In seinem packenden neuen Roman erzählt Hans Graf von der Goltz von Verantwortung und Menschlichkeit inmitten einer kühl berechnenden Wirtschaftswelt, von unerwarteten Neuanfängen und von Träumen, die nie das sind, was sie vorgeben, selbst wenn sie in Erfüllung gehen.
Indien, 1957. Eine kleine, zusammengewürfelte Gruppe junger Mitarbeiter der neu gegründeten International Finance Corporation landet in Bombay, wo mit der gerade errungenen Unabhängigkeit auch die Schattenseiten des Kapitalismus Einzug halten. Doch Tom, Henry, Richard und Walter haben eine Mission: Sie sollen dem Land helfen, sich selbst zu helfen. Sie unterstützen den Bau von Fabriken, schulen Personal, stellen Kontakte her. Ihrer Zeit Jahrzehnte voraus leisten sie moderne Entwicklungshilfe - und verlieren dabei nach und nach den Kontakt zu ihrem eigentlichen Leben. Einer von ihnen wird nicht lebend zurückkehren. Alle haben sie ihre eigene Geschichte, ihre eigenen Verwundungen. Richard wird seine traumatischen Kriegserfahrungen nicht los, Walter die Schuld deutscher Vergangenheit. Henry verfällt einer Einheimischen und Tom, der erfolgreiche Wall Street Banker, kehrt in eine Ehe, in ein Leben zurück, von dem nur die Hülse übrig ist. Doch dann begegnet er eines Tages im Fahrstuhl einer Frau, die eine Erinnerung in ihm weckt. Ein flüchtiger Blick, ein kurzer Moment, eine einzige Bewegung der Hand - und alles ist wieder da.
Indien, 1957. Eine kleine, zusammengewürfelte Gruppe junger Mitarbeiter der neu gegründeten International Finance Corporation landet in Bombay, wo mit der gerade errungenen Unabhängigkeit auch die Schattenseiten des Kapitalismus Einzug halten. Doch Tom, Henry, Richard und Walter haben eine Mission: Sie sollen dem Land helfen, sich selbst zu helfen. Sie unterstützen den Bau von Fabriken, schulen Personal, stellen Kontakte her. Ihrer Zeit Jahrzehnte voraus leisten sie moderne Entwicklungshilfe - und verlieren dabei nach und nach den Kontakt zu ihrem eigentlichen Leben. Einer von ihnen wird nicht lebend zurückkehren. Alle haben sie ihre eigene Geschichte, ihre eigenen Verwundungen. Richard wird seine traumatischen Kriegserfahrungen nicht los, Walter die Schuld deutscher Vergangenheit. Henry verfällt einer Einheimischen und Tom, der erfolgreiche Wall Street Banker, kehrt in eine Ehe, in ein Leben zurück, von dem nur die Hülse übrig ist. Doch dann begegnet er eines Tages im Fahrstuhl einer Frau, die eine Erinnerung in ihm weckt. Ein flüchtiger Blick, ein kurzer Moment, eine einzige Bewegung der Hand - und alles ist wieder da.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.02.2008Lehrgeld eines Lebens
Ein Wirtschaftsroman des Grafen von der Goltz
Was ist das Leben? Kann man Gutes tun? Was bleibt am Ende, wenn man zurückschaut? Hans Graf von der Goltz, 81 Jahre alt, stellt Fragen von der antwortlosen Sorte in der Form eines Romans. Das Leben ist eine Rennbahn. Vier Läufer starten, die auch alle keine Antworten haben. Umgeben sind sie von einem Schwarm interessanter Frauen, so dass der Leser sich etwa ein Dutzend Personen merken muss. Ein Straucheln, Stürzen, Sterben dezimiert die Gruppe nach und nach, und nur einer bleibt am Ende übrig. Es ist Tom, der Amerikaner, inzwischen alt und reich, aber einsam. Er hat sich eine Farm gekauft. Er blickt melancholisch auf ein Leben zurück, das ihm jetzt nichtig erscheint. Dabei war er jahrzehntelang ein mächtiger Boss, hat UN-Missionen in Indien geleitet und als Wallstreet-Banker die internationalen Finanzströme gelenkt. Was bleibt? Das Buch heißt "Die Mission". Angespielt wird damit auf gutgemeinte Projekte der Entwicklungshilfe, bei denen Lehrgeld bezahlt wird. Die Exporteure von Hilfe werden um ihre Ware betrogen. Toren sind sie. Gutmenschentum stört die natürlichen Abläufe. Idealismus ist unwirtschaftlich. Man erwartet facts. Alles andere ist Feuilleton. Ein beißender Realitätssinn zerstört alle Träume, ohne irgend produktiv zu werden. Ein bisschen Philosophie huscht vorbei, ein bisschen Moral, ein bisschen Religion. Aber nichts wirklich zum Festhalten.
Das Handwerk des Erzählers hat Graf von der Goltz gut gelernt, aber das allein würde das Buch nicht tragen. Da der Verlag damit wirbt, kann man nicht umhin, den Roman auch als Erfahrungsbericht eines bedeutenden Wirtschaftsführers zu lesen (Goltz war in einflussreicher Position bei Altana, BMW, Dresdner Bank und anderswo), der eine bittere Bilanz seines Lebens zieht. Die vier Läufer sind dann allesamt Spiegelungen seines Ichs. Sie alle sind Idealisten, die sich die Hörner abgestoßen haben, führen Vernunftehen, die in Scheidungen enden, retten gefallene Mädchen, die dann davonlaufen und haben Traumfrauen, die bald sterben. Alle schleppen sie ein Kriegstrauma mit sich.
Goltz gehört zu einer Generation, die ihre ersten und heißesten Ideale im Weltkrieg verbrannt hat und danach im Wiederaufbau reuig ein Feuer gleicher Stärke zu entfachen bemüht ist. Die titanische Kraft, mit der diese Lebensläufe geführt wurden, endet in einer großen Müdigkeit und Ratlosigkeit. Eine junge Generation, die aus der aktuellen wirtschaftsethischen Diskussion neue Schlüsse ziehen will, tut gut daran, an diesem Roman ihre Denkkraft zu trainieren.
HERMANN KURZKE
Hans Graf von der Goltz: "Die Mission". Roman. Berlin Verlag, Berlin 2007. 207 S., geb., 22,70 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Wirtschaftsroman des Grafen von der Goltz
Was ist das Leben? Kann man Gutes tun? Was bleibt am Ende, wenn man zurückschaut? Hans Graf von der Goltz, 81 Jahre alt, stellt Fragen von der antwortlosen Sorte in der Form eines Romans. Das Leben ist eine Rennbahn. Vier Läufer starten, die auch alle keine Antworten haben. Umgeben sind sie von einem Schwarm interessanter Frauen, so dass der Leser sich etwa ein Dutzend Personen merken muss. Ein Straucheln, Stürzen, Sterben dezimiert die Gruppe nach und nach, und nur einer bleibt am Ende übrig. Es ist Tom, der Amerikaner, inzwischen alt und reich, aber einsam. Er hat sich eine Farm gekauft. Er blickt melancholisch auf ein Leben zurück, das ihm jetzt nichtig erscheint. Dabei war er jahrzehntelang ein mächtiger Boss, hat UN-Missionen in Indien geleitet und als Wallstreet-Banker die internationalen Finanzströme gelenkt. Was bleibt? Das Buch heißt "Die Mission". Angespielt wird damit auf gutgemeinte Projekte der Entwicklungshilfe, bei denen Lehrgeld bezahlt wird. Die Exporteure von Hilfe werden um ihre Ware betrogen. Toren sind sie. Gutmenschentum stört die natürlichen Abläufe. Idealismus ist unwirtschaftlich. Man erwartet facts. Alles andere ist Feuilleton. Ein beißender Realitätssinn zerstört alle Träume, ohne irgend produktiv zu werden. Ein bisschen Philosophie huscht vorbei, ein bisschen Moral, ein bisschen Religion. Aber nichts wirklich zum Festhalten.
Das Handwerk des Erzählers hat Graf von der Goltz gut gelernt, aber das allein würde das Buch nicht tragen. Da der Verlag damit wirbt, kann man nicht umhin, den Roman auch als Erfahrungsbericht eines bedeutenden Wirtschaftsführers zu lesen (Goltz war in einflussreicher Position bei Altana, BMW, Dresdner Bank und anderswo), der eine bittere Bilanz seines Lebens zieht. Die vier Läufer sind dann allesamt Spiegelungen seines Ichs. Sie alle sind Idealisten, die sich die Hörner abgestoßen haben, führen Vernunftehen, die in Scheidungen enden, retten gefallene Mädchen, die dann davonlaufen und haben Traumfrauen, die bald sterben. Alle schleppen sie ein Kriegstrauma mit sich.
Goltz gehört zu einer Generation, die ihre ersten und heißesten Ideale im Weltkrieg verbrannt hat und danach im Wiederaufbau reuig ein Feuer gleicher Stärke zu entfachen bemüht ist. Die titanische Kraft, mit der diese Lebensläufe geführt wurden, endet in einer großen Müdigkeit und Ratlosigkeit. Eine junge Generation, die aus der aktuellen wirtschaftsethischen Diskussion neue Schlüsse ziehen will, tut gut daran, an diesem Roman ihre Denkkraft zu trainieren.
HERMANN KURZKE
Hans Graf von der Goltz: "Die Mission". Roman. Berlin Verlag, Berlin 2007. 207 S., geb., 22,70 [Euro].
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"Kein Wort ist hier zu viel, jede Andeutung hat ihren Sinn, jede Frage ihre verschwiegene Antwort." - Tagesspiegel über 'Der Kunsthändler'.