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In "Die Maus, die Fliege und der Mensch" entfaltet der Nobelpreisträger Francois Jacob ein Panorama der modernen Genforschung. Erst vor zwanzig Jahren entdeckte die Forschung, daß nicht verschiedene Gene den Unterschied zwischen den Lebewesen ausmachen; vielmehr entsteht er aus der unterschiedlichen Anordnung ganz ähnlicher Bausteine. Seither arbeitet die Naturwissenschaft am Ziel der genetischen Veränderung.

Produktbeschreibung
In "Die Maus, die Fliege und der Mensch" entfaltet der Nobelpreisträger Francois Jacob ein Panorama der modernen Genforschung. Erst vor zwanzig Jahren entdeckte die Forschung, daß nicht verschiedene Gene den Unterschied zwischen den Lebewesen ausmachen; vielmehr entsteht er aus der unterschiedlichen Anordnung ganz ähnlicher Bausteine. Seither arbeitet die Naturwissenschaft am Ziel der genetischen Veränderung.
Autorenporträt
François Jacob , geboren 1920 in Nancy, wurde 1965 zusammen mit Jacques Monod und Andre Lwoff mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Auf deutsch sind von ihm erschienen: 'Logik des Lebenden' (1972), 'Das Spiel der Möglichkeiten'(1983) und 'Die innere Statue' (1988).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.05.1998

Lauter kleine Fliegenbeine
François Jacob erzählt von Genen und Genie

Gewöhnlich begnügt sich eine Fliege mit sechs Beinen zum Laufen und zwei Flügeln zum Fliegen. Doch mitunter läßt ein Fehler in der Erbsubstanz kleine Monster entstehen. Dann wachsen vier Flügel statt zwei, oder es sprießen anstelle der Fühler zwei zusätzliche Beine zwischen den Augen. Solch seltsame Fliegen überleben nicht lange, es sei denn, sie sind in der Menagerie der Wissenschaftler untergekommen. Für die Taufliege Drosophila - jenes winzige Tier, das gern überreifes Obst umschwärmt - hegen die Genetiker eine besondere Vorliebe. Das unscheinbare Insekt ist nicht nur erfreulich anspruchslos, es vermehrt sich auch erfreulich schnell: Ein Weibchen legt an die tausend Eier, aus denen in zwölf Tagen eine neue Fliegengeneration heranwächst - ideale Voraussetzungen, um die Gesetzmäßigkeiten der Vererbung zu erkunden.

Zunächst hatten die Forscher noch keinen direkten Zugriff auf die Erbsubstanz. Erst als sie in molekulare Dimensionen vorstießen, konnte die Taufliege so richtig zeigen, was in ihr steckt. Die bizarren Varianten mit den überzähligen Flügeln und Beinen führten nun geradewegs zu den genetischen Grundlagen der Embryonalentwicklung. Falls die zugehörigen Gene von Pannen verschont bleiben, sorgen sie dafür, daß Gliedmaßen stets an einer passenden Stelle entstehen - und das nicht nur bei der Taufliege. Eine sorgfältige Analyse der Erbsubstanz ergab verblüffende Gemeinsamkeiten zwischen Insekten und Säugetieren: Wenn dem Embryo Beine wachsen, kommen bei Fliege, Maus und Mensch vergleichbare Gene ins Spiel. Offenbar sind die verschiedenen Organismen in ihrer frühesten Lebensphase ziemlich konservativ und setzen auf altbewährte Kontrollinstanzen.

Die Untersuchungen an der Taufliege waren 1995 einen Nobelpreis wert. Dreißig Jahre zuvor hatte François Jacob die Auszeichnung erhalten. Zusammen mit Jacques Monod hatte er erkundet, wie Bakterien je nach Bedarf bestimmte Gene ein- und ausschalten können. Der Autor ist aber vertraut mit dem gesamten Spektrum der Genforschung. Jetzt hat er aus seinem reichen Wissensschatz erzählt und dabei ganz persönliche Akzente gesetzt: Er behandelt durchaus nicht nur Fragen der Genetik, sondern streift gern auch Grenzbereiche wie die Entstehung des Universums und den Ursprung des Lebens. Oft würzt er seine Schilderungen mit amüsanten Anekdoten und gönnt sich kleine Abstecher in die Welt der Literatur und der Mythologie.

Schade nur, daß die Übersetzung mitunter etwas ungelenk wirkt. Gelegentlich scheint es fast so, als habe der Übersetzer das ganz bewußt in Kauf genommen, um ja nichts falsch zu machen. Wenn es im Reich der Gene ein bißchen ins Detail geht, wird die Lektüre deshalb zuweilen eher mühsam. Daß Fachbegriffe oft nur sehr beiläufig erklärt werden, macht die Sache nicht leichter. Und ein Glossar fehlt ebenso wie ein Schlagwortverzeichnis. Doch davon abgesehen bietet François Jacob einen eindrucksvollen Einblick in die Gedankenwelt eines Wissenschaftlers. Bei seinen Betrachtungen über Fliege, Maus und Mensch geht es ebenso um die Forscher selbst wie um ihre Ergebnisse.

Im Rückblick auf die Geschichte der Genetik erinnert der Autor auch an deren dunkelsten Punkt: die Rolle der Wissenschaftler im Nationalsozialismus. "Die Gefahr für den Wissenschaftler besteht darin, daß er die Grenzen seiner Wissenschaft und seines Wissens nicht erkennt. Daß er vermischt, was er glaubt und was er weiß. Aber vor allem besteht sie in der Gewißheit, recht zu haben." Wenn Wissenschaftler zu Ideologen werden, verheißt das wohl auch heute nichts Gutes. Doch der Autor scheint zuversichtlich, daß es gelingen wird, die Erkenntnisse solcher Forschung verantwortungsvoll zu nutzen.

Der Nobelpreisträger macht keinen Hehl aus seiner Leidenschaft für die Wissenschaft. Sein fachkundiger Blick bringt ihn allerdings nicht dazu, einen lebendigen Organismus nur als einen Behälter für Gene zu betrachten: "Wenn ich morgens zum Institut Pasteur gehe, durchquere ich den Jardin du Luxembourg. Jedes Jahr empfinde ich an einem Frühlingstag beim Eintreten in den Garten den gleichen Schock, die gleiche Verblüffung. Jedes Jahr ist es das gleiche Entzücken angesichts der aufbrechenden und aufspringenden Knospen; angesichts dieser ersten Ansätze zu Blättern, dieses grünen Spitzensaums, der die Äste schmückt und im sanften Wind bebt, als fürchtete das aufkeimende Grün, sein Ziel zu verfehlen." Das Staunen über dieses alltägliche Wunder geht zum Glück nicht verloren - auch wenn die Wissenschaftler den molekularen Grundlagen des Lebens auf die Spur gekommen sind. DIETMUT KLÄRNER

François Jacob: "Die Maus, die Fliege und der Mensch". Über die moderne Genforschung. Aus dem Französischen von Gustav Roßler. Mit einem Nachwort von Hans-Jörg Rheinberger. Berlin Verlag, Berlin 1998. 204 S., geb., 36,- DM.

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"Der Band nimmt als eines der wenigen Bücher zum Thema eine philosophische Perspektive ein, die die Suche nach menschlicher Erkenntnis höher bewertet als die technische Machbarkeit." 'Die Woche'

"François Jacobs Buch ist inmitten vieler farbloser Versuche zum Thema Genforschung eine kostbare Perle." 'Die Woche'

"Da staunt jemand, der auch nach vierzig Jahren Forschung ständig in das große Staunen ausbricht, dass Fliege und Wal, Krokodil und Mensch aus den immer gleichen Elementen bestehen." 'Die Zeit'

"Anschaulich, souverän und elegant bettet Jacob die Fragestellungen, Wege und Ziele der Genforschung in eine kleine Kulturgeschichte der Tiere ein, deren Untersuchung zu den grundlegenden Erkenntnissen wesentlich beigetragen hat."'Wochen-Anzeiger'