Als sich eines Tages ein junger Mann bei Seifensiedemeister Strunz als Lehrling vorstellt, kann dieser nicht ahnen, dass der junge Ribot nicht nur neue Ideen für die Seifensiederei mitbringt, sondern auch Teil seiner Familie werden und den Grundstein für eine erfolgreiche Seifendynastie mit großer
Fabrikanlage legen wird ...
Mit diesem Buch kann sich der Leser auf eine spannende Zeitreise an der…mehrAls sich eines Tages ein junger Mann bei Seifensiedemeister Strunz als Lehrling vorstellt, kann dieser nicht ahnen, dass der junge Ribot nicht nur neue Ideen für die Seifensiederei mitbringt, sondern auch Teil seiner Familie werden und den Grundstein für eine erfolgreiche Seifendynastie mit großer Fabrikanlage legen wird ...
Mit diesem Buch kann sich der Leser auf eine spannende Zeitreise an der Seite der Seifenfabrikantenfamilie Ribot begeben, die tatsächlich einmal im kleinen Ort Schwabach gelebt hatte. Ich fand es sehr faszinierend, oft aber auch sehr aufwühlend, lesend mitzuerleben, wie die Menschen damals, im Zeitraum von 1845 bis 1934, einer Zeit großer industrieller sowie gesellschaftlicher Entwicklungen, lebten, fühlten und dachten. Manchmal wünschte ich der einen oder anderen Romanfigur so sehr, dass sie doch die Kraft finden möge, aus den Denkmustern ihrer Zeit auszubrechen, Not und Ungerechtigkeit zu erkennen und mehr ihrem Herzen zu folgen ... (Ich hoffe nur, dass später einmal die Menschen der Zukunft mit der gleichen Fassungslosigkeit auf akzeptierte Missstände unserer Zeit wie beispielsweise die grausame Massentierhaltung zurückblicken werden ...) Sabine Weigand geht jedoch sehr behutsam mit den Haupt- und Nebenfiguren um, sie vermeidet Klischees, Schwarz-Weiß-Malerei und Verurteilungen, sondern zeigt die Menschen einfach als nicht ganz vollkommene Geschöpfe, die stark unter dem Einfluss ihrer Zeit stehen, sich aber durchaus auch weiterentwickeln können.
Es ist dem Buch anzumerken, dass die Autorin nicht nur eine talentierte Erzählerin ist, sondern auch Historikerin. Wie sie im Nachwort erklärt, hatte sie sogar an der Einrichtung und Forschung für die Abteilung "Ribot" im Schwabacher Stadtmuseum mitgewirkt. So wirkt ihre Darstellung der Menschen in den damaligen Zeiten sehr authentisch und überzeugend. Im Nachwort listet sie außerdem auf, welche Personen tatsächlich gelebt haben (erstaunlich viele) und welche sie erfunden hat. Der historischen Unternehmerfamilie, über die es einige Aufzeichnungen gibt, hat sie eine Reihe fiktiver Personen gegenübergestellt, die diejenigen repräsentieren, die in der Regel weniger gut von der Geschichtsschreibung dokumentiert werden: die Ärmeren in der Gesellschaft, die doch gerade in dieser Zeit der Arbeiterbewegung eine wichtige Rolle spielten ...
Die Zeit mit den relativ vielen Seiten dieses Romans verging für mich wie im Flug, da ich mich den Menschen, von denen er handelt, nahefühlte und sehr gespannt war, wie ihre Geschichte weitergeht - ein sehr empfehlenswerter historischer Roman!