Der vorliegende Band der Schriften zurFotografie von Herbert Molderings versammelterstmals die wichtigsten Beiträge desAutors zur Kunst, Geschichte, Theorie,Technik und Ästhetik der klassischen modernenFotografie. Im Mittelpunkt stehen u.a.Analysen des fotografischen Schaffens vonLászló Moholy-Nagy, Marcel Duchamp, ManRay, Paul Citroen, Brassaï, Florence Henri,Tina Modotti, August Sander, Albert Renger-Patzsch und Robert Capa. Die Fotografie derWeimarer Republik (und Berlins) kommtebenso zur Sprache wie jene der École deParis, das 'Wilde Sehen' André Bretons istebenso Thema wie der konstruktivistischeFotobegriff in Walter Benjamins KleinerGeschichte der Fotografie.Die Aufsätze und Essays, einige bislang nurverstreut, andere hier erstmals publiziert,entstanden in den vergangenen 30 Jahrenund bieten einen Überblick über dieForschung des Autors. Sie sind durch ihrenfachlichen Kenntnisreichtum und ihre theoretischeKompetenz ausgezeichnet und darüberhinaus bestens lesbar. Den Abschlussdes Bandes bildet eine Bibliographie sämtlicherSchriften des Autors zur Fotografie.
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Frankfurter Allgemeine ZeitungWegweiser zur tröstenden Moderne
Was für ein in jeder Hinsicht gewichtiger Band: Einerseits ein vom Satzspiegel angefangen ausgesprochen schön gestaltetes Lese- und Bilder-Buch von wohlfundierter Wissenschaftlichkeit; mehr erschlagend als nur berückend ist dabei die Spannweite dieser Aufsatzsammlung, die von Fototheorie, ästhetischer und kunsthistorischer Einordnung bis zum Erbschaftskrimi um die erste deutsche Fotografie-Sammlung von Kurt Kirchbach reicht. Es tut nichts, dass die Mehrzahl der Abbildungen klein ist: Es passt vielmehr zum Primat des klärenden Wortes in diesem Band. Doch sehr gut gedruckt sind auch diese Erinnerungen an Ikonen von Moholy-Nagy, Man Ray, Brassai, Renger-Patzsch oder Bing. Die wird zu nochmaliger näherer Inaugenscheinnahme der Interessierte ja auch meist in den Bildbänden des eigenen Bücherschranks nachschlagen können. Seltener zu Findendes wie etwa Marianne Breslauers "Die Fotografin" ist dagegen formatfüllend reproduziert. Und allein dieser Aufsatz "Spiegel, Masken und Räume" über Selbstporträts von Fotografinnen der zwanziger und dreißiger Jahre lohnt den Griff zu dem Sammelband des Bochumer Kunstgeschichtlers. Das Buch lässt seinen Leser zunächst einmal erkennen, wie prägend für unsere aktuellen Bildwelten bis hin zum letzten Kleingepixel eines Ebay-Profil-Fotos diese Jahre der Fotografie - der deutschen zumal - gewesen sind. Was wir in irgendeinem Nachrichtenportal für eine gelungene Bilderstrecke halten, wurzelt in diesen zwei Jahrzehnten des durch die illustrierten Blätter fegenden Fotojournalismus. Zum anderen hat der kunsthistorische Tiefgang dieser Aufsätze etwas geradezu Tröstliches: Der Umgang mit der experimentellen fotografischen Avantgarde nach dem Ersten Weltkrieg macht gelassener, immunisiert geradezu gegenüber den Versuchungen der Bildmanipulation, wie sie die Digitalisierung alltäglich gemacht hat. Wer geneigt ist, über Fotografie mehr als nur in technischer Hinsicht nachzudenken, macht sich mit dem Buch ein reiches Geschenk.
py.
Die Moderne der Fotografie. Von Herbert Molderings. Verlag Philo Fine Arts - Europäische Verlagsanstalt, 445 durchweg schwarzweiß Illustrierte Seiten, Hamburg 2008, 48 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was für ein in jeder Hinsicht gewichtiger Band: Einerseits ein vom Satzspiegel angefangen ausgesprochen schön gestaltetes Lese- und Bilder-Buch von wohlfundierter Wissenschaftlichkeit; mehr erschlagend als nur berückend ist dabei die Spannweite dieser Aufsatzsammlung, die von Fototheorie, ästhetischer und kunsthistorischer Einordnung bis zum Erbschaftskrimi um die erste deutsche Fotografie-Sammlung von Kurt Kirchbach reicht. Es tut nichts, dass die Mehrzahl der Abbildungen klein ist: Es passt vielmehr zum Primat des klärenden Wortes in diesem Band. Doch sehr gut gedruckt sind auch diese Erinnerungen an Ikonen von Moholy-Nagy, Man Ray, Brassai, Renger-Patzsch oder Bing. Die wird zu nochmaliger näherer Inaugenscheinnahme der Interessierte ja auch meist in den Bildbänden des eigenen Bücherschranks nachschlagen können. Seltener zu Findendes wie etwa Marianne Breslauers "Die Fotografin" ist dagegen formatfüllend reproduziert. Und allein dieser Aufsatz "Spiegel, Masken und Räume" über Selbstporträts von Fotografinnen der zwanziger und dreißiger Jahre lohnt den Griff zu dem Sammelband des Bochumer Kunstgeschichtlers. Das Buch lässt seinen Leser zunächst einmal erkennen, wie prägend für unsere aktuellen Bildwelten bis hin zum letzten Kleingepixel eines Ebay-Profil-Fotos diese Jahre der Fotografie - der deutschen zumal - gewesen sind. Was wir in irgendeinem Nachrichtenportal für eine gelungene Bilderstrecke halten, wurzelt in diesen zwei Jahrzehnten des durch die illustrierten Blätter fegenden Fotojournalismus. Zum anderen hat der kunsthistorische Tiefgang dieser Aufsätze etwas geradezu Tröstliches: Der Umgang mit der experimentellen fotografischen Avantgarde nach dem Ersten Weltkrieg macht gelassener, immunisiert geradezu gegenüber den Versuchungen der Bildmanipulation, wie sie die Digitalisierung alltäglich gemacht hat. Wer geneigt ist, über Fotografie mehr als nur in technischer Hinsicht nachzudenken, macht sich mit dem Buch ein reiches Geschenk.
py.
Die Moderne der Fotografie. Von Herbert Molderings. Verlag Philo Fine Arts - Europäische Verlagsanstalt, 445 durchweg schwarzweiß Illustrierte Seiten, Hamburg 2008, 48 Euro.
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