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Wer die Nachrichten von morgen heute schon verstehen möchte
Die großen internationalen Konflikte des 21. Jahrhunderts sind heute bereits angelegt. Mit bestechender Klarsicht identifiziert der Politikexperte Tim Marshall, welche zehn Regionen die größten Krisenherde der nahen Zukunft darstellen. Er erklärt, welche Rolle geographische Faktoren spielen, wer in die Konflikte verwickelt ist und welche Lösungen es geben könnte. So wird Australien im Pazifik mit der Supermacht China konfrontiert sein, Griechenland mit der Türkei um Gebiete im Mittelmeer kämpfen, die Sahelzone eine neue…mehr

Produktbeschreibung
Wer die Nachrichten von morgen heute schon verstehen möchte

Die großen internationalen Konflikte des 21. Jahrhunderts sind heute bereits angelegt. Mit bestechender Klarsicht identifiziert der Politikexperte Tim Marshall, welche zehn Regionen die größten Krisenherde der nahen Zukunft darstellen. Er erklärt, welche Rolle geographische Faktoren spielen, wer in die Konflikte verwickelt ist und welche Lösungen es geben könnte. So wird Australien im Pazifik mit der Supermacht China konfrontiert sein, Griechenland mit der Türkei um Gebiete im Mittelmeer kämpfen, die Sahelzone eine neue Flüchtlingskrise in Europa hervorrufen und der Weltraum unterschiedlichste Besitzansprüche wecken - ein äußerst spannendes Buch, das uns die Augen für die großen Herausforderungen der kommenden Jahre öffnet.
Autorenporträt
Tim Marshall, Jahrgang 1959, ist renommierter Experte für Außenpolitik und internationaler Bestsellerautor. ¿Die Macht der Geographie¿, 2015 bei dtv erschienen, wurde in 30 Sprachen übersetzt und weltweit millionenfach verkauft. 2020 folgten mit ¿Die Macht der Geographie im 21. Jahrhundert¿ und 2023 mit ¿Die Geografie der Zukunft¿ die nächsten Bestseller über brisante Krisenherde der Welt.
Rezensionen
Ein ebenso sachkundiges wie spannendes Buch, das uns die Augen für die bevorstehenden Herausforderungen der internationalen Politik öffnet. Die Presse 20220113

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Jürgen Zimmerer hält Tim Marshalls Versuch, unsere Welt anhand von Landkarten zu erklären, für gescheitert. Weder über die Zukunft an sich noch über die Krisen von morgen erfährt der Rezensent hier Wissenswertes. Stattdessen quält ihn der Autor mit Banalitäten und Stereotypen über bestimmte Weltregionen, ja mit Ressentiments und Voreingenommenheiten, etwa wenn er den Iran als Schurkenstaat abkanzelt oder den Begriff Europa allzu unreflektiert verwendet. Schade, findet Zimmerer, denn Geografie ist durchaus ein wichtiger Aspekt für das Verständnis von Geschichte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.02.2022

Die Welt ist komplizierter als zehn Landkarten
Der Versuch einer einfachen Erklärung ist spektakulär gescheitert

Viele wollen die Welt im 21. Jahrhundert erklären. Der britische Journalist Tim Marshall versucht dies in (nur) zehn Landkarten, und scheitert dabei spektakulär. Die "Ten Maps that Reveal the Future of Our World", so der Originaltitel, machen genau dies nicht. Sie zeigen weder die Zukunft der Welt, noch erklären sie, wie der deutsche Titel etwas bescheidener klingt, "die Politik von heute und die Krisen der Zukunft". Stattdessen häuft Marshall Banalität auf Banalität, garniert mit häufig zu findenden Stereotypisierungen etwa zum 'Volkscharakter' der Bewohnerinnen und Bewohner bestimmter Regionen.

Dies ist bedauerlich, denn dass Geographie wichtig ist, allerdings lediglich ein Faktor unter vielen, ist nicht von der Hand zu weisen: die Insellage Großbritanniens etwa oder der Umstand, dass Deutschland das europäische Land mit den meisten Nachbarn und den längsten Grenzen ist. Geschichte findet schließlich nicht nur in der Zeit statt, sondern auch im Raum; wahrlich keine neue Erkenntnis.

Dass mit dieser platten These immer noch Bestseller gemacht werden können, auch Marshall hatte das vor fünf Jahren schon einmal praktiziert, zeigt zweierlei.

Erstens: Die im Übergang von der kolonialen zur postkolonialen Globalisierung tief verunsicherte Bevölkerung des globalen Nordens sehnt sich offenbar nach eindeutigen Antworten und klarem Kompass. Man will die Welt verstehen, und das möglich einfach und eindeutig. Der Hinweis auf die Geographie scheint dies anzubieten.

Zweitens: Die historische und politikwissenschaftliche Analyse ebendieser epochalen Transformation hat den Faktor Geographie zu lange ignoriert und damit Platz gemacht für vulgärpolitologische Interpretationen.

Warum gerade die deutsche Politik und die (politische und historische) Wissenschaft die Geographie lange Zeit nur stiefmütterlich behandelt hat, ist mit durchaus nachvollziehbaren Gründen zu erklären. Zu sehr war die geopolitische Interpretation der Welt Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts missbraucht worden, auch zur Rechtfertigung der Gewalt, die insbesondere von Deutschland ausging. Aber auch international bildeten Geo- und Klimadeterminismus, wonach Geographie und Klima auch Auswirkungen auf die "Völkerpsychologie" hätten, die Grundlage für mannigfaltige Ausprägungen von Rassismus.

Friedrich Ratzel etwa popularisierte die Politische Geographie, die Anthropogeographie, aber auch eine Form des Geodeterminismus, der einer Vorstellung von der entscheidenden Rolle von "Boden" und Klima auf die Geschicke, aber auch die "Natur" der dortigen "Völker" den Weg bereitete. Aus den Möglichkeiten der Geographie wurde ein Korsett für die einen, eine Rechtfertigung der eigenen Überlegenheit für die anderen. "Blut und Boden" war nicht weit.

So weit geht Marshall nicht, einerseits, andererseits neigt er zur völkerpsychologischen Interpretation, bedient sich selbst stereotypisierender Darstellungen, wobei nicht deutlich wird, ob er diese nur als narratives Mittel einsetzt oder diese holzschnittartigen Erzählungen Grundlage vor allem seiner historischen Analysen sind. So tritt in der Beschreibung der Folgen des Ersten Weltkrieges und des Friedens von Versailles ein "rachsüchtiges Frankreich" auf, während es bei der Darstellung der Geschichte Saudi-Arabiens heißt, lokale Führer in Saudi-Arabien hätten "schnell einen Krummsäbel" an ihrer "Kehle gehabt".

Auch kann sich Marshall nicht entscheiden, wie prägend die Geographie nun wirklich ist. "Ja. Politiker sind wichtig, aber die Geographie ist noch wichtiger", heißt es an der einen Stelle,

"Die Geographie muss kein Schicksal sein - die Menschen haben da durchaus Spielraum -, aber sie spielt eine wichtige Rolle" eine Seite weiter. Ja was denn nun? Es ist jedoch der durchscheinende Determinismus, der einfache Antworten verspricht, statt komplexer Argumente, der dem Buch etwas seltsam Unseriöses gibt.

Marshall nimmt auch die zeitgeistgetriebene, kosmopolitische, netzaffine Elite aufs Korn. Diese behaupte, irrtümlicherweise natürlich, "unser Planet sei wieder zur Scheibe geworden, zu einer flat world, weil die Kommunikation und die finanziellen Transaktionen im virtuellen Raum die Entfernungen aufheben und Berge und Meere bedeutungslos werden". Damit liege sie aber völlig falsch, wie er, Marshall, weiß: "Diese 'flache' Welt existiert aber nur für jenen Bruchteil der Weltbevölkerung, der sich zu Videokonferenzen zusammenfindet oder in den Flieger steigt, um auf einem anderen Kontinent einen Vortrag zu halten. Die große Masse der acht Milliarden Menschen auf dem Planeten macht völlig andere Erfahrungen."

Diese "Erfahrungen" der großen Mehrheit ist die einer traditionellen, statischen Welt, die sich nicht ändert. Aber wo sollte diese Welt sein? Es gibt wohl kaum einen Platz auf diesem Globus, in der das Handy nicht bereits Einzug hielt und von der Kommunikation bis zu Bankgeschäften das Leben verändert. Das Verhältnis zwischen beiden, der alten Welt zur Welt 2.0 auch außerhalb der Kaffeehausketten und der digitalen Boheme, wäre eine wirklich lohnende Analyse gewesen. Ebenso die Frage nach dem Verhältnis des Ortsgebundenen zum Ortsungebundenen. Stattdessen Reflexionen über Wüsten und Gebirgsketten und Sätze wie "jeder, der den Iran besetzen will", müsse "entweder ein Sumpfgebiet, hohe Berge oder eine Wüste durchqueren". Den Stuxnet-Virus hielt dies nicht ab, die Zentrifugen in der iranischen Uran-Anreicherungsanlage in Natanz zu zerstören.

Richtig ärgerlich wird es, wenn sich in seine Analysen politische Wertungen einschleichen, die mit Geographie nichts zu tun haben, etwa wenn er den Iran, der "die Zukunft des Nahen Ostens" gestalte, als "Schurkenstaat mit einer nuklearen Agenda, der seinen Einfluss darauf gründet, dass er einen 'Schiitischen Korridor' zum Mittelmeer über Bagdad, Damaskus und Beirut offenhält", bezeichnet.

Ähnlich voreingenommen und Ressentiments schürend ist seine Beobachtung: "Als Einfallstor nach Europa gehört Griechenland zu den Ländern, die jede neue Welle von Migration als erste zu spüren bekommen." Für jemanden, der so sehr die Geographie betont, wäre es nicht zu viel verlangt gewesen, auch den Begriff Europa, das es als geographische Einheit ja gar nicht gibt, zu reflektieren. Und dass die Vokabeln "Einfallstor", "Welle" und "Migration" ganz bestimmte Bilder evozieren, ist sicherlich auch Marshall klar. Das Buch ist als Quelle interessant, als Analyse ist es bestenfalls ein Ratzel für Arme. JÜRGEN ZIMMERER

Tim Marshall: Die Macht der Geographie im 21. Jahrhundert. 10 Karten erklären die Politik von heute und die Krisen der Zukunft.

Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2021. 416 S., 24,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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