Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Germanistisches Seminar), Veranstaltung: Thematisches Proseminar "Melusine", Sprache: Deutsch, Abstract: Hinter der ´Schlangenfrau´ Melus ine verbirgt sich eine schöne und furchterregende Gestalt, welche in vielen Volkssagen ausschließlich Aspekte des Sinnlich-Betörenden trägt. Doch die Melusine aus der geheimnisvollen Welt der Meerestiefen verkörpert in der Erzählung Thüring von Ringoltinge ns weitaus mehr als nur eine Loreley, eine Verführerin. "Ihr Wesen steht für ein echtes, die ganze Personalität umfassendes Liebesglück - deshalb ist [ihre] Verbindung [mit Reymund] [...] auch, was in diesem Motivkreis keineswegs die Regel, vielmehr die Ausnahme ist, die Form der Ehe."1 Melusine ist eine selbstbewusste, charakterstarke Frau, die in allen Bereichen ihres Lebens Erfolg hat. Reymunds Liebe bedeutet ihr viel, die starke Zuneigung beruht auf beiden Seiten. Und doch kann ihre Ehe den aufkommenden Stürmen des Lebens nicht standhalten. Der Kern der Melusinensage enthält ein uraltes, in vielen Kulturen anzutreffendes Motiv: es ist die Verbindung eines sterblichen Menschen mit einem überirdischen Wesen. Diese Verbindung ist in jeder Sage an ein Tabu geknüpft, welches den Menschen in seiner Unvollkommenheit von den unsterblichen, allwissenden Götterwesen deutlich abgrenzt. Wird dieses Tabu verletzt, folgt eine Trennung. In dieser Hausarbeit wollen wir in erster Linie die kultur- und vorstellungsgeschichtlichen Hintergründe dieser Sage näher beleuchten, dabei werfen wir auch einen Blick auf die ökonomisch-politische Situation der Zeit. Die Frage, wodurch es zur Verschiebung des Motivkreises in der Darstellungsform der ´mer faye´ kommen konnte, weg von der sinnlich-betörenden Geliebten, hin zu einer humanen, christlichen Ehefrau, ist von zentraler Bedeutung. Gleichzeitig möchten wir auch die Frage klären, warum die Melusine des Thüring von Ringoltingens den christlich-mittelalterlichen Verständnishorizont sprengt und ein religiöses Problem evoziert. Um das Bild zu vervollständigen, wollen wir das Magieverständnis und den Standpunkt der Theologen im Mittelalter sowie in der frühen Neuzeit bezüglich der Dämonologie der Schlangenfrau skizzieren. Eine Exkursion in die Geschichte der Magie und Astrologie macht die Zusammenhänge in diesem Konflikt deutlicher.
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