Von verletzten Seelen und unerfüllter Sehnsucht -Peter Cameron erzählt von Menschen, die nach Nähe suchen.
Coral Glynn kommt als Pflegerin in ein englisches Landhaus, dessen seltsame Atmosphäre geprägt ist von einem wortkargen Junggesellen und einer rätselhaften Haushälterin. Zwischen den Personen entspinnt sich eine Geschichte, aufgeladen mit versteckter Begierde und verdeckter Aggression. Ein Roman voll irritierender Spannung wie ein Film von Alfred Hitchcock.
Als die Krankenschwester Coral Glynn in Hart House eintrifft, verwandelt der Dauerregen die Wiesen um das düstere Herrenhaus langsam in Seen. Die junge Pflegerin seiner Mutter versetzt den vom Krieg gezeichneten Major Hart in eine Erregung, der er nur linkisch Ausdruck zu geben vermag. Nach dem Tod der Mutter flüchtet sich Hart in einen hastigen Heiratsantrag, um Coral zu halten. Doch der Haushälterin Mrs Prence missfällt die Aussicht auf eine neue Hausherrin. Als im nahen Wald ein bizarres Verbrechen geschieht, sieht sieihre Chance gekommen.
Peter Cameron erzählt mit meisterhafter Lakonie von Menschen und ihrer rätselhaften Doppelbödigkeit, gruppiert um ein ungleiches Paar, das nicht zueinander finden kann.
Coral Glynn kommt als Pflegerin in ein englisches Landhaus, dessen seltsame Atmosphäre geprägt ist von einem wortkargen Junggesellen und einer rätselhaften Haushälterin. Zwischen den Personen entspinnt sich eine Geschichte, aufgeladen mit versteckter Begierde und verdeckter Aggression. Ein Roman voll irritierender Spannung wie ein Film von Alfred Hitchcock.
Als die Krankenschwester Coral Glynn in Hart House eintrifft, verwandelt der Dauerregen die Wiesen um das düstere Herrenhaus langsam in Seen. Die junge Pflegerin seiner Mutter versetzt den vom Krieg gezeichneten Major Hart in eine Erregung, der er nur linkisch Ausdruck zu geben vermag. Nach dem Tod der Mutter flüchtet sich Hart in einen hastigen Heiratsantrag, um Coral zu halten. Doch der Haushälterin Mrs Prence missfällt die Aussicht auf eine neue Hausherrin. Als im nahen Wald ein bizarres Verbrechen geschieht, sieht sieihre Chance gekommen.
Peter Cameron erzählt mit meisterhafter Lakonie von Menschen und ihrer rätselhaften Doppelbödigkeit, gruppiert um ein ungleiches Paar, das nicht zueinander finden kann.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Mit einem beherzten Verriss bedenkt Margret Fetzer Peter Camerons Versuch, die Tradition des Schauerromans à la Jane Eyre fortzuschreiben. Das Wagnis, die missglückte Ehegeschichte zwischen einem versehrten Major und einer Krankenschwester auf einem englischen Landgut der 50er Jahre zu erzählen, wäre laut Fetzer gar nicht nötig gewesen. Das Übermaß an bloßen Andeutungen und offenen Fragen, das der Autor der Rezensentin aufbürdet, der Mangel an Kommunikation zwischen den Figuren im Buch und die Absurdität der Handlung scheinen Fetzer den Text so hoffnungslos zu belasten, dass keine Landlebenidylle das aufzuwiegen vermag.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.07.2013Da hilft nicht einmal Mord
Ehegeschichten, die auf einem englischen Landsitz spielen, sollten entweder romantisch oder witzig sein. Peter Camerons neuer Roman ist keines von beidem.
Das englische Landleben ist nicht nur endlos fernsehtauglich, sondern auch für Schriftsteller höchst anziehend, ob von nah oder fern. So verwundert es nicht, dass der neue Roman des amerikanischen Autors Peter Cameron, der als Jugendlicher einige Jahre in London verbracht hat, inzwischen aber seit dreißig Jahren in New York lebt, auf einem englischen Landsitz der fünfziger Jahre spielt.
"Die merkwürdige Ehe der Coral Glynn" erzählt von der Krankenschwester Coral, die ihren mageren Lebensunterhalt damit bestreitet, kranke und gebrechliche Menschen in deren eigenen Häusern bis zu deren Genesung oder Ableben zu pflegen. Zu Beginn des Buchs hat sie gerade ihre Tätigkeit in Hart House aufgenommen, wo sie sich um die schwierige sterbenskranke Mutter des kriegsversehrten Hausherrn Major Hart kümmert. Obwohl erst Anfang vierzig, ist der Major aufgrund seiner körperlichen Entstelltheit überzeugt davon, dass eine Heirat für ihn nicht mehr in Frage komme, und "bei der Aussicht, Liebe und Ehe sowie den sie begleitenden Qualen und Verwirrungen zu entgehen, erfüllte ihn tiefe Erleichterung". Die Behaglichkeit, mit welcher der Major sich mit seinem Junggesellendasein abgefunden zu haben glaubt, rührt nicht zuletzt daher, dass er in früheren Jahren ein Verhältnis mit seinem einzigen und besten Freund Robin gehabt zu haben scheint.
Doch bald nachdem Coral in Hart House eingezogen ist, lädt er sie auf einen Drink in die Bibliothek ein und macht ihr einen Heiratsantrag, von dem Coral - und mit ihr der Leser - vollkommen überrumpelt ist. Nach kurzer Bedenkzeit willigt Coral ein: nicht aus Liebe, sondern vor allem, weil ihr die Aussicht auf eine permanente Bleibe sehr verlockend erscheint. Die Eheschließung folgt rasch, allerdings auch die räumliche Trennung, denn weil Coral aus recht fadenscheinigen Gründen mit dem mysteriösen Mord an einem kleinen Mädchen im nahe gelegenen Wäldchen in Verbindung gebracht wird, verlässt sie Hart House auf Betreiben ihres Ehemanns bereits in der Hochzeitsnacht und taucht in London unter. Sie schreibt dem Major einige Briefe, die dessen Freund Robin unterschlägt, folglich begegnen sich die beiden erst nach langer Zeit wieder. Inzwischen hat Coral ihre Selbständigkeit wieder neu schätzen gelernt, so dass ihre Ehe mit dem Major nach drei Jahren geschieden wird - und sowohl Carol als auch der Major ihr Glück anderweitig suchen und finden.
Weshalb die beiden überhaupt erst geheiratet haben, erschließt sich an keiner Stelle, auch finden sich nirgends Antworten auf andere interessante Fragen, die der Roman nur anreißt: Was ist mit der latenten Homosexualität des Majors, unter welchen Umständen wurde das kleine Mädchen von seinem Spielkameraden ermordet, und wie ergeben sich die ebenfalls höchst merkwürdigen Ehen zwischen der Haushälterin von Hart House und dem die Ermittlungen leitenden Inspektor sowie zwischen Coral und dem Sohn ihrer Vermieterin in London?
All das bleibt im Ungefähren - eindeutig ist nur, dass Cameron mit diesem Übermaß an bloßer Andeutung mit Gewalt an die Tradition des englischen Schauerromans anzuknüpfen versucht, namentlich an Charlotte Brontës "Jane Eyre", die - allerdings nach deutlich längerem Hin und Her - ebenfalls ihren Hausherrn heiratet. Aber während Jane Eyre ihren Ehemann Rochester und ihre Leser durch ihre Schlagfertigkeit und ihren Witz für sich einnimmt, findet zwischen Camerons Figuren so gut wie keine Kommunikation statt. Von den für die "Gothic novel" typischen Spannungs- und Überraschungsmomenten sind bei Cameron nur Letztere übrig geblieben: Eine Absurdität der Handlung jagt die nächste. Da helfen auch die Schönheiten des englischen Landlebens nicht mehr.
MARGRET FETZER
Peter Cameron: "Die merkwürdige Ehe der Coral Glynn". Roman.
Aus dem Englischen übersetzt von Henning Ahrens. Knaus Verlag, München 2013. 286 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ehegeschichten, die auf einem englischen Landsitz spielen, sollten entweder romantisch oder witzig sein. Peter Camerons neuer Roman ist keines von beidem.
Das englische Landleben ist nicht nur endlos fernsehtauglich, sondern auch für Schriftsteller höchst anziehend, ob von nah oder fern. So verwundert es nicht, dass der neue Roman des amerikanischen Autors Peter Cameron, der als Jugendlicher einige Jahre in London verbracht hat, inzwischen aber seit dreißig Jahren in New York lebt, auf einem englischen Landsitz der fünfziger Jahre spielt.
"Die merkwürdige Ehe der Coral Glynn" erzählt von der Krankenschwester Coral, die ihren mageren Lebensunterhalt damit bestreitet, kranke und gebrechliche Menschen in deren eigenen Häusern bis zu deren Genesung oder Ableben zu pflegen. Zu Beginn des Buchs hat sie gerade ihre Tätigkeit in Hart House aufgenommen, wo sie sich um die schwierige sterbenskranke Mutter des kriegsversehrten Hausherrn Major Hart kümmert. Obwohl erst Anfang vierzig, ist der Major aufgrund seiner körperlichen Entstelltheit überzeugt davon, dass eine Heirat für ihn nicht mehr in Frage komme, und "bei der Aussicht, Liebe und Ehe sowie den sie begleitenden Qualen und Verwirrungen zu entgehen, erfüllte ihn tiefe Erleichterung". Die Behaglichkeit, mit welcher der Major sich mit seinem Junggesellendasein abgefunden zu haben glaubt, rührt nicht zuletzt daher, dass er in früheren Jahren ein Verhältnis mit seinem einzigen und besten Freund Robin gehabt zu haben scheint.
Doch bald nachdem Coral in Hart House eingezogen ist, lädt er sie auf einen Drink in die Bibliothek ein und macht ihr einen Heiratsantrag, von dem Coral - und mit ihr der Leser - vollkommen überrumpelt ist. Nach kurzer Bedenkzeit willigt Coral ein: nicht aus Liebe, sondern vor allem, weil ihr die Aussicht auf eine permanente Bleibe sehr verlockend erscheint. Die Eheschließung folgt rasch, allerdings auch die räumliche Trennung, denn weil Coral aus recht fadenscheinigen Gründen mit dem mysteriösen Mord an einem kleinen Mädchen im nahe gelegenen Wäldchen in Verbindung gebracht wird, verlässt sie Hart House auf Betreiben ihres Ehemanns bereits in der Hochzeitsnacht und taucht in London unter. Sie schreibt dem Major einige Briefe, die dessen Freund Robin unterschlägt, folglich begegnen sich die beiden erst nach langer Zeit wieder. Inzwischen hat Coral ihre Selbständigkeit wieder neu schätzen gelernt, so dass ihre Ehe mit dem Major nach drei Jahren geschieden wird - und sowohl Carol als auch der Major ihr Glück anderweitig suchen und finden.
Weshalb die beiden überhaupt erst geheiratet haben, erschließt sich an keiner Stelle, auch finden sich nirgends Antworten auf andere interessante Fragen, die der Roman nur anreißt: Was ist mit der latenten Homosexualität des Majors, unter welchen Umständen wurde das kleine Mädchen von seinem Spielkameraden ermordet, und wie ergeben sich die ebenfalls höchst merkwürdigen Ehen zwischen der Haushälterin von Hart House und dem die Ermittlungen leitenden Inspektor sowie zwischen Coral und dem Sohn ihrer Vermieterin in London?
All das bleibt im Ungefähren - eindeutig ist nur, dass Cameron mit diesem Übermaß an bloßer Andeutung mit Gewalt an die Tradition des englischen Schauerromans anzuknüpfen versucht, namentlich an Charlotte Brontës "Jane Eyre", die - allerdings nach deutlich längerem Hin und Her - ebenfalls ihren Hausherrn heiratet. Aber während Jane Eyre ihren Ehemann Rochester und ihre Leser durch ihre Schlagfertigkeit und ihren Witz für sich einnimmt, findet zwischen Camerons Figuren so gut wie keine Kommunikation statt. Von den für die "Gothic novel" typischen Spannungs- und Überraschungsmomenten sind bei Cameron nur Letztere übrig geblieben: Eine Absurdität der Handlung jagt die nächste. Da helfen auch die Schönheiten des englischen Landlebens nicht mehr.
MARGRET FETZER
Peter Cameron: "Die merkwürdige Ehe der Coral Glynn". Roman.
Aus dem Englischen übersetzt von Henning Ahrens. Knaus Verlag, München 2013. 286 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Meisterhaft erzählt der Amerikaner Peter Cameron eine tragische Liebesgeschichte aus dem England der frühen Nachkriegsjahre." HÖRZU