Der Überlieferung nach soll Königin Elisabeth „The Merry Wives of Windsor“ bei William Shakespeare in Auftrag gegeben haben. Sie wünschte sich „a Play of Sir John Falstaff in Love“ und der große Dramatiker erfüllte ihr den Wunsch innerhalb von zwei Wochen. Die Queen war von der Figur des Sir John
Falstaff in „Heinrich IV.“ so begeistert, dass sie diesen unbedingt ein weiteres Mal auf der Bühne…mehrDer Überlieferung nach soll Königin Elisabeth „The Merry Wives of Windsor“ bei William Shakespeare in Auftrag gegeben haben. Sie wünschte sich „a Play of Sir John Falstaff in Love“ und der große Dramatiker erfüllte ihr den Wunsch innerhalb von zwei Wochen. Die Queen war von der Figur des Sir John Falstaff in „Heinrich IV.“ so begeistert, dass sie diesen unbedingt ein weiteres Mal auf der Bühne erleben wollte, allerdings in einem anderen Genre. Damit lässt sich die Entstehungsgeschichte ziemlich eingrenzen, nämlich im Anschluss an die Historie „Henry IV.“ (1596/97).
War Falstaff in „Henry IV.“ noch ein in Ungnade gefallener und sterbender Soldat, so verkörpert er in „Die lustigen Weiber von Windsor“ einen Heiratsschwindler, der in völliger Überschätzung seiner männlichen Ausstrahlung gleich zwei Damen die Ehe verspricht, um sie anschließend um ihr Vermögen zu prellen. Mrs. Ford und Mrs. Page sind die Frauen zweier wohlhabender Bürger, denen er feurige Liebesbriefe schreibt.
Die beiden Frauen hinterschauen natürlich Falstaffs Werben und wollen ihm eine Lektion erteilen. So wird er zu einem Stelldichein ins Haus der Fords eingeladen, doch als er hier den Ver-liebten spielt, wird die unerwartete Heimkehr des eifersüchtigen Ehemanns angekündigt. Die beiden listigen Frauen verstecken den Möchtegern-Liebhaber in einem Korb mit schmutziger Wäsche, wo er schließlich in die Themse gekippt wird. Auch das zweite Rendezvous geht ziemlich schief, wieder muss Falstaff fliehen, dieses Mal in Verkleidung eines alten Weibes und be-zieht dennoch eine fürchterliche Prügel von Mr. Ford. In einer großen Maskerade im Wald von Windsor wird Falstaff nicht nur mit einem Hirschgeweih ausgestattet sondern auch ein drittes Mal an der Nase herumgeführt.
Um die Verwirrungen und Erheiterungen vollständig zu machen, hat Shakespeare noch eine Parallelhandlung und ein weiteres Liebesproblem in sein Stück eingebaut. Anne, die hübsche Tochter der Pages, wird dabei gleichzeitig von drei Freiern umworben. Mutter Page favorisiert einen französischen Arzt, Vater Page dagegen einen walisischen Pastor und Schulmeister. Anne entscheidet sich jedoch für den jungen, aber mittellosen Adligen Fenton.
Der Shakespeare-Kenner Frank Günther legte nun eine moderne und frische Übersetzung vor. Damit machte er die Komödie, die nicht zu den tiefgründigsten Shakesperare-Stücken gehört und in Deutschland meist nur als Oper von Otto Nicolai bekannt ist, wieder einem großen Lesepublikum bekannt. In seiner Rubrik „Aus der Übersetzerwerkstatt“ hinterfragt Günther das Grundmuster und die Handlungsmechanik dieser Situationskomödie. Auch die Übersetzung zahlreicher Fremdwörter hat er der heutigen Gegenwartssprache angeglichen. Darüber hinaus gibt Günther zahlreiche Anmerkungen zum Text, die u.a. auf Besonderheiten und Schwierigkeiten bei Übersetzung hinweisen.
Abschließend setzt sich der Sprach- und Literaturwissenschaftler Joachim Frenk in seinem Essay „Der dicke Ritter und der herbe Charme der Bourgeoisie“ u.a. dem sozial und moralisch abgesunkenen Ritter Falstaff auseinander, der in die Welt der Bürger Windsors eindringt. Diese Auseinandersetzung der Geschlechter und Klassen wird von den lustigen Weibern auf schelmische und doch glänzende Art geführt. Komplettiert wird die zweisprachige dtv-Ausgabe durch einige Literaturhinweise und eine Auswahl von „Die lustigen Weiber von Windsor in der Musik und im Film“.