Wie ein deutscher Professor ein Buch schreibt
Da liest ein Professor für Religionssoziologie ein paar Bücher und schon schreibt er ein Neues. Klar werden die ersten Kapitel benötigt, um den Rest zu verstehen, aber außer im letzten Kapitel ist der Eigenanteil gering. Wörter werden definiert, die
keine Definition brauchen, aber die titelgebende Macht und Heilig kommen erst sehr spät vor. Dann…mehrWie ein deutscher Professor ein Buch schreibt
Da liest ein Professor für Religionssoziologie ein paar Bücher und schon schreibt er ein Neues. Klar werden die ersten Kapitel benötigt, um den Rest zu verstehen, aber außer im letzten Kapitel ist der Eigenanteil gering. Wörter werden definiert, die keine Definition brauchen, aber die titelgebende Macht und Heilig kommen erst sehr spät vor. Dann wird immer schön aufgezählt, damit die Studentin auch gut geprüft werden kann, ob sie schön auswendig gelernt hat.
Also ran ans Werk: In der Einleitung schreibt der Autor, Gläubige können die Säkularisierung heute nicht mehr mit der Verlust aller Moral gleichsetzen (21). Religion werde heute als mysteriöses Phänomen empfunden (22), was schon für den Philosophen David Hume galt, der im ersten Kapitel zeigt, dass 1. mit dem Monotheismus die Religionsgeschichte nicht begann. 2. wachse aus den Emotionen der Menschen der Polytheismus und 3. oszilliere die Geschichte zwischen Mono- und Polytheismus. 4. sei der Polytheismus toleranter (33-36). Zehn Seite später schreibt er, dass die Thesen empirisch alle nicht haltbar sind.
Dennoch gab es in Deutschland aus drei Gründen Anhänger von Hume, weil
1. Glauben eher Akt des fühlenden statt des denkenden Menschen ist.
2. er Abstand nimmt vom Fortschrittsgedanken zu einem wechselnden Auf und Ab.
3. den Status religiöser Texte wie die Bibel neu formuliert (51f).
Dann behandelt er William James, der sich womöglich auf Schleiermacher bezog, aber diesen Exkurs habe ich ausgelassen. Er definiert nach Royce, dass Erfahrung notwendig, aber nicht hinreichende Bedingung für Einsicht ist. Aber Einsicht sei nicht die einzige Quelle des Glaubens. Es gäbe noch 2. Erfahrung, 3. Vernunft, 4. Willen, 5. Hingabe 6. Kummer oder Leid und 7. die Kirche mit ihren Traditionen.
Im dritten Kapitel wird Durkheimer besprochen. Er behauptet, dass ein Ritual dem Dogma vorrausgehe und letzteres nur mit ersterem zu verstehen ist. Das Ritual sei dann Quelle nicht alltäglicher Erfahrungen. Deswegen sollen man Mythen auf neue Art ernst nehmen. Und das Kapitel endet ausnahmsweise ohne jede Aufzählung.
Im folgenden geht es über Weber und Troeltsch, die zusammen in Heidelberg wohnten. Troeltsch arbeitete die innere Vielfalt des Christentums heraus: Universalismus und Individualismus mit
1. Zusammenprall von Ideal und Wirklichkeit
2. Typologie Kirche – Sekte – Mystik (ist schon Punkt 5, ich habe die ersten drei vergessen)
Weber spricht von Entzauberung was seitenlang diskutiert wird, so lang, dass Joas es nochmal systematisieren will. Und ich hätte mit dem nächsten Kapitel fortgesetzt, wenn nicht auf S.253 plötzlich das Heilige als Erfahrungen der Selbsttranszendenz definiert würde, wo das Reich des Göttlichen vom Irdischen getrennt ist.
Nun aber zur Achsenzeit, die alle Welt mit Jaspers verbindet, den Autor aber zu einem themafremden Exkurs über Lasaulx verleitet. Kapitel 6 wiederholt Kapitel 3, bis Gemeindereligiösität, Rationalisierung und Modernisierung als Prozessbegriffe eingeführt werden.
Dann werden Askese und Mystik noch jeweils mit den Adjektiven weltflüchtig und innerweltlich verbunden.
Erst das letzte Kapitel behandelt das Thema des Titels mit fünf Schritten zur Theorie der Sakralisierung:
1. Konzeption des menschlichen Handels
2.Konstitution des Selbstmordversuch
3. Prozeß [sic!] der Selbstbildung
4. Dimension des Ergriffenseins
5. Erfahrungen der Selbsttranzendenz
In der Macht des Heiligen liegen tiefen Quellen unserer Lebenskraft, wie im Akt der Weihe.
Alternative zur Heiligung des Herrscher ist die Sakralisierung des Volkes oder der Person.
Mit 1. Ausbleibende Wohlwollen beim Opfer, 2. Umverteilungswirkungen und 3. Tabuierung durch Häuptling oder Priester werden noch drei Konfliktherde genannt.
Als gebildeter Mensch kannte ich Weber vorher, der Rest war mir weitgehend neu, was mich wohl durchhalten ließ, aber nur weil ich lange nicht mehr gelesen haben, was Professoren in ihrem Elfenb