Ein bemerkenswertes Werk, das den heutigen Lesern die damalige Zeit, die Künstlerszene und vor allem die Dichter Zwetajewa, Pasternak und Rilke durch ihre Briefe nahebringt.
Im Fokus steht das Jahr 1926, von März bis Dezember. In dieser Zeit wurde eine unmögliche Liebe in Briefen gelebt, erst
zwischen Zwetajewa und Pasternak, dann wurde Rilke hinzugezogen. Die drei Dichter befinden sich an…mehrEin bemerkenswertes Werk, das den heutigen Lesern die damalige Zeit, die Künstlerszene und vor allem die Dichter Zwetajewa, Pasternak und Rilke durch ihre Briefe nahebringt.
Im Fokus steht das Jahr 1926, von März bis Dezember. In dieser Zeit wurde eine unmögliche Liebe in Briefen gelebt, erst zwischen Zwetajewa und Pasternak, dann wurde Rilke hinzugezogen. Die drei Dichter befinden sich an drei verschiedenen Orten. Sie sehen sich nicht, es gibt also keine persönlichen Treffen in dieser Zeit. Dennoch entsteht eine Liebe, die die Seiten knistern lässt und auch nach fast hundert Jahren, dank der vielen Zitaten aus den Briefen, sehr lebendig und zum Greifen nah erscheint.
Man lernt Pasternak und Zwetajewa, ihr äußeres und inneres Leben, in diesem Jahr ganz gut kennen. Wie der Autor im Nachwort schreibt, ist dieses Jahr für die späteren Geschehnisse ausschlaggebend. Die beiden diskutierten z.B. über den Tod Sergej Essenins. Wenn man weiß, wie Zwetajewas Leben endet, findet die Bestätigung hierfür. Man versteht auch Pasternak besser, als er in späteren Jahren Schiwago schrieb und eine ähnliche Beziehung zu einer anderen Frau hatte. Er war da schon zum zweiten Mal verheiratet. Scheinbar war er so, dass er die Musen brauchte. Zwetajewa hat dieses Verhaltensmuster geprägt. Von Rilke erfährt man auch so einiges. Er war in dem Jahr aber schon 50, älter und kranker als die beiden Kollegen. In dieser Liebesbeziehung spielte er eine eher Nebenrolle.
Auch über die anderen Akteure in der künstlerischen Szene erfährt man so einiges. In Berlin war sie zu dieser Zeit gut präsent, genauso wie in Paris, da viele Künstler und ihre Bewunderer aus Russland dorthin emigriert hatten.
Die Ausflüge zu Essenin und Nabokov waren eine Bereicherung, fielen sie doch recht kurz aus.
Im Nachwort schreibt der Autor: „In der vorliegenden Darstellung der Geschichte habe ich versucht, den Zusammenhang inklusive des dazugehörigen Hintergrunds herauszuarbeiten… Dieses Buch basiert nicht auf einer wahren Geschichte, es versucht eine wahre Geschichte zu erzählen. Es geht darum, zu zeigen, welche außerordentliche Dimension diese Briefgeschichte hat. Es geht und Liebe und Poesie in der vollständigen Bedeutung der Worte. Alles liegt in den Worten, aber auch jenseits von ihnen.“
Größtenteils wurde die selbst gestellte Aufgabe ganz gut gemeistert. Diese Darstellung der Liebe in Gedanken, die heute wie ein Relikt der längst vergangenen Epoche wirkt, fiel aber schon sehr üppig aus. Weniger, knapper, stringenter wäre mehr, und besser, gewesen. In die gleiche Kerbe schlägt das Setzen der Schwerpunkte, mit dem ich nicht immer einverstanden war.
Dennoch ist es ein bemerkenswertes Werk geworden, das den heutigen Lesern die damalige Künstlerszene und vor allem die Dichter Zwetajewa, Pasternak und Rilke nahebringt.