Der Bestseller aus Dänemark mit einer grandiosen Ermittlerin:
Journalistin Nora Sand.
Im Sommer 1985 verschwinden die dänischen Teenager Lulu und Lisbeth auf der Überfahrt nach England spurlos. Eine Suchaktion über Landesgrenzen hinweg verläuft im Nichts. Jahrzehnte später fällt Nora Sand, die in London für eine dänische Zeitung arbeitet, ein Foto der beiden in die Hände: Es zeigt die Mädchen in der Zeit nach ihrem Verschwinden. Nora lässt die Geschichte nicht los. Ihre Recherchen beginnen in Dänemark, wo die Mädchen in einem Heim aufwuchsen. Und führen zu dem englischen Frauenmörder Bill Hix. Der verbüsst im berüchtigten Gefängnis Wolfhall eine lebenslange Haftstrafe.
Nora ahnt nicht, welche Konsequenzen ihre Nachforschungen haben. Die Suche nach der Wahrheit ist gefährlich ...
Journalistin Nora Sand.
Im Sommer 1985 verschwinden die dänischen Teenager Lulu und Lisbeth auf der Überfahrt nach England spurlos. Eine Suchaktion über Landesgrenzen hinweg verläuft im Nichts. Jahrzehnte später fällt Nora Sand, die in London für eine dänische Zeitung arbeitet, ein Foto der beiden in die Hände: Es zeigt die Mädchen in der Zeit nach ihrem Verschwinden. Nora lässt die Geschichte nicht los. Ihre Recherchen beginnen in Dänemark, wo die Mädchen in einem Heim aufwuchsen. Und führen zu dem englischen Frauenmörder Bill Hix. Der verbüsst im berüchtigten Gefängnis Wolfhall eine lebenslange Haftstrafe.
Nora ahnt nicht, welche Konsequenzen ihre Nachforschungen haben. Die Suche nach der Wahrheit ist gefährlich ...
buecher-magazin.deNora Sand ist Korrespondentin einer dänischen Tageszeitung in London. Die investigative Journalistin sammelt alte Koffer und findet in einem einen Stapel Polaroids mit Abbildungen von Mädchen. Zwei erkennt sie wieder: Die Mädchen verschwanden vor rund 30 Jahren unter ungeklärten Umständen von einer Fähre. Mit dem Koffer, der sich einem inhaftierten Serienmörder zuordnen lässt, gibt es nun eine neue Spur. Nora übergibt ihn der Polizei, recherchiert die Vorgeschichte der Mädchen und nimmt Kontakt zu ihrem mutmaßlichen Mörder auf. Als er tatsächlich zu einem Gespräch mit ihr bereit ist, wird sie für die Polizei und ihn zu einer Schlüsselfigur in der neu aufgerollten Mordermittlung. Theils' Erstling besticht durch eine gelungene Initialidee, die von einem realen Serienmörder inspiriert ist, dessen Fotosammlung Aufschluss über den Verbleib etlicher Vermisster gab. Der Roman entwickelt einen Sog, hat eine sympathische Hauptfigur und eine schöne, klare Sprache. Auch die realistisch geschilderte journalistische Arbeit bereichert. Ein wenig schade ist, dass, obwohl der Roman wie ein klassischer, detaillierter Ermittlungskrimi beginnt, er sich gen Ende in einen teils unrealistischen Thriller verwandelt.
© BÜCHERmagazin, Meike Dannenberg (md)
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.06.2017Dänemark, du kannst es besser: Zu viele Zutaten verderben den Krimiwurstsalat
Es war einmal ein Koffer, den eine Journalistin beim Trödler erstand. Aus dem Koffer purzeln Fotos, die sie sofort an einen ungelösten Kriminalfall von vor dreißig Jahren erinnern - damals verschwanden zwei dänische Mädchen auf dem Weg nach England. Die Korrespondentin eines dänischen Nachrichtenmagazins beginnt zu recherchieren. Dabei trifft sie bei Scotland Yard ihren Jugendfreund wieder. Breite Schultern, weißes Hemd, schöne Augen, leider liiert. So hüpft mit Miss Nora Sand eine Vertreterin der Generation Latte macchiato ins Bild, die endlich Bewegung in den cold case bringt. Denn die Profiler vom Yard und andere Polizisten rätseln, ob eine Verbindungslinie zum Serienmörder Bill Hickley besteht, der angekettet im Hochsicherheitstrakt sitzt. Seinen samt und sonders jungen weiblichen Opfern hat er die Zunge herausgeschnitten. Ein Besuch in der Zelle der Bestie soll mit neuem Beweismaterial den Durchbruch bringen. Brechen tut stattdessen Hickely, und zwar aus. Er möchte sein Versprechen einlösen und Nora Sand umbringen.
Woran erinnert das? An Stieg Larsson, an Jussi Adler-Olsen und natürlich an Thomas Harris' "Das Schweigen der Lämmer". Wenn man sich also so dermaßen ungeniert bei berühmten Vorlagen bedient, möchte man der Autorin zurufen, dann wenigstens richtig. Aber das scheint heute niemanden mehr zu interessieren in den Lektoraten. Übersetzt wird interlinear - und also lausig. "Das Klicken wurde weniger" heißt es, wenn die Verschlussgeräusche der Kameras einer Fotografenmeute verstummen. Nicht jeder Duschgang, nicht jeder Einkauf muss auserzählt werden, auch die Zutaten für biologisch-dynamische Abendessen helfen der Spannung nicht auf die Sprünge, die erstmals auf Seite 100 auftritt, dann wieder zweihundert Seiten Pause macht. Auch hätte es nicht eines Showdowns bedurft, in dessen Verlauf die in der Kunst des Kickboxens versierte Nora ganz routiniert den Massenmörder im Nahkampf erledigt. Von der Liebesglasur, die rund um den Breitschultrigen aufgetragen wird, ganz zu schweigen.
Lone Theils - Jahrgang 1971, sechzehn Jahre in London für zwei dänische Blätter tätig, Kickboxerin - tut so, als hätte sie "Lund" nicht gesehen. Dass ihr früherer Arbeitgeber ihr Debüt als einen "wahnsinnig gelungenen Thriller" lobt, ist verzeihlich. Da Nora Sand mit einem zweiten Roman in Serienfertigung geht, wird es beim Rezept des Debüts bleiben. Vor Blähungen wird gewarnt. (hhm)
Lone Theils:
"Die Mädchen von der Englandfähre". Ein Fall für die Journalistin Nora Sand. Kriminalroman.
Aus dem Dänischen von Ursel Allenstein. Rowohlt Verlag, Reinbek 2017.
432 S., br. 9,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es war einmal ein Koffer, den eine Journalistin beim Trödler erstand. Aus dem Koffer purzeln Fotos, die sie sofort an einen ungelösten Kriminalfall von vor dreißig Jahren erinnern - damals verschwanden zwei dänische Mädchen auf dem Weg nach England. Die Korrespondentin eines dänischen Nachrichtenmagazins beginnt zu recherchieren. Dabei trifft sie bei Scotland Yard ihren Jugendfreund wieder. Breite Schultern, weißes Hemd, schöne Augen, leider liiert. So hüpft mit Miss Nora Sand eine Vertreterin der Generation Latte macchiato ins Bild, die endlich Bewegung in den cold case bringt. Denn die Profiler vom Yard und andere Polizisten rätseln, ob eine Verbindungslinie zum Serienmörder Bill Hickley besteht, der angekettet im Hochsicherheitstrakt sitzt. Seinen samt und sonders jungen weiblichen Opfern hat er die Zunge herausgeschnitten. Ein Besuch in der Zelle der Bestie soll mit neuem Beweismaterial den Durchbruch bringen. Brechen tut stattdessen Hickely, und zwar aus. Er möchte sein Versprechen einlösen und Nora Sand umbringen.
Woran erinnert das? An Stieg Larsson, an Jussi Adler-Olsen und natürlich an Thomas Harris' "Das Schweigen der Lämmer". Wenn man sich also so dermaßen ungeniert bei berühmten Vorlagen bedient, möchte man der Autorin zurufen, dann wenigstens richtig. Aber das scheint heute niemanden mehr zu interessieren in den Lektoraten. Übersetzt wird interlinear - und also lausig. "Das Klicken wurde weniger" heißt es, wenn die Verschlussgeräusche der Kameras einer Fotografenmeute verstummen. Nicht jeder Duschgang, nicht jeder Einkauf muss auserzählt werden, auch die Zutaten für biologisch-dynamische Abendessen helfen der Spannung nicht auf die Sprünge, die erstmals auf Seite 100 auftritt, dann wieder zweihundert Seiten Pause macht. Auch hätte es nicht eines Showdowns bedurft, in dessen Verlauf die in der Kunst des Kickboxens versierte Nora ganz routiniert den Massenmörder im Nahkampf erledigt. Von der Liebesglasur, die rund um den Breitschultrigen aufgetragen wird, ganz zu schweigen.
Lone Theils - Jahrgang 1971, sechzehn Jahre in London für zwei dänische Blätter tätig, Kickboxerin - tut so, als hätte sie "Lund" nicht gesehen. Dass ihr früherer Arbeitgeber ihr Debüt als einen "wahnsinnig gelungenen Thriller" lobt, ist verzeihlich. Da Nora Sand mit einem zweiten Roman in Serienfertigung geht, wird es beim Rezept des Debüts bleiben. Vor Blähungen wird gewarnt. (hhm)
Lone Theils:
"Die Mädchen von der Englandfähre". Ein Fall für die Journalistin Nora Sand. Kriminalroman.
Aus dem Dänischen von Ursel Allenstein. Rowohlt Verlag, Reinbek 2017.
432 S., br. 9,99 [Euro].
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Ein herausragender und fesselnder Krimi, der alles hat, was es braucht: Action, faszinierende Figuren, eine Autorin, die das Setting bestens kennt und vor allem: zahlreiche überraschende Wendungen und ein unvorhersehbares, überzeugendes Ende. krimicirklen.dk