Ziel dieser Studie ist die Analyse und Diskussion der drohenden Krise im gegenwärtigen brasilianischen Gefängnissystem, das als ein Umfeld extremer Gewalt, Korruption und unmenschlicher Bedingungen im Lichte des Verfassungsprinzips der Menschenwürde charakterisiert ist. Die Strafe des Freiheitsentzuges gilt heute als die repräsentativste Strafe im repressiven System - sie ist die Strafe schlechthin. Sie bezieht sich auf eine harte und grausame Bestrafung, bei der der Täter als Feind der Gesellschaft bestraft wird. Sie versucht damit zu korrigieren, was im geltenden System unverbesserlich erscheint. Der Unglaube an die Suche nach der sozialen Wiedereingliederung des Verurteilten als primäre Funktion der Bestrafung kommt in seiner großen Mehrheit aus der Gesellschaft - die die Übel der Haft ignoriert und ihre Perspektive auf den Verurteilten nicht ändert und ihn als ewigen Ausgestoßenen behandelt. Aus diesem Grund ist das gegenwärtige brasilianische Gefängnissystem ein Paradoxon, weil es einerseits mit einer starken Eskalation der Gewalt und der Forderung der Bevölkerung nach härteren Strafen koexistiert, andererseits mit der Überbevölkerung und den Problemen in den Gefängnissen.