Welcher ordentliche Zauberer kennt sie nicht: die großartigen alten Märchen, die Beedle der Barde für die magische Gemeinschaft gesammelt hat? Jedem Zaubererkind werden sie abends vorgelesen. Nur Harry Potter hätte fast zu spät von ihnen gehört. Fast. Doch dann rettete ein wertvoller Hinweis daraus ihm das Leben - im Kampf gegen Voldemort, dem grausamsten schwarzen Magier aller Zeiten.
Nun endlich haben auch Muggel die Gelegenheit, fünf der Märchen kennenzulernen. Eine Sternstunde für Potter-Fans. Und für alle, die zauberhafte Geschichten lieben.
Nun endlich haben auch Muggel die Gelegenheit, fünf der Märchen kennenzulernen. Eine Sternstunde für Potter-Fans. Und für alle, die zauberhafte Geschichten lieben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2018Was hüpft mir da ein Topf hinterher?
J. K. Rowling schrieb "Die Märchen von Beedle dem Barden" als Seitenstück zu "Harry Potter". Erst Lisbeth Zwerger zeigt, was im Text steckt.
Ein Zauberer vererbt seinem Sohn ein Töpfchen und einen einzelnen Pantoffel, garniert mit dem seltsamen Spruch: "In der kühnen Hoffnung, dass du ihn nie brauchen wirst, mein Sohn." Was es damit auf sich hat, erschließt sich rasch. Der Zauberer war weit und breit für seine Hilfsbereitschaft bekannt, während sein Sohn sich nun von Stund an weigert, irgendeine an ihn herangetragene Not zu lindern. Das Töpfchen aber entpuppt sich als metallene Mahnung: Es klagt lauthals, trägt die Warzen zur Schau, die der junge Zauberer einem kleinen Mädchen nicht weghexen wollte, und schreit wie der Esel, der den Armen weggelaufen war und den der Magier nicht zurückholen wollte. Zu allem Überfluss aber hat das Töpfchen einen Fuß ausgebildet, auf dem es nun umherhüpft - immer auf der Spur des hartherzigen Zauberers. Bis der schließlich den geerbten Pantoffel holt und ihn über das Füßchen zieht und dann den Topf beruhigt, indem er alle Wünsche der Bevölkerung erfüllt.
"Der Zauberer und der hüpfende Topf" ist eines von fünf Märchen, denen eine volkstümliche Überlieferung seit knapp sechshundert Jahren zugeschrieben wird - sie stammen, so heißt es, von einem Zauberer namens "Beedle der Barde" und seien in der Welt der Magier bis heute in etwa so verbreitet wie in der nichtmagischen Welt die Märchen der Brüder Grimm. Tatsächlich stammen sie von Joanne K. Rowling und sind daher als literarische Fiktion Teil des "Harry Potter"-Universums. Und das nicht als einfaches Accessoire, sondern als Unterscheidungsmerkmal zwischen Zauberern und Muggeln - wer sie nicht kennt, gibt sich damit als vielleicht zauberkundig, aber doch nicht ganz zugehörig zur magischen Aristokratie zu erkennen, er hat den falschen Stallgeruch. Zweitens aber dient "Das Märchen von den drei Brüdern", der abschließende Text dieser Sammlung, als Schlüssel für die Bekämpfung des bösen Lord Voldemort.
Dabei ist interessanterweise nicht einmal sicher, dass es die in dem Märchen beschriebenen magischen Gegenstände tatsächlich gibt. Entscheidend ist aber, dass Voldemort fest daran glaubt, während ein Großteil der anderen Zauberer in den Texten, die von Beedle überliefert sind, das sieht, als was sie sich ausgeben: Märchen.
Damit bettet J. K. Rowling diese Märchen in einen Kontext ein, der aus der nichtmagischen Welt vertraut ist, schließlich gibt es auch bei uns mitunter Forscher, die nach einer historischen Überlieferung, einer Art wahrem Kern von Märchen wie "Schneewittchen" oder "Dornröschen" suchen (was Hans Traxler in seinem zeitlos schönen Band "Die Wahrheit über Hänsel und Gretel" persiflierte). Auch in anderer Hinsicht zitiert Rowlings Märchenbuch den Diskurs unserer Welt: Beigegeben sind den Texten jeweils Erläuterungen, die von Albus Dumbledore stammen, dem Direktor der Zaubererschule Hogwarts. Dumbledore legt die Texte nicht nur aus, sondern beschreibt auch, wie sie sich im Lauf der Zeit durch Nacherzählen verändert haben, speziell durch allzu tugendsame Autoren, die junge Leser (und Hörer) vor schier allem bewahren wollen, was sie in den Augen jener Vermittler verstören könnte, also Gewalt und Schrecken - man kennt das zur Genüge von den diversen Bearbeitern der Märchen der Brüder Grimm bis auf den heutigen Tag.
Man wird dem Buch, das gerade in neuer Ausstattung bei Carlsen erschienen ist, literarische Raffinesse auf keinen Fall absprechen. Und doch ist es vielleicht gerade dies, das Raffinierte, manchmal Gekünstelte, das einen eigentlichen Märchenton vermissen lässt. So sind es in dieser Neuausgabe nun ausgerechnet die Illustrationen der zu Recht vielfach prämierten Lisbeth Zwerger, die für das Märchenhafte sorgen. Ihre Bilder sind geschmeidig und widerständig zugleich, ob sie einzelne Figuren oder Gegenstände abbildet oder große Panoramen aufspannt, und wenn sie die Naturgesetze außer Kraft setzt und - ausgehend von einem Halbsatz bei Rowling - den geflohenen Esel durch die Luft zurückholt, dann wird dort Magie nicht behauptet, sondern mit leichter Hand ausgeübt.
Dies gilt besonders für die düstere Geschichte um die drei Brüder, die dem leibhaftigen Tod begegnen und von ihm beschenkt werden, was zwei von ihnen ins Unglück stürzt und dem dritten, dem klügsten von ihnen, ein langes glückliches Leben beschert, bis er sich dann selbst dem Tod stellt. Zwergers Bilder lassen die Tragik und das Glück gleichermaßen deutlich werden, aber die Tragik ist ebenso wenig absolut wie das Glück, so dass das schönste Panorama des Bandes die leergefegte Landschaft ist, in deren Mitte der beinahe durchsichtige Tod steht und wartet - natürlich, weiß er, der letzte Bruder wird ihm nicht entgehen, aber für den Moment strahlt seine Haltung sogar etwas Ratlosigkeit aus, als sei ihm derlei noch nie begegnet. Wahrscheinlich stimmt das sogar.
Zwergers Bilder ergänzen den Text nicht nur, sie legen ihn mit größter Freiheit aus und adeln ihn, indem sie ihn zum Anlass für ein Kunstwerk aus eigenem Recht nehmen. Viele werden "Die Märchen von Beedle dem Barden" in anderen Ausgaben besitzen. Diese Ausgabe bietet die Chance, sie völlig neu zu rezipieren.
TILMAN SPRECKELSEN
J. K. Rowling, Lisbeth Zwerger: "Die Märchen von Beedle dem Barden".
Aus dem Englischen von Klaus Fritz. Carlsen Verlag, Hamburg 2018. 160 S., geb., 30,- [Euro]. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
J. K. Rowling schrieb "Die Märchen von Beedle dem Barden" als Seitenstück zu "Harry Potter". Erst Lisbeth Zwerger zeigt, was im Text steckt.
Ein Zauberer vererbt seinem Sohn ein Töpfchen und einen einzelnen Pantoffel, garniert mit dem seltsamen Spruch: "In der kühnen Hoffnung, dass du ihn nie brauchen wirst, mein Sohn." Was es damit auf sich hat, erschließt sich rasch. Der Zauberer war weit und breit für seine Hilfsbereitschaft bekannt, während sein Sohn sich nun von Stund an weigert, irgendeine an ihn herangetragene Not zu lindern. Das Töpfchen aber entpuppt sich als metallene Mahnung: Es klagt lauthals, trägt die Warzen zur Schau, die der junge Zauberer einem kleinen Mädchen nicht weghexen wollte, und schreit wie der Esel, der den Armen weggelaufen war und den der Magier nicht zurückholen wollte. Zu allem Überfluss aber hat das Töpfchen einen Fuß ausgebildet, auf dem es nun umherhüpft - immer auf der Spur des hartherzigen Zauberers. Bis der schließlich den geerbten Pantoffel holt und ihn über das Füßchen zieht und dann den Topf beruhigt, indem er alle Wünsche der Bevölkerung erfüllt.
"Der Zauberer und der hüpfende Topf" ist eines von fünf Märchen, denen eine volkstümliche Überlieferung seit knapp sechshundert Jahren zugeschrieben wird - sie stammen, so heißt es, von einem Zauberer namens "Beedle der Barde" und seien in der Welt der Magier bis heute in etwa so verbreitet wie in der nichtmagischen Welt die Märchen der Brüder Grimm. Tatsächlich stammen sie von Joanne K. Rowling und sind daher als literarische Fiktion Teil des "Harry Potter"-Universums. Und das nicht als einfaches Accessoire, sondern als Unterscheidungsmerkmal zwischen Zauberern und Muggeln - wer sie nicht kennt, gibt sich damit als vielleicht zauberkundig, aber doch nicht ganz zugehörig zur magischen Aristokratie zu erkennen, er hat den falschen Stallgeruch. Zweitens aber dient "Das Märchen von den drei Brüdern", der abschließende Text dieser Sammlung, als Schlüssel für die Bekämpfung des bösen Lord Voldemort.
Dabei ist interessanterweise nicht einmal sicher, dass es die in dem Märchen beschriebenen magischen Gegenstände tatsächlich gibt. Entscheidend ist aber, dass Voldemort fest daran glaubt, während ein Großteil der anderen Zauberer in den Texten, die von Beedle überliefert sind, das sieht, als was sie sich ausgeben: Märchen.
Damit bettet J. K. Rowling diese Märchen in einen Kontext ein, der aus der nichtmagischen Welt vertraut ist, schließlich gibt es auch bei uns mitunter Forscher, die nach einer historischen Überlieferung, einer Art wahrem Kern von Märchen wie "Schneewittchen" oder "Dornröschen" suchen (was Hans Traxler in seinem zeitlos schönen Band "Die Wahrheit über Hänsel und Gretel" persiflierte). Auch in anderer Hinsicht zitiert Rowlings Märchenbuch den Diskurs unserer Welt: Beigegeben sind den Texten jeweils Erläuterungen, die von Albus Dumbledore stammen, dem Direktor der Zaubererschule Hogwarts. Dumbledore legt die Texte nicht nur aus, sondern beschreibt auch, wie sie sich im Lauf der Zeit durch Nacherzählen verändert haben, speziell durch allzu tugendsame Autoren, die junge Leser (und Hörer) vor schier allem bewahren wollen, was sie in den Augen jener Vermittler verstören könnte, also Gewalt und Schrecken - man kennt das zur Genüge von den diversen Bearbeitern der Märchen der Brüder Grimm bis auf den heutigen Tag.
Man wird dem Buch, das gerade in neuer Ausstattung bei Carlsen erschienen ist, literarische Raffinesse auf keinen Fall absprechen. Und doch ist es vielleicht gerade dies, das Raffinierte, manchmal Gekünstelte, das einen eigentlichen Märchenton vermissen lässt. So sind es in dieser Neuausgabe nun ausgerechnet die Illustrationen der zu Recht vielfach prämierten Lisbeth Zwerger, die für das Märchenhafte sorgen. Ihre Bilder sind geschmeidig und widerständig zugleich, ob sie einzelne Figuren oder Gegenstände abbildet oder große Panoramen aufspannt, und wenn sie die Naturgesetze außer Kraft setzt und - ausgehend von einem Halbsatz bei Rowling - den geflohenen Esel durch die Luft zurückholt, dann wird dort Magie nicht behauptet, sondern mit leichter Hand ausgeübt.
Dies gilt besonders für die düstere Geschichte um die drei Brüder, die dem leibhaftigen Tod begegnen und von ihm beschenkt werden, was zwei von ihnen ins Unglück stürzt und dem dritten, dem klügsten von ihnen, ein langes glückliches Leben beschert, bis er sich dann selbst dem Tod stellt. Zwergers Bilder lassen die Tragik und das Glück gleichermaßen deutlich werden, aber die Tragik ist ebenso wenig absolut wie das Glück, so dass das schönste Panorama des Bandes die leergefegte Landschaft ist, in deren Mitte der beinahe durchsichtige Tod steht und wartet - natürlich, weiß er, der letzte Bruder wird ihm nicht entgehen, aber für den Moment strahlt seine Haltung sogar etwas Ratlosigkeit aus, als sei ihm derlei noch nie begegnet. Wahrscheinlich stimmt das sogar.
Zwergers Bilder ergänzen den Text nicht nur, sie legen ihn mit größter Freiheit aus und adeln ihn, indem sie ihn zum Anlass für ein Kunstwerk aus eigenem Recht nehmen. Viele werden "Die Märchen von Beedle dem Barden" in anderen Ausgaben besitzen. Diese Ausgabe bietet die Chance, sie völlig neu zu rezipieren.
TILMAN SPRECKELSEN
J. K. Rowling, Lisbeth Zwerger: "Die Märchen von Beedle dem Barden".
Aus dem Englischen von Klaus Fritz. Carlsen Verlag, Hamburg 2018. 160 S., geb., 30,- [Euro]. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.12.2018Märchen für Muggel
Gesammelt von Albus Dumbledore,
in Zusammenarbeit mit J. K. Rowling
VON SYBIL GRÄFIN SCHÖNFELDT
Märchen – seit Jahrhunderten waren die Bibel und die Märchen die Quelle auch der Geschichten, die den Kindern erzählt und je nach Einfallskraft und pädagogischer Notwendigkeit verändert wurden. Dann lernte fast jeder Lesen und Schreiben, und überall begannen gelehrte Herren und kluge Bäuerinnen in Frankreich, England und Deutschland die Märchen ihrer nächsten Umgebung zu sammeln, aufzuschreiben und auch drucken zu lassen. So merkten die Märchenfreunde bald, dass es Motive gibt, die sich gleichen, weil man immer über Liebe, Treue und Tod erzählen muss, und jeder glücklich sein will. So wohnen Riesen und Zwerge in unserem Wald, die Königstöchter in ihrem Schloss. So wandert Gevatter Tod über Land, und wenn man in Not ist, erscheint eine Fee.
Fantasy ist etwas anderes. Da werden eigene Welten erfunden, mit eigenen Strukturen und Gesetzen, doch bei J. K. Rowling ist das Internat für Zauberer mit der uns bekannten Welt verbunden. Den Unterschied machen nur die Menschen aus, die gehören zu den Muggeln, den langweiligen zauberunfähigen Geschöpfen.
J.K. Rowling hat sieben Bücher geschrieben, die in ihrer Welt spielen, und sie von Zeit zu Zeit durch andere ergänzt. Jetzt ist ein Prachtband hinzugekommen: schwer und schön, fester Einband, königsblau und golden, großzügige Textverteilung, wunderbare Bilderträume von Lisbeth Zwerger, eine der besten Illustratoren, die hier meist auf Doppelseiten mit der Farbe und der Lust zum zaubrisch leeren Raum mit dem Text J. K. Rowlings spielt.
In diesen „Märchen von Beedle dem Barden“ hören wir wohlvertraute Geschichten: die von drei Brüdern, die ihr Glück finden, von einem Scharlatan, der den König betrügt und dafür bestraft wird, und vom Gevatter Tod und den drei Brüdern, die sich von ihm etwas wünschen durften. Ja, natürlich ist es der Jüngste und Bescheidenste, der den klügsten Wunsch erfüllt bekommt und ein Freund des Todes wird. Schöne Märchen. Muggel-Märchen? Oder Zauberer-Märchen? Da ist sich Albus Dumbledore nicht so sicher, und deshalb hat er für jedes Märchen einen Kommentar verfasst, sichtbar von dem Märchentext auf seinen schneeweißen Seiten durch hellgraues Papier und nur mattschwarze Buchstaben unterschieden. Es ist dem alten Mann trotz all seiner Weitschweifigkeit und Zaubergelehrsamkeit jedoch nicht gelungen, diese Märchen als unverwechselbare Zauberliteratur zu bestimmen. Sie gehören wie die Märchen von Bechstein und Andersen allen Kindern der Welt. Wohl aber lehren seine Gedanken, wie reich sie sind, wie viele Möglichkeiten es gibt, sie zu lesen und zu begreifen. Wie voll von Leben, Trost und Unterhaltung sie sind.
Doch dieses Buch zeigt auch, dass die Muggel – wenigstens manchmal – so schlimm gar nicht sind: Der Ertrag dieses Buches geht an Lumos, eine internationale Stiftung von J. K. Rowling für heimatlose Kinder. (ab 10 Jahren)
J. K. Rowling: Die Märchen von Beedle dem Barden. Illustrationen von Lisbeth Zwerger. Aus dem Englischen von Klaus Fritz. Carlsen Verlag, Hamburg 2018. 160 Seiten, 30 Euro
Illustrationen aus J. K. Rowling und Lisbeth Zwerger: Die Märchen von Beedle dem Barden.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Gesammelt von Albus Dumbledore,
in Zusammenarbeit mit J. K. Rowling
VON SYBIL GRÄFIN SCHÖNFELDT
Märchen – seit Jahrhunderten waren die Bibel und die Märchen die Quelle auch der Geschichten, die den Kindern erzählt und je nach Einfallskraft und pädagogischer Notwendigkeit verändert wurden. Dann lernte fast jeder Lesen und Schreiben, und überall begannen gelehrte Herren und kluge Bäuerinnen in Frankreich, England und Deutschland die Märchen ihrer nächsten Umgebung zu sammeln, aufzuschreiben und auch drucken zu lassen. So merkten die Märchenfreunde bald, dass es Motive gibt, die sich gleichen, weil man immer über Liebe, Treue und Tod erzählen muss, und jeder glücklich sein will. So wohnen Riesen und Zwerge in unserem Wald, die Königstöchter in ihrem Schloss. So wandert Gevatter Tod über Land, und wenn man in Not ist, erscheint eine Fee.
Fantasy ist etwas anderes. Da werden eigene Welten erfunden, mit eigenen Strukturen und Gesetzen, doch bei J. K. Rowling ist das Internat für Zauberer mit der uns bekannten Welt verbunden. Den Unterschied machen nur die Menschen aus, die gehören zu den Muggeln, den langweiligen zauberunfähigen Geschöpfen.
J.K. Rowling hat sieben Bücher geschrieben, die in ihrer Welt spielen, und sie von Zeit zu Zeit durch andere ergänzt. Jetzt ist ein Prachtband hinzugekommen: schwer und schön, fester Einband, königsblau und golden, großzügige Textverteilung, wunderbare Bilderträume von Lisbeth Zwerger, eine der besten Illustratoren, die hier meist auf Doppelseiten mit der Farbe und der Lust zum zaubrisch leeren Raum mit dem Text J. K. Rowlings spielt.
In diesen „Märchen von Beedle dem Barden“ hören wir wohlvertraute Geschichten: die von drei Brüdern, die ihr Glück finden, von einem Scharlatan, der den König betrügt und dafür bestraft wird, und vom Gevatter Tod und den drei Brüdern, die sich von ihm etwas wünschen durften. Ja, natürlich ist es der Jüngste und Bescheidenste, der den klügsten Wunsch erfüllt bekommt und ein Freund des Todes wird. Schöne Märchen. Muggel-Märchen? Oder Zauberer-Märchen? Da ist sich Albus Dumbledore nicht so sicher, und deshalb hat er für jedes Märchen einen Kommentar verfasst, sichtbar von dem Märchentext auf seinen schneeweißen Seiten durch hellgraues Papier und nur mattschwarze Buchstaben unterschieden. Es ist dem alten Mann trotz all seiner Weitschweifigkeit und Zaubergelehrsamkeit jedoch nicht gelungen, diese Märchen als unverwechselbare Zauberliteratur zu bestimmen. Sie gehören wie die Märchen von Bechstein und Andersen allen Kindern der Welt. Wohl aber lehren seine Gedanken, wie reich sie sind, wie viele Möglichkeiten es gibt, sie zu lesen und zu begreifen. Wie voll von Leben, Trost und Unterhaltung sie sind.
Doch dieses Buch zeigt auch, dass die Muggel – wenigstens manchmal – so schlimm gar nicht sind: Der Ertrag dieses Buches geht an Lumos, eine internationale Stiftung von J. K. Rowling für heimatlose Kinder. (ab 10 Jahren)
J. K. Rowling: Die Märchen von Beedle dem Barden. Illustrationen von Lisbeth Zwerger. Aus dem Englischen von Klaus Fritz. Carlsen Verlag, Hamburg 2018. 160 Seiten, 30 Euro
Illustrationen aus J. K. Rowling und Lisbeth Zwerger: Die Märchen von Beedle dem Barden.
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"Das Buch versammelt fünf Geschichten voller Abenteuer, Arglist, Herzweh und Magie." Trostberger Tagblatt 20181223