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Die Liebe der Matrosen gibt es auch an Land - als flüchtige Suche nach Nähe. Klara ist Anfang zwanzig, als sie erfährt, dass ihr Freund sie mit ihrer besten Freundin Sylvie betrügt. Sylvie reiht wie betäubt einen Mann an den anderen - bis sie einem verfällt, der ihr Vater sein könnte. Auch Klaras Eltern kennen die Flüchtigkeit der Liebe, stürzen sich in Abenteuer oder versuchen einen Neuanfang. Auf Ausbrüche der Lust folgt die erschrockene Frage nach dem Preis des Glücks, das Abwägen zwischen Verlangen und Verzicht. Vier Menschen erzählen ihre Lebens- und Liebesgeschichten, die vielfältig…mehr

Produktbeschreibung
Die Liebe der Matrosen gibt es auch an Land - als flüchtige Suche nach Nähe. Klara ist Anfang zwanzig, als sie erfährt, dass ihr Freund sie mit ihrer besten Freundin Sylvie betrügt. Sylvie reiht wie betäubt einen Mann an den anderen - bis sie einem verfällt, der ihr Vater sein könnte. Auch Klaras Eltern kennen die Flüchtigkeit der Liebe, stürzen sich in Abenteuer oder versuchen einen Neuanfang. Auf Ausbrüche der Lust folgt die erschrockene Frage nach dem Preis des Glücks, das Abwägen zwischen Verlangen und Verzicht.
Vier Menschen erzählen ihre Lebens- und Liebesgeschichten, die vielfältig miteinander verflochten sind. Im Spiel der Beziehungen ist nie gewiss, wer gewinnt und wer verliert - von der Verführung zum Verrat ist es ein kleiner Schritt.
Mit großer erzählerischer Macht und außerordentlichem Einfühlungsvermögen legt Annette Mingels Roman das Leben von vier Menschen bloß, die sich im Auf und Ab von Hoffnung und Enttäuschung verstricken. Besessen von der Suche nach dem ersehnten Glück entgleiten ihnen die Bindungen von Familie und Freundschaft. So treiben sie, ihrer Illusionen und Unschuld beraubt, wie Schiffbrüchige ohne Aussicht auf Rettung.
Autorenporträt
Mingels, Annette
Annette Mingels wurde 1971 in Köln geboren. Sie studierte Germanistik, Sprachwissenschaft und Soziologie und promovierte mit einer Arbeit über Dürrenmatt und Kierkegaard. Sie veröffentlichte die Romane 'Puppenglück' (2003), bei DuMont 'Die Liebe der Matrosen' (2005), 'Der aufrechte Gang' (2006), den Erzählungsband 'Romantiker' (2007) sowie 'Tontauben' (2010). Annette Mingels lebt für einige Jahre in New Jersey, USA. Auszeichnungen 2008 HALMA-Stipendium 2007 Kulturelle Auszeichnung des Kant
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.07.2005

Durch die Beziehungshölle
Ein Reigen: Annette Mingels verteilt Luftküsse an Tschechow

"Eine glückliche Liebe gibt es nicht", faßt der Lehrer Georg den Inhalt von Tschechows "Kirschgarten" für seine Schulklasse zusammen. Er weiß, wovon er spricht. Georg ist seit fünfundzwanzig Jahren verheiratet, und vom Glück und von der Liebe sind ihm nicht mehr geblieben als ein viel zu großes Einfamilienhaus, gemeinsame Fernsehabende und eine "verzweifelte Langeweile", die ihn schließlich in die Arme einer Schülerin treibt. "Wir kriegen das wieder hin", beschwichtigt er seine Frau, als sie die Briefe der jüngeren Geliebten in seiner Jackentasche findet. Aber dafür ist es natürlich längst zu spät.

"Die Liebe der Matrosen" heißt der neue Roman von Annette Mingels. Es ist ein romantischer Titel, doch die 1971 geborene Schriftstellerin beschäftigt sich in den vier langen Kapiteln in Form eines Reigens vor allem mit dem kläglichen Scheitern zwischenmenschlicher Beziehungen. Noch bevor die Ehe von Georg und seiner Frau Judith ihrem Ende entgegengeht, wird zunächst einmal ihre Tochter Klara von ihrem Freund verlassen. "Es geht nicht mehr", sagt Jan, und ein paar Tage später hört Klara seine Stimme zufällig auf dem Anrufbeantworter ihrer besten Freundin: "Ich habe das nur für dich getan." Jan hat Klara offenbar schon seit langem mit Sylvie betrogen, doch auch dieses verräterische Glück ist dann nicht von Dauer: Sylvie hat sich bereits in eine Affäre mit einem charmanten Architekten gestürzt, der sie so behandelt, als wäre er ihr Zuhälter.

"Es ist nicht immer alles so, wie es scheint", stellt Sylvie fest, und Annette Mingels belegt diese Erkenntnis in einem narrativen Spiegelkabinett. Von Episode zu Episode wechselt sie die Perspektive, so daß die insgesamt vier Erzähler und Erzählerinnen sich ständig gegenseitig belauern und beobachten - und sich dabei immer weiter voneinander entfernen. Klaras Freude über eine neue Bekanntschaft verwandelt sich unter Sylvies eifersüchtigen Blicken in ein viel "zu lautes" Lachen, und von Judiths unerträglich langen Tagen in der Frankfurter Vorstadt bleiben am Abend, wenn sie müde mit Georg auf dem Sofa sitzt, nur die "hellbraunen Ränder", die die Gartenarbeit unter ihren Fingernägeln hinterlassen hat: "Sie sagt: Ich gehe ins Bett. Sie steht auf, beugt sich zu mir herunter und gibt mir einen Kuß auf die Stirn. Ich küsse zweimal in die Luft."

Auf diese Art gerät der Roman mehr noch als Annette Mingels' Debüt "Puppenglück" (2003) zunächst einmal zu einem angenehm distanzierten Bericht aus dem emotionalen Alltag der Gegenwart. Gerne würde man sagen, daß dieser Roman in seinen besten Moment an die verführerisch leidenschaftslose Prosa Anton Tschechows erinnert - doch die literarische Hilfskonstruktion trägt dann doch nicht ganz so weit wie zunächst vermutet. Spätestens nach den ersten 270 Seiten und dem dritten Wechsel der Erzählperspektive erwartet man mehr als nur einen vierten Durchgang durch die spätmoderne Hölle der Zweierbeziehung.

Darüber hinaus haben die Figuren, die sich als Erzähler gegenseitig sämtliche Geheimnisse genommen haben, inzwischen so sehr an Gewicht verloren, daß die Autorin sie zuletzt noch mit dem Ballast der neueren deutschen Geschichte beschweren muß: "Freiheit" rufen die Menschen im Radio, als Judith im Herbst 1989 ein neues Leben beginnt. Es gibt kein glückliches Ende für einen Roman, aber es gibt einen Punkt, den man nicht überschreiten sollte. Tschechow, der Autor der "kleinen Romane" und kurzen Erzählungen, wußte das zum Beispiel.

KOLJA MENSING

Annette Mingels: "Die Liebe der Matrosen". Roman. DuMont Verlag, Köln 2005. 344 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Zurückhaltend äußert sich Rezensent Kolja Mensing über Annette Mingels Roman "Die Liebe der Matrosen", der in Form eines Reigens vom "klägliche Scheitern zwischenmenschlicher Beziehungen" erzählt. Er spricht von einem "narrativen Spiegelkabinett", das Mingel aufbaut: Von Episode zu Episode wechsle sie die Perspektive, "so dass die insgesamt vier Erzähler und Erzählerinnen sich ständig gegenseitig belauern und beobachten - und sich dabei immer weiter voneinander entfernen". Der Roman nimmt sich für Mensing zunächst aus wie ein "angenehm distanzierter Bericht aus dem emotionalen Alltag der Gegenwart". Allerdings wird der Roman zunehmend seinen Erwartungen nicht gerecht: Spätestens nach den ersten 270 Seiten und dem dritten Wechsel der Erzählperspektive, so Mensing, erwarte man mehr als nur einen "vierten Durchgang durch die spätmoderne Hölle der Zweierbeziehung". An Tschechow, auf den im Text angespielt wird, reicht der Roman nach Ansicht Mensings jedenfalls nicht heran.

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