Sergeant Ipi, der junge (und einzige) Dorfpolizist, übt seine Autorität nicht immer gewaltfrei aus. Doch heute hat er alle Männer von Oetimu eingeladen, um am einzigen Fernseher des Dorfes das Finale der Fußball-WM 1998 zu schauen. Er hat etwas zu feiern, nämlich seine Verlobung mit der schönen Silvy - eine Ankündigung, die alle Anwesenden in tiefes Unglück und sofortiges Besäufnis stürzt. Der Abend endet jedoch nicht nur für sie sehr anders als erwartet.Die mitreißende Geschichte, die sich nun entspinnt, führt mitten hinein in die von Umstürzen und Gewalt geprägte Geschichte Timors nach Ende der Kolonialzeit: Ipis Mutter Laura, deren Eltern bis 1975 Teil der portugiesischen Kolonialverwaltung in Osttimor waren, wird als junge Frau im Bürgerkrieg verhaftet und gefoltert. Sie entkommt und gelangt nach Oetimu, wo sie von Am Siki aufgenommen wird, einem allgemein verehrten Helden, der während der japanischen Besatzung ein Arbeitslager niedergebrannt haben soll und auf gutem Fuß mit den Ahnen steht. Auch Martin Kabiti lebt in Oetimu, als früherer pro-indonesischer Offizier war er verantwortlich für Massaker an der Bevölkerung Osttimors. Silvy hingegen ist ziemlich plötzlich im Dorf aufgetaucht. Dass sie von jemand anderem schwanger ist, weiß auch ihr Zukünftiger Ipi nicht ...Geprägt von der mündlichen Erzähltradition Timors, strotzt der Roman vor satirischem Witz und komischen Überzeichnungen und erzählt leichtfüßig von Gewalt und Menschlichkeit am Rande des indonesischen Archipels.
Perlentaucher-Notiz zur FAS-Rezension
Rezensent David Hinzmann trifft sich in Berlin zum Gespräch mit Felix K. Nesi, der aus Westtimor stammt und dessen Buch auch genau dort spielt und die brutale Geschichte des Landes "mit viel Wut im Bauch" nun auch für ein deutsches Publikum greifbar macht. Der Ausgangspunkt ist das WM-Finale 1998, für das sich die Dorfgemeinschaft zum gemeinsamen Fernsehen trifft, ein "Killerkommando" nutzt das, um sich für Dinge zu rächen, die in der dreißigjährigen Besatzungszeit geschehen sind. Ziemlich blutig und brutal, stellt Hinzmann fest, aber Nesi schildert die traumatischen Erfahrungen, die mit der Kolonialgeschichte, mit Indonesien und mit der sich fortsetzenden Gewalt verbunden sind, "eindrucksvoll". Bisweilen erinnert das Buch den Kritiker auch an einen Schelmenroman, etwa wenn sich ein angehender Priester dem Zölibat verweigert und ein Polizist "der Besitzer des größten Penis von Oetimu" ist - gut, dass Nesis Roman es auch nach Deutschland geschafft hat, schließt er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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