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Karel Hynek Macha war der bedeutendste tschechische Dichter des 19. Jahrhunderts. Ein Frühvollendeter, dessen Name neben Novalis und Byron genannt wird. Viele seiner Gedichte wurden längst ins Deutsche übertragen. Zu entdecken bleiben sein romantischer Roman "Die Zigeuner", die Erzählungen und die ungewöhnlichen Tagebücher, deren Intimität die Leser staunen lässt. Ein Geheimnis liegt in der Herkunft des jungen Zigeuners, der sich in ein jüdisches Schankmädchen verliebt. Er sucht seine unbekannte leibliche Mutter und gerät, ohne es zu ahnen, in die Nähe des ihm ebenfalls unbekannten Vaters,…mehr

Produktbeschreibung
Karel Hynek Macha war der bedeutendste tschechische Dichter des 19. Jahrhunderts. Ein Frühvollendeter, dessen Name neben Novalis und Byron genannt wird. Viele seiner Gedichte wurden längst ins Deutsche übertragen. Zu entdecken bleiben sein romantischer Roman "Die Zigeuner", die Erzählungen und die ungewöhnlichen Tagebücher, deren Intimität die Leser staunen lässt.
Ein Geheimnis liegt in der Herkunft des jungen Zigeuners, der sich in ein jüdisches Schankmädchen verliebt. Er sucht seine unbekannte leibliche Mutter und gerät, ohne es zu ahnen, in die Nähe des ihm ebenfalls unbekannten Vaters, eines Grafen, unter dessen Ausschweifungen die Untertanen leiden.
In poetischen Bildern der böhmischen Wälder und Berge spiegeln sich zerklüftete Seelenlandschaften wider, Geschichten von Leidenschaft und Verrat, Liebe und Tod.
Das berühmte Versepos "Mai" wird in einer älteren Übertragung veröffentlicht.
Autorenporträt
Karel Hynek Macha (1810-1836) war einer der Hauptvertreter der tschechischen Romantik. Er schrieb Gedichte, Versepen (sein Hauptwerk "Mai", 1836), Romane ("Die Zigeuner", 1835), phantastische und historische Erzählungen, Dramen und Tagebücher.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.03.2001

Alles umsonst, alles unsagbar
Karel Hynek Mácha, der Heine der Tschechen, mit einer Auswahl aus Prosa, Poesie und Tagebüchern
Anfang des 19. Jahrhunderts war der Versuch einer europäischen Einigung unter dem Regiment Napoleons gescheitert. Die verschiedenen Volksgruppen waren sich jetzt vor allem im Streben nach Freiheit und Souveränität einig. Das Zeitalter der Nationalstaaten begann, und die Sprache gewann an Bedeutung. Wer also zum Beispiel im Habsburgerreich Tschechisch sprach, formulierte seinen Anspruch auf Identität gegen die Macht der Österreicher. Kaiser Josef II. hatte den Gebrauch der tschechischen Sprache in Schulen und Behörden bereits 1744 untersagt – sein Verbot bewirkte langfristig allerdings das Bekenntnis der Tschechen zur tschechischen Geschichte und eine neue Blüte der tschechischen Dichtung.
Als deren bedeutendster Repräsentant im 19. Jahrhundert gilt der Romantiker Karel Hynek Mácha. Er starb 1836 im Alter von 26 Jahren, nachdem er sich beim Bekämpfen eines Brandes mit Cholera infiziert hatte – das Löschwasser war verseucht gewesen. In den Jahrzehnten nach seinem Tod blieb Mácha weitgehend unbekannt. Seinen Status als Klassiker und Nationaldichter erlangte er zu Beginn des 20. Jahrhunderts – als sich die tschechische Nationalkultur institutionalisierte.
Mácha, in Prag geboren, wuchs in kleinen Verhältnissen auf. 1829 veröffentlichte er – noch auf Deutsch – seinen ersten Gedichtband, beeinflusst von der Lektüre Goethes, Schillers, aber auch der fantastischen Romantiker. Im darauf folgenden Jahr erheben sich die Polen gegen die russische Vorherschaft. Nach Niederschlagung ihres Aufstandes unterstützt Mácha in Prag flüchtige Freiheitskämpfer. Er lässt sich von ihnen und den Werken der polnischen Romantiker politisch wie ästhetisch inspirieren. Mácha begreift sich als national gesinnter Schriftsteller. Die Pflege der Volkssprache wird ihm zur vorrangigen Aufgabe. Er vertieft und erweitert sie, spielt vor allem in der Lyrik mit ihren Doppeldeutigkeiten – und ist so ein Vorläufer der literarischen Moderne. Den Heine der Tschechen nennt ihn Klabund.
Modern ist auch die hermetische Geschlossenheit seiner Werke. Im kleinen Roman Der Zigeuner entpuppt sich ein Zigeuner als unehelicher Sohn eines Grafen. Nach Entdeckung seiner Identität und Antritt seines Erbes zieht er als Zigeuner wieder in die Welt hinaus. Bis dahin wird geliebt und gestorben und mit dem Schicksal gerungen – doch ohne dass sich benennbare Folgen ergäben. Alles umsonst oder nicht mehr sagbar?
Mácha beantwortet die Frage nicht. In „Mai”, seinem bekanntesten Versepos, projiziert sich am Ende der Dichter selbst in unbestimmte, sprachstille Ferne: „Siehst du den Wandersmann, der durch die Wiesen spät / zum Ziele eilt, bevor das Abendrot vergeht? / Nein, diesen Wandersmann erblickst du nie mehr, nein, / bis er verschwindet dort in Felsgebirgen weit, / nie mehr, ach nimmermehr! Das ist mein künftig Sein. ”
Mácha, ein begeisterter Leser von Byron und Scott, bedient sich in seinen Romanen, Novellen und Versepen des Arsenals romantischer Topografie und der gothic novel: nebelverhangene Berge, dunkle Wälder, Burg und Klosterruine. Gleichzeitig tragen diese Versatzstücke aber auch nationalen Symbolcharakter. Mácha vermischt Faktisches – Orte und Personen der tschechischen Geschichte – mit Fiktivem. Ihm gelingt die Symbiose von phantastischer Ästhetik mit konkreter Historie – so wurde er von tschechischen Nationalisten ebenso verehrt wie von Prager Surrealisten.
Der Band „Die Liebe ging mit mir . . .” der Tschechischen Bibliothek der Deutschen Verlags-Anstalt macht mit einer umfangreichen Auswahl auf Mácha aufmerksam. Bis auf „Mai” sind alle Texte zum ersten Mal ins Deutsche übertragen – und sogar Auszüge aus Máchas Tage- und Notizbüchern sind dabei.
CARSTEN HUECK
KAREL HYNEK MÁCHA: Die Liebe ging mit mir . . . Prosa, Poesie, Tagebücher. Nachwort Holt Meyer. Hrsg. Natascha Drubek-Meyer. Tschechische Bibliothek. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart München 2000. 429 Seiten, 44 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Carsten Hueck präsentiert den tschechischen Nationaldichter, dessen Texte bis auf das Versepos "Mai" bislang noch nicht ins Deutsche übersetzt waren. Mácha, schreibt der Rezensent, stammte aus Prag, wo er 1836 geboren wurde. Er starb bereits im Alter von 26 Jahren an der Cholera. Bis dahin verfasste er an der Weimarer Klassik geschulte und an der polnischen Romantik orientierte Novellen, Romane und Versepen, die Hueck in ihrer hermetischen Geschlossenheit äußerst modern vorkommen. Klabund hätte ihn den "Heine der Tschechen" genannt, heißt es in der Rezension. Der Autor habe sich besonders um die tschechische Volkssprache bemüht, erläutert Hueck die Bedeutung Máchas für die Tschechen. Die von ihm bevorzugte Mischung aus Faktischem und Phantastischem habe den symbolischen Charakter seiner Dichtung betont. Die Textsammlung aus der "Tschechischen Bibliothek" der Deutschen Verlagsanstalt versammelt alle Textgattungen sowie Tagebuchauszüge des erst im 20. Jahrhundert wiederentdeckten tschechischen Nationaldichters.

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