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Wahrheit - was ist das? Ist jeder, der nicht die ganze Wahrheit sagt, ein Lügner? Und hat derjenige die Wahrheit unbedingt auf seiner Seite, der fest davon überzeugt ist, "wahr" zu sprechen? Ist Wahrheit eine unverrückbare Größe, die im Laufe der Menschheitsgeschichte keinen wechselnden Definitionen unterworfen war? Sind alle Politiker Lügner, nur weil sie die Versprechen des Wahlkampfs nach gewonnener Schlacht nicht einlösen? Und wer sagt eigentlich, dass die Unwahrheit etwas zu Verdammendes sei? Wo hört die Wahrheit auf, wo fängt die Lüge an? Allen noch so pathetischen Beteuerungen von…mehr

Produktbeschreibung
Wahrheit - was ist das? Ist jeder, der nicht die ganze Wahrheit sagt, ein Lügner? Und hat derjenige die Wahrheit unbedingt auf seiner Seite, der fest davon überzeugt ist, "wahr" zu sprechen? Ist Wahrheit eine unverrückbare Größe, die im Laufe der Menschheitsgeschichte keinen wechselnden Definitionen unterworfen war? Sind alle Politiker Lügner, nur weil sie die Versprechen des Wahlkampfs nach gewonnener Schlacht nicht einlösen? Und wer sagt eigentlich, dass die Unwahrheit etwas zu Verdammendes sei? Wo hört die Wahrheit auf, wo fängt die Lüge an? Allen noch so pathetischen Beteuerungen von Moralaposteln, Glaubenskommissionen und selbst ernannten Sittenwächtern zum Trotz: Die Unwahrheit gehört in diese Welt, sie ist fester Bestandteil menschlichen Zusammenlebens. Gar das Salz der Erde, weil man sich nur über sie so aufregt? Die Auseinandersetzung um Wahrheit und Unwahrheit reicht bis weit in die Antike zurück. Und sie wird heute noch mit großer Vehemenz geführt - mit den manchmal gleichen Argumenten wie damals. Jeremy Campbell, Journalist und Korrespondent des Evening Standard in Washington D.C., ist ein grandioser Rückblick auf 2000 Jahre abendländische Geistesgeschichte gelungen. Mit sicherer Feder wendet er sich diesem hoch komplexen Themengebiet zu, in das Gedanken aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen Eingang gefunden haben: aus Philosophie, Ethik, Psychologie, Soziologie, Biologie und Theologie. In komprimierter Form, aber höchst anschaulich und anhand zahlreicher Belege zeichnet er den Diskussionsverlauf nach, zeigt die Höhepunkte, wann neue Argumente in die Debatte kamen, um am Ende zu dem Fazit zu gelangen, dass ein Ende nicht abzusehen ist. Denn die Frage 'Wahrheit - was ist das?' wird die Menschen auch weiterhin begleiten und nie end-gültig zu beantworten sein. Ein Buch, das dem Fragenden Argumente liefert und Hinweise gibt, in welche Richtung sich die Diskussion in Zukunft bewegen könnte. Ein Buch der anspruchsvollen Inhalte, das den Leser nicht mit billigen Tipps abspeist.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mit einer in den Augen von Rezensent Michael Mayer "riskanten Hypothese" begründet Jeremy Campbell in seiner "Geschichte der Unwahrheit" die "Lust an der Lüge", wenn er Lüge und Unaufrichtigkeit auf der Seite des Lebens sieht, und sie als "Schmiermittel" preist, das die Gesellschaft am Laufen halte. Da meint Mayer deutlich den "kalten Atem Nietzsches" mit seiner Entlarvung der Lebensfeindlichkeit des tradierten Wahrheitspathos zu spüren. Campbell sieht aber auch, dass "Lüge nur in einem gesellschaftlichen Umfeld Aussicht auf Erfolg hat, das die Wahrhaftigkeit" pflegt, zitiert Mayer den Autor. Womit er für Mayer der Wahrheit selbst, wenn auch auf krummem Weg, die Ehre erweist. Campbells "Geschichte der Unwahrheit" zeichnet sich nach Ansicht Mayers durch ihr "journalistisches Gespür für Verdichtung und Anschaulichkeit" aus, wobei man zuweilen allerdings auch einige "Vergröberungen" in Kauf zu nehmen hat.

© Perlentaucher Medien GmbH