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Nach vielen Jahren ist der unselige Krieg zwischen den beiden verfeindeten Königreichen vorüber - die Liebe stiftete Frieden. Doch mitten in die Vorbereitungen zu Fantaghiros Hochzeit mit Romualdo platzt eine furchtbare Nachricht: Die Roten Samurai, schreckliche Krieger, fallen in alle Länder ein und rauben jedes Königskind, das ihnen in die Hände fällt. In letzter Minute gelingt es Fantaghiro, die Kinder ihrer Schwestern in Sicherheit zu bringen. Doch sie hat dafür einen hohen Preis zu zahlen: Romualdo wird in eine steinerne Statue verwandelt. Hinter all dem Unheil steckt Tarabas, der Herrscher des Dunkels...…mehr

Produktbeschreibung
Nach vielen Jahren ist der unselige Krieg zwischen den beiden verfeindeten Königreichen vorüber - die Liebe stiftete Frieden. Doch mitten in die Vorbereitungen zu Fantaghiros Hochzeit mit Romualdo platzt eine furchtbare Nachricht: Die Roten Samurai, schreckliche Krieger, fallen in alle Länder ein und rauben jedes Königskind, das ihnen in die Hände fällt. In letzter Minute gelingt es Fantaghiro, die Kinder ihrer Schwestern in Sicherheit zu bringen. Doch sie hat dafür einen hohen Preis zu zahlen: Romualdo wird in eine steinerne Statue verwandelt. Hinter all dem Unheil steckt Tarabas, der Herrscher des Dunkels...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.05.2000

Der Marathonläufer war schon tot, als er ankam
Ein Überlebender des rumänischen Holocaust erinnert sich

Matei Gall: Finsternis. Durch Gefängnisse, KZ Wapniarka, Massaker und Kommunismus. Ein Lebenslauf in Rumänien 1920-1990. Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn. Hartung-Gorre-Verlag, Konstanz 1999. 340 Seiten, 48,- Mark.

Der Name "Transnistrien" verbindet sich gegenwärtig mit dem schwelenden Konflikt um die von Moskau-treuen Separatisten im Osten der Republik Moldowa ausgerufene Transnistrische Republik, die das linke Ufer des Dnjestr als eigenes Territorium beansprucht. Weniger bekannt ist die grausame Geschichte, die hinter diesem Namen steht. Im August 1941 trat Hitler das ukrainische Gebiet zwischen Dnjestr, Bug und Schwarzem Meer als Kriegsbeute an den verbündeten Militärdiktator Ion Antonescu ab, als Belohnung für die Beteiligung Rumäniens am deutschen Einmarsch in die Sowjetunion. Bis zur Rückeroberung durch die Rote Armee im März 1944 stand das Land "jenseits des Dnjestr" unter rumänischer Verwaltung. "Transnistrien" wurde für die gesamte jüdische Bevölkerung der Ukraine und für Hunderttausende rumänischer Juden zum Inbegriff des Schreckens, zu einem vergessenen Ort des Holocaust. Pogrome und Massenexekutionen wie in den Städten Odessa und Iasi oder der Provinz Golta, Tod durch Misshandlungen, Hunger, Kälte und Typhusepidemien in Ghettos und Konzentrationslagern machten das Land zum Massengrab. Mit und ohne Beteiligung von deutschen Einsatzgruppen und SS-Trupps trieb Antonescu im Schatten des Krieges die Jagd auf die jüdische Bevölkerung mit einer so gnadenlosen Gründlichkeit voran, dass Hitler ihm besondere Anerkennung zollte, zumal der Hauptanteil der Verbrechen noch vor den Beschlüssen der Wannsee-Konferenz verübt wurde. Mitte August 1942 war fast die Hälfte aller rumänischen Juden ermordet worden.

Die Forderung, eigene Verantwortung für die antisemitischen Massenverbrechen anzuerkennen, stößt in Rumänien bis heute auf starke öffentliche Abwehrreaktionen, die mitunter bis zur Leugnung der Tatsachen gehen. Zugleich machen sich seit Jahren rechtsextreme Kreise dafür stark, die Rehabilitierung des Antonescu-Regimes voranzutreiben und den 1946 hingerichteten Diktator durch Straßennamen oder Denkmäler aufzuwerten. Im Juni 1999 fand im rumänischen Senat sogar eine Gedenkminute zum Jahrestag der Hinrichtung statt.

Seinen autobiographischen Bericht "Finsternis" versteht Matei Gall, der im Frühjahr 1944 ein Massaker im transnistrischen Rybniza überlebte, als nachdrückliche Zeugenaussage gegen solche Bestrebungen und darüber hinaus als "Teil des kollektiven Gedächtnisses" der Shoah, nicht nur innerhalb Rumäniens. Er stellt sich kaum zu bewältigende Ansprüche. Neben der Untersuchung der psychologischen Vorgänge, die aus einem idealistischen Jugendlichen einen funktionierenden Parteikader formten, steht die fast obsessive Vergegenwärtigung der Todeserfahrung und des Leidens im Lager. Darüber hinaus verlangt Gall von sich selbst, die dramatischen Wendungen der eigenen Geschichte nicht einfach zu rekapitulieren, sondern im Zusammenhang mit dem Jahrhundert des Holocaust zu begreifen. Ein solches Unternehmen muss an Grenzen stoßen, zeichnet sich jedoch durch die Offenheit und Beharrlichkeit aus, mit der der Autor die unermüdliche Selbstbefragung transparent macht und detailgenaue Beobachtungen aus dem Gedächtnis gräbt, deren Bedeutung er im Rückblick neu zu analysieren vermag.

Das gilt besonders für die aufschlussreiche Beziehungsgeschichte des achtzehnjährigen Sohns einer jüdischen Kaufmannsfamilie mit der von 1924 an verbotenen KP, der er fast 30 Jahre, von 1938 bis 1966, angehörte und deren interne Organisation er ausgerechnet im Gefängnis des faschistischen Klassenfeinds kennen lernte.

In der Haftanstalt für politische Gefangene von Karansebesch, in der er von 1941 an wegen vermuteter staatsfeindlicher Kontakte drei Jahre Haft verbüßen soll, macht er innerhalb eines illegalen Häftlingskollektivs die stärkende Erfahrung praktizierter Solidarität, erfährt aber auch, wie die totalitären Strukturen des späteren Machtapparats herausgebildet werden. Denn im vierten Stock des Gefängnisses sitzt die damalige Führungselite der Partei ein, die sogleich mit einer internen Untersuchung des Fehlverhaltens beginnt, das zur Verhaftung der neu eingelieferten Genossen geführt hat. Das junge Parteimitglied Gall lernt bald, dass die geforderte Aufrichtigkeit gegenüber dem Untersuchungsausschuss keineswegs honoriert wird und Kritik nur von oben nach unten erlaubt ist. Im Rückblick erkennt er schon hier die beginnende Brechung des eigenen Willens und seine Verwandlung in einen gleichgültigen Menschen. Er erinnert sich an einen "Dienstboten", einen komplexbeladenen, nicht besonders aufgeweckten und unterwürfig wirkenden jungen Mann namens Nicolae Ceausescu, der den "Triumviren" - den Parteispitzen, die sich zu dritt eine Zelle teilten - das Essen brachte.

Trotz solchen im offenen Widerspruch zur Idee des Kollektivs stehenden Personenkults erfahren die Gefangenen den gemeinsamen Überlebenskampf subjektiv als Bewährungsprobe der revolutionären Ideale. Die Verschränkung von innerem Zusammenhalt und äußerer Bedrohung wird nur noch enger, als sich mit dem Beschluss zur "Evakuierung" der Juden aus Zentralrumänien die Gefahr für die jüdischen Gefangenen dramatisch verschärft. Von dieser letzten Attacke der rumänischen "Endlösung" bleiben etwa 250 000 Juden verschont, da Antonescu seine Pläne fallen lässt, kurz nachdem er begonnen hat, sie in die Tat umzusetzen - und stattdessen auf die erheblichen Deviseneinnahmen aus dem Verkauf von Auswanderungspapieren spekuliert.

Matei Gall wird jedoch noch im Herbst 1942 in einem Güterzug, auf dessen Waggons die Aufschrift "8 Pferde oder 40 Menschen" stand, ins transnistrische Konzentrationslager Wapniarka deportiert. Die Erfahrungen, die er in diesem Lager macht, lassen jeden inneren Zweifel an der Partei bedeutungslos werden. Gelähmte und verwahrloste, verbannte und ausgesetzte Menschen warten hier auf ihr unweigerliches Ende, und dass ein Überleben überhaupt möglich wird, ist für viele der organisatorischen Tatkraft zu verdanken, mit der sich das illegale Kollektiv der Kommunisten nach und nach an der Verwaltung des Lagers beteiligt, um ein Minimum an menschenwürdiger Infrastruktur durchzusetzen. Gall überlebt und entgeht, zufällig, kurz vor dem Durchbruch der Roten Armee, auch den Todesschüssen eines Massakers, das eine der SS unterstellte kalmückische Militäreinheit an etwa fünfzig im Gefängnis von Rybniza am Dnjestr eingeschlossenen Kommunisten verübt.

Die Todeserfahrung wird zum Bann, den der Überlebende von sich aus nicht mehr zu lösen vermag. Unter diesem Bann steht das im postfaschistischen Rumänien sich abspielende absurde Drama, das Gall auf die Rolle des überlebenden Zeugen und Trägers der Erinnerung verpflichtet hat. In dessen letztem Akt ist es die Partei, die die an das Überleben gekoppelte Bindung trennt. Während Gall - mittlerweile karriereträchtig zum Beamten des Außenministeriums avanciert - noch als lebendiges Denkmal des Martyriums der revolutionären Kämpfer den jährlich stattfindenden Gedenkfeiern beiwohnt, wird gegen ihn eine jener kafkaesken Untersuchungen eingeleitet, die im Zuge parteiinterner "Säuberungen" von wirtschaftspolitischen Misserfolgen ablenken und jede Regimekritik im Keim ersticken sollen. Ein "Terror der Autobiographien" beginnt, der ihm immer neue Versionen besonders des Massakers von Rybniza abverlangt und dessen Hauptverdachtsmoment, wie sich schließlich herausstellt, gerade die Tatsache seines Überlebens ist. Der Vorwurf, er sei davongekommen, weil er mit der SS oder einem westlichen Geheimdienst kollaboriert habe, führt zwar nicht zur Verhaftung, besiegelt aber den unwiderruflichen Bruch, den Abfall vom Glauben, den Verlust des bisherigen Lebensziels. Gall vergleicht sich mit Sartres Marathonläufer, der schon tot war, als er in Athen den Sieg Griechenlands meldete, der aber noch eine Weile lief, so wie die Toten noch eine Weile agierten, als seien sie lebendig, bis man sie ein zweites Mal beerdigt. Mit diesem "zweiten Sterben" endet der eigentliche Bericht, die Bilanz eines von der Hoffnung auf eine gerechtere Welt getragenen Lebens. Die folgenden Jahre am Rande einer sich durch Unterdrückung und Denunziation selbst auflösenden Gesellschaft sind im Zeitraffer zusammengezogen. Der Kreis hat sich zur inneren Finsternis geschlossen, die verspätet die Finsternis der transnistrischen Apokalypse eingeholt hat. "Die Gleichgültigkeit", schreibt Gall, "ist das Ergebnis eines langen Prozesses des Gehirns, sie kommt langsam, langsam, nach Wochen und Monaten und Jahren des Wartens unter ständigem Druck, bis die Vitalität, der Lebenswille, das Interesse für jenes gewisse Etwas nachlässt, sich verflüchtigt, zersetzt."

Matei Gall stellt 1965 mit seiner Familie den Antrag auf Auswanderung. In demselben Jahr wird Nicolae Ceausescu, der Diener aus dem vierten Stock des Gefängnisses von Karansebesch, zum Generalsekretär der Partei gewählt. Eine neue Etappe auf dem Weg zur "Vollendung des Sozialismus und des Übergangs zur höheren Stufe" beginnt.

SABINE FRÖHLICH

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