatsächlich in einen der Naturparks aufbrechen möchte, dem werden die paar Seiten in diesem Buch wohl nicht genügen. Doch es ist das Verdienst dieses Werks, dem Leser Lust auf neue Entdeckungen zu machen, ihm Altbekanntes wieder in Erinnerung zu rufen - und ihm die Augen dafür zu öffnen, dass er vielleicht schon im Paradies wohnt und nur noch vor seine Haustür treten muss, um dort zu lustwandeln.
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"Die letzten Paradiese Süddeutschlands. Das Handbuch der Natur- und Nationalparks in Baden-Württemberg und Bayern" von Peter Göbel u.a. Bruckmann Verlag, München 2010. 144 Seiten, etwa 120 Abbildungen. Broschiert, 19,95 Euro.
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