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Die Taschenbuchausgabe des Bestsellers über die Manns, erweitert um eine Auswahl an Familienbriefen.
Thomas Manns literarisches Werk überragt die Konkurrenz - und es beherrscht die Familie. Seine Frau Katia hält ihm den Rücken frei und die Kinder vom Hals. Ihre scharfe Zunge ist gefürchtet. Der schöne Sohn Klaus will als Schriftsteller so berühmt sein wie der Vater. Erika, die älteste Tochter, liebt so leidenschaftlich, wie sie hasst. Der scheue Golo sucht sein Glück fern der Familie. Michael will ein großer Musiker werden und kämpft gegen seinen Jähzorn und die hohen Ansprüche der Familie.…mehr

Produktbeschreibung
Die Taschenbuchausgabe des Bestsellers über die Manns, erweitert um eine Auswahl an Familienbriefen.

Thomas Manns literarisches Werk überragt die Konkurrenz - und es beherrscht die Familie. Seine Frau Katia hält ihm den Rücken frei und die Kinder vom Hals. Ihre scharfe Zunge ist gefürchtet. Der schöne Sohn Klaus will als Schriftsteller so berühmt sein wie der Vater. Erika, die älteste Tochter, liebt so leidenschaftlich, wie sie hasst. Der scheue Golo sucht sein Glück fern der Familie. Michael will ein großer Musiker werden und kämpft gegen seinen Jähzorn und die hohen Ansprüche der Familie. Der Liebling des Vaters, Elisabeth, redet mit Tieren und rettet die Welt. Und alle lästern über Monika. Die Geschwister experimentieren in der Liebe und mit Drogen, verschleudern das Geld der Eltern - und werden zu ernsthaften Gegnern Hitlers. Wohin das Schicksal sie auch trägt: Die Manns halten zusammen. Und sie verraten einander.
In seinem Bestseller erzählt Tilmann Lahme anhand zahlloser bisher nicht zugänglicher Quellen das aufregende Leben der Familie Mann.
Autorenporträt
Tilmann Lahme >Die Manns. Geschichte einer Familie< hat er die gesamte, in großen Teilen unbekannte Familienkorrespondenz der Manns, die er gemeinsam mit Holger Pils und Kerstin Klein herausgegeben hat, ausgewertet.
Rezensionen
Das Schöne an dieser kurzweiligen Biografie [...]: Egal, an welcher Stelle man den Schmöker aufschlägt, schon fühlt man sich als Teil der Familie. Stern 20151022

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Hymnisch bespricht Rezensent Gustav Seibt Tilmann Lahmes Buch über die Manns. Der Kritiker attestiert dem Autor nicht nur einen eleganten, leserfreundlichen Schreibstil und brillanten Umgang mit der reichhaltigen Quellenlage, sondern auch das Vermögen oberflächlich witzig und zugleich tiefgehend traurig zu erzählen. Auch die Form einer streng voranschreitenden Chronologie findet Seibt klug gewählt, denn auf diese Weise gelinge es dem Autor, die bekannten Fakten in einen interpretatorischen "Urzustand" zu versetzen und die teilweise schockierenden Ereignisse beim Leser wirken zu lassen. Und so liest der Kritiker gebannt von den Folgen der in der Familie herrschenden Triebregulierung und des Gefühlsmanagements, aber auch von den Drogensüchten und finanziellen Lebensumständen der einzelnen Familienmitglieder.  Nicht zuletzt lobt der Rezensent Lahmes Verzicht auf Kurzinterpretationen der literarischen Werke.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2015

Leiden und Größe, achtstimmig
In Tilmann Lahmes Biographie "Die Manns" spielt keiner die zweite Geige

Im Sommer 1950 notiert Thomas Mann in sein Tagebuch: "Rückkehr zur Arbeit als Ersatz für das Glück, so muss es sein. Es ist die Bestimmung (und der Ursprung?) alles Genies." Der fast fünfundsiebzigjährige Schriftsteller hat sich gerade in einen jungen Kellner verguckt. Er vergleicht das gegenüber seiner Tochter Erika mit dem Wohlgefallen an einem schönen Pudel - "Viel sexueller sei dies auch nicht. Was sie nicht ganz glaubte" - und ergänzt etwas später: "Warum schreibe ich dies alles? Um es noch rechtzeitig vor meinem Tod zu vernichten? Oder wünsche ich, dass die Welt mich kenne?"

Die Welt hat ihn seit der Veröffentlichung seiner Tagebücher von 1977 an besser kennengelernt. Hervor traten seine Selbstbeobachtung, seine Hypochondrie, seine Neigung, vor sich selbst zu posieren, die Pflege von sozialer Fassade und emotionaler Hinterbühne, die Kälte, zu der er gegenüber manchen seiner Kinder fähig war. In Umrissen wurde die innere, psychische wie die äußere, bürgerliche Haushaltsführung des Schriftstellers erkennbar, der mit einem Familienroman berühmt wurde, um danach fast nur noch Bücher zu schreiben, deren Hauptfiguren ihre Herkunft hinter sich ließen. Mit nur geringer Übertreibung kann man sagen: Seit Thomas Mann selbst eine Familie gegründet hatte, schrieb er nicht mehr über Familien.

"Man wird später Bücher über uns - nicht nur über einzelne von uns - schreiben": Das hielt im Sommer 1936 der älteste Sohn, Klaus Mann, in seinem Tagebuch fest. Später, das ist jetzt. Tilmann Lahme hat die Geschichte der Manns geschrieben. Durch jahrelange Beschäftigung mit dem Schriftsteller, durch seine große Golo-Mann-Biographie von 2009 und durch seine Kenntnis der noch weithin unbekannten Korrespondenz zwischen Thomas Mann, seiner Frau und den sechs Kindern war er darauf hervorragend vorbereitet. Vor allem aber durch sein sachliches Temperament.

Denn was jetzt vor uns liegt, ist eine Familiengeschichte, deren Stoff aus Ruhm und Ruhmsucht, Luxus, Neid, Verlogenheit, Exzess, Verachtung, Liebe und Verbitterung besteht. In den Selbstbespiegelungen der Beteiligten und ihrer ständigen Bereitschaft, den anderen und sich selbst etwas vorzumachen, weder die Geduld noch die Neutralität zu verlieren - das setzt einen Autor voraus, der ihnen ebenso zugewandt ist wie unwillig, sich seinerseits etwas vormachen zu lassen. Tilmann Lahme ist dieser Autor. Sein Bericht hat die Form einer erzählten Chronik, in der kein Detail wichtiger ist als ein anderes. Die Familien als soziale Gebilde so kennzeichnende Frage, was jedes Mitglied gerade macht und wo es ist, gibt dem Buch seinen Rhythmus. Die Frequenz, in der auf jeder Seite Informationen erfolgen, welches der acht Familienmitglieder sich gerade wo aufhält und was schreibt und worauf hofft und mit wem schläft, ist atemberaubend.

Mitunter meint man, Lahme schreibe gar keine Nebensätze, was nicht stimmt, aber andeutet, wie erfreulich wenig der Stil Thomas Manns auf ihn abgefärbt hat. Der vielen Rhetorik im Austausch der Manns, von der er zu berichten hat, weil sie einander ständig anlügen und ständig etwas voneinander wollen - die Kinder von den Eltern meistens Geld und Anerkennung -, setzt er einen großartig unterkühlten Ton entgegen. Nach dem Nobelpreis etwa: "Erika und Klaus werden die Schulden, die sie mit ihrer Weltreise angehäuft haben, erlassen. Ihre Freude ist begrenzt, Rückzahlung war ohnehin nicht vorgesehen."

Nüchternheit ist hier also nicht nur ein Stilelement. Keiner Quelle zu trauen wird dem Biographen vielmehr durch den Umstand nahegelegt, dass es sich um eine Dichterfamilie handelt. Das Buch setzt 1922 ein, weil für die Zeit davor nur von Thomas Mann aussagefähige Zeugnisse vorliegen. Und manche späte Erinnerung war beschönigend, wenn man etwa Golo Manns bittere Sätze über die elende Kindheit und die Bemerkung in Rechnung stellt, die er nach seinem Durchbruch als Historiker machte: "Der Ruhm - ein Ersatz für die Jugend".

Lahme trifft ständig auf Mythenbildungen wie die, Erika Mann habe sich nach der Emigration noch einmal in das bereits von den Nationalsozialisten beschlagnahmte Münchner Haus geschlichen, um das Manuskript des Joseph-Romans zu retten. So zusammen mit Klaus Mann 1939 in "Escape to Life" beschrieben, so von Thomas Mann bestätigt. "Problem nur: Alles falsch, ausgedacht, erlogen." Das Exil und die politischen Umstände einerseits, die Homosexualität von Klaus, dem Verzweifelten, und von Golo, dem Gequälten, sowie die Bisexualität von Erika, der Verwegenen, anderseits, treiben in der Familie wie gegenüber Dritten weitere Blüten der Täuschung. Zur Ausgeglichenheit der Darstellung gehört es auch, dass kein Familienmitglied hier mehr Raum erhält als ein anderes. Der einzige leichte Sympathieakzent, den sich Lahme erlaubt, liegt auf Golo Mann, der von allen Kindern am wenigsten schwafelt und auch den Unfug, den Thomas Mann politisch gelegentlich von sich gegeben hat, am klarsten einzuschätzen wusste. Die Werke des Haushaltsvorstands aber spielen keine größere Rolle als die Kabarettauftritte oder Vortragsreisen von Erika Mann und die Entziehungskuren von Klaus oder beider rastlose Affären, der Geigenunterricht von Michael, die Untätigkeit Monikas oder die Weltrettungspläne von Elisabeth. Ab und zu erscheint eben wieder ein Roman der Weltliteratur.

Das wird hier so normal geschildert, wie es für die Familie war, in der zur Qual manches Kindes kein Zweifel daran bestand, wer in ihr der größte Könner seines Metiers sowie der einzige Erfolgreiche war und wovon alle lebten. Der lakonischste Satz von Lahme über diese letzten Jahre dieses Dramas, das in seelischem Elend ausgeht, lautet: "Alle Väter sterben. Dieser nicht." Die irgendwie immer Kinder bleibenden Kinder litten darunter, selbst etwas werden zu wollen, ohne sich doch lösen zu können, weil sie die Familie auch wieder brauchten, um ihr Scheitern aufzufangen. Willensstark waren nur die Eltern.

Womit hier nur das Familieninnenleben berührt ist. Lahmes Buch ist auch die Geschichte eines in acht Versionen gelebten Migrantenlebens, in dem ein unglaublicher Vorfall dem anderen folgt und es eigentlich nur einen Ordnungsfaktor gibt, Thomas Manns Ehefrau Katia nämlich. Ergreifend in diesem Zusammenhang ist die Notiz Lahmes, dass Golo Mann seine Mutter beim Tod seines Vaters das erste Mal im Leben weinen gesehen hatte.

Ihre eigenen Ambitionen wie die Geschichte zehren am Leben dieser Familie, das viele ihrer Mitglieder nicht ohne Drogen oder Tabletten führen können. Und wenn es nicht solche Mittel sind, die sie erst aufputschen und dann beruhigen, so sind es ihre Erwartungen, ihr Unglück und die anderen Familienmitglieder. Stunden des Trostes gibt es nicht viele. Alle unglücklichen Familien sind auf ihre Art unglücklich, heißt es bei Tolstoi. Man lese dieses Buch, um zu verstehen, was dieser Satz heißen kann.

JÜRGEN KAUBE

Tilmann Lahme: Die Manns. Geschichte einer Familie. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015. 479 S., geb., 24,99 Euro.

Auszüge aus "Die Manns" finden Sie online in unserem F.A.Z.-Lesesaal, dem multimedialen Internet-Forum, auf dem sich Leser untereinander sowie mit Autoren und Redakteuren über Bücher austauschen können: www.faz.net/lesesaal

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