Als sich der polnische Gelehrte Alexsander Mickiewicz im Sommer 1788 in die Tochter eines polnischen Aristokraten verliebt, ahnt er noch nicht, in welch sonderbare Verwicklungen er in Kürze geraten wird. Denn seine Herkunft ist mehr als mysteriös.Die Mutter seiner Angebeteten eröffnet ihm, das seine
leibliche Mutter von hoher Stellung war, er aber als Bastard auf die Welt gekommen ist. In…mehrAls sich der polnische Gelehrte Alexsander Mickiewicz im Sommer 1788 in die Tochter eines polnischen Aristokraten verliebt, ahnt er noch nicht, in welch sonderbare Verwicklungen er in Kürze geraten wird. Denn seine Herkunft ist mehr als mysteriös.Die Mutter seiner Angebeteten eröffnet ihm, das seine leibliche Mutter von hoher Stellung war, er aber als Bastard auf die Welt gekommen ist. In Begleitung des etwas eigentümlichen Marquis d'Angelique reist Mickiewicz von Polen nach Österreich und Frankreich und trifft dort auf eine Reihe von historisch verbürgten Personen wie Graf Mirabeau, Baron von Dietrich oder der Gräfin de la Fonchais.
Fast könnte man meinen, der Autor hätte in der Zeit gelebt, so plastisch und realistisch beschreibt er die Zeit politischer und gesellschaftlicher Umbrüche vor der französischen Revolution. Man merkt jeder Seite des Buches an, daß der Autor hier akribisch recherchiert hat und so breitet sich vor dem Leser ein bunter Bilderbogen vom ausgehenden 18. Jh. aus.
Die Dialoge, aus denen das Buch auch zum großen Teil besteht, sind eindeutig die große Stärke des Autors, sprachlich perfekt an die handelnde Zeit angepaßt, sind sie mit rhetorischer Raffinesse geschrieben, so das man des öfteren schmunzeln muß! Wie z.B. hier (Kapitel 3, Seite 34) :
"Eines noch, bevor ich Euch entlasse. Findet Ihr meine Tochter Ludomila in dem Maße reizvoll in dem eine Frau ihres Alters zu sein hat?"
"Wenn ich das Positive und das Negative gegeneinander aufrechne, so bleibt unter dem Strich nur ein Ergebnis, als das die Natur ihre weiblichen Reize nicht eben allzu üppig bedachte."
"Wie darf ich diese Worte verstehen Herr Mickiewicz?"
"Ist es mir erlaubt in aller Offenheit zu sprechen?"
"Zögert nicht. Redet frei und ohne Scheu. Ich muss die Wahrheit wissen!"
"Die Wahrheit ist nicht immer angenehm!"
"Ihr weicht mir aus Herr Mickiewicz."
"Sie ist hässlich, werte Fürstin!" Bei einer derartigen Konversation fühlt man sich unweigerlich in die betreffende Zeit versetzt und obwohl man im Roman erstaunlich wenig Beschreibungen vom Äußeren der Personen, der Kleidung oder vom Mobilar findet, sieht man die Figuren regelrecht vor sich.
Circa in der Mitte des Buches gibt es einige Kapitel die sich für meinen Geschmack zu sehr mit philosophischen Disputen befaßt haben, ich fand das ein wenig langatmig, aber da kann man wohl geteilter Meinung sein.
Oft wird ja in historischen Romanen das Fehlen von Anmerkungen u. weiterführende Hinweise zu historischen Personen und Ereignissen anmoniert, darüber kann man nun bei Richard K. Breuer nicht klagen! Fast 20 Seiten mit Anmerkungen und Quellenangaben, da bleibt eigentl. kein Wunsch offen, allerdings muß ich zugeben, das ich in dem Gewirr von Fußnoten, Kürzeln und in Klammern gesetzten Hinweisen etwas den Übelblick verloren habe und das ständige Herumgeblätter stört auch ziemnlich den Lesefluß.
Die Geschichte, die recht rasant begann, stagiert im 2. Drittel etwas um dann auf ein recht ungewöhnliches Ende zuzusteuern. Das letzte Kapitel hat es auch wirklich in sich, denn da erfährt der Leser dann, was es mit der Liebesnacht des Dichters Tiret auf sich hat. Der Aha-Effekt, der sich daraus ergibt, wird aber ein wenig dadurch getrübt, das das Buch dann abrupt zu Ende ist. Aufklärung über verschiedene offene Fragen gibt es dann sicher erst im 2. Teil. Sehr amüsant und unterhaltsam zu lesen, aber mit Sicherheit kein historischer Krimi.
Fazit: mit einer sehr schön und geschliffenen Sprache geschrieben und vor allem hervorragend recherchiert, fühlt man sich als Leser in die entsprechende Zeit versetzt! Das offene Ende mag zwar eine perfekte Weiterleitung zum 2. Teil sein, hat aber bei mir einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlassen.