Das Verhältnis der neuzeitlichen Utopie zu den überlieferten antiken Quellen, die der jeweils kritisch betrachteten Gegenwart das Bild einer besseren gesellschaftlichen Alternative gegenüberstellten, ist umstritten. Die eine "Schule" hält es für ausgemacht, dass das utopische Denken in der Nachfolge Morus´ nichts weiter ist als eine elaborierte Fußnote zu Platons "Politea". Die andere Richtung geht von der Annahme aus, dass es weder in der griechischen noch in der römischen Antike Denkmuster gegeben hat, die identisch mit der frühneuzeitlichen Utopie seien, wie Morus sie in klassischer Weise konzipierte. So hat Moses I. Finley dezidiert darauf hingewiesen, dass von antiken Utopien nur reden könne, wer diese mit Mythen gleichsetze: eine Identifikation, die jeder Grundlage entbehre...