Mieux vaut tard que jamais! - Besser spät als nie!
Entgegen dem aktuellen Trend zum Jugendwahn, der sich auch in Bücher eingeschlichen hat, geht es in "Die Mondspielerin" von Nina George um eine Frau, die der älteren Generation angehört. Die 60-jährige Marianne fasst nach langen, unerfüllten und
unfreien Ehejahren zum ersten Mal einen eigenen Entschluss: Sie will ihrem Leben ein Ende setzen.…mehrMieux vaut tard que jamais! - Besser spät als nie!
Entgegen dem aktuellen Trend zum Jugendwahn, der sich auch in Bücher eingeschlichen hat, geht es in "Die Mondspielerin" von Nina George um eine Frau, die der älteren Generation angehört. Die 60-jährige Marianne fasst nach langen, unerfüllten und unfreien Ehejahren zum ersten Mal einen eigenen Entschluss: Sie will ihrem Leben ein Ende setzen. Nachdem der Sprung in die Seine von Paris missglückt und sie gerettet wird, macht sie sich, inspiriert von einer bemalten Kachel, auf den Weg in ein kleines Hafenstädtchen in der Bretagne, um am Meer ihr Vorhaben zu wiederholen. Dort angekommen läuft jedoch alles anders, als sie es sich jemals erträumt hätte, ihr kommt nämlich das Leben dazwischen.
Der Leser begleitet eine ausgesprochen sympathische Hauptfigur durch Höhen und Tiefen und erlebt hautnah ihre Verwandlung von einer unterdrückten, unzufriedenen zu einer selbstbewussten, glücklichen Frau, die merkt, was sie im Leben verpasst hat, und welche Schönheiten man, egal, wie alt man ist, entdecken kann.
Nina George ist ein einzigartiger Roman gelungen, der vor allen Dingen aufgrund seiner Sprache und seiner bildhaften Erzählweise überzeugt. Die Handlung lässt sich leicht, aber nicht schnell lesen, da man immer wieder auf wahre, kluge Sätze stößt, die einen innehalten und nachdenken lassen. Dass die Autorin einen besonderen Bezug zur Bretagne hat, ist unschwer zu erkennen. Man lernt bretonische Legenden, Sitten und Gebräuche und die eigentümliche Lebensart der Einwohner kennen.
Ich habe die Bretagne vor meinen Augen gesehen, das Meer gehört, den Wind gespürt und die landestypischen Speisen und Getränke geschmeckt. In der Gemeinschaft der bizarren Dorfbewohner, deren Dasein hauptsächlich von Liebe, der unerfüllten, der sehnsüchtigen, der leidenschaftlichen, geprägt ist, fühlte ich mich überwiegend wohl, obwohl es vielleicht weniger Probleme hätte geben können. Gegen Ende der Geschichte überschlagen sich dann leider die Ereignisse, so dass die Glaubwürdigkeit zum Teil verloren geht.
Schaltet man aber Kopf und Realitätssinn aus, kann man sich von diesem märchenhaften Buch treiben und verzaubern lassen.
Und wie heißt es doch gleich: Auch Märchen können wahr werden!