Saftige Grassteppen, trockene Wüsten und schneebedeckte Berge: Die Mongolei ist ein Land faszinierender Kontraste. Schon aus der Ferne leuchten die weißen Jurten der Nomaden in den grenzenlosen Weiten. Das natürliche Eingebundensein in den Rhythmus der Jahreszeiten, Buddhismus und Schamanentum, die lebendige Tradition der Naadam-Feste, alte Handwerkskunst und Kehlkopfgesänge bilden eine faszinierende Kultur, die auch in der Hauptstadt Ulan-Bator gelebt wird. Auf über zehn Reisen war Gregor M. Schmid unterwegs mit Jeep, Flugzeug, Zug und Pferdeschlitten, nicht selten bei minus 40 Grad, um den Alltag von Mongolen, Kasachen und Burjaten mitzuerleben und das Land in seiner ganzen Fülle fotografisch festzuhalten. Ein prachtvoller Bildband mit ca. 200 Fotos.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.10.2006Die drei Spiele der Mongolen
Australien ist weit, die Philippinen sind es auch. Aber kein Land ist kulturell weiter von uns entfernt als die Mongolei. Es gibt sie wohl, aber zu sehen bekommt man sie wahrscheinlich nie, weil man erst einmal den Gedanken fassen müßte, dorthin zu fahren. Und da liegt schon das erste Problem: Man muß erst mal auf diesen Einfall kommen. Mit dem Fotoband von Gregor M. Schmid könnte das auf Anhieb klappen: Der Landschafts- und Architekturfotograf malt mit seinen Fotos dem Betrachter das Land gewissermaßen in die Seele. Ob bei der Teezeremonie, beim Ringen oder beim festlichen Ausritt von Meister und Schüler in die Steppe, den unsere Abbildung zeigt - immer überkommt den Betrachter für einen Augenblick die Illusion, er selbst sei bei dieser oder jener Szene anwesend gewesen. Er sieht den Schnee knirschen beim Kamel-Polo und hört die stumme Drohung der Masken. Und dann, wie durch eine Zeitschleuder, befindet er sich mit einem Mal in der "Nation mit Zukunft" mit Mongolinnen in westlichen Kostümen, mit Cowboy-Hut oder zu elft (davon neun Kinder) vor dem Fernseher einschlafend, als sei das Gerät ein Lagerfeuer. Wunderbar sind die Aufnahmen der Ringer, die in der Mongolei hoch angesehen sind, so unterrichtet uns der Fotograf, und ungefähr so populär wie bei uns die Spieler der Fußballbundesliga. Beim Naadam-Fest ("Die drei Spiele der Männer" - Ringen, Reiten und Bogenschießen) treten die Besten gegeneinander an und kämpfen um den Titel des "Arslan". Dreimalige Gewinner dürfen sich "Darkhan Avarga" nennen. Und dann blättert der Betrachter zurück, will die Schätze des Bodens und der Landschaft nicht ausgebeutet, sondern bewundert sehen, so wie auf diesen Fotos. Mit den Augen verliert er sich in einer Weite, die er eines Tages aufsuchen wird, wenn er die Enge nicht mehr erträgt.
jei
"Die Mongolei" von Gregor M. Schmid. Nymphenburger in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München 2006. 200 Seiten, zahlreiche Fotografien, eine Karte. Gebunden, 49,90 Euro. ISBN 3 485 01073 1.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Australien ist weit, die Philippinen sind es auch. Aber kein Land ist kulturell weiter von uns entfernt als die Mongolei. Es gibt sie wohl, aber zu sehen bekommt man sie wahrscheinlich nie, weil man erst einmal den Gedanken fassen müßte, dorthin zu fahren. Und da liegt schon das erste Problem: Man muß erst mal auf diesen Einfall kommen. Mit dem Fotoband von Gregor M. Schmid könnte das auf Anhieb klappen: Der Landschafts- und Architekturfotograf malt mit seinen Fotos dem Betrachter das Land gewissermaßen in die Seele. Ob bei der Teezeremonie, beim Ringen oder beim festlichen Ausritt von Meister und Schüler in die Steppe, den unsere Abbildung zeigt - immer überkommt den Betrachter für einen Augenblick die Illusion, er selbst sei bei dieser oder jener Szene anwesend gewesen. Er sieht den Schnee knirschen beim Kamel-Polo und hört die stumme Drohung der Masken. Und dann, wie durch eine Zeitschleuder, befindet er sich mit einem Mal in der "Nation mit Zukunft" mit Mongolinnen in westlichen Kostümen, mit Cowboy-Hut oder zu elft (davon neun Kinder) vor dem Fernseher einschlafend, als sei das Gerät ein Lagerfeuer. Wunderbar sind die Aufnahmen der Ringer, die in der Mongolei hoch angesehen sind, so unterrichtet uns der Fotograf, und ungefähr so populär wie bei uns die Spieler der Fußballbundesliga. Beim Naadam-Fest ("Die drei Spiele der Männer" - Ringen, Reiten und Bogenschießen) treten die Besten gegeneinander an und kämpfen um den Titel des "Arslan". Dreimalige Gewinner dürfen sich "Darkhan Avarga" nennen. Und dann blättert der Betrachter zurück, will die Schätze des Bodens und der Landschaft nicht ausgebeutet, sondern bewundert sehen, so wie auf diesen Fotos. Mit den Augen verliert er sich in einer Weite, die er eines Tages aufsuchen wird, wenn er die Enge nicht mehr erträgt.
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"Die Mongolei" von Gregor M. Schmid. Nymphenburger in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München 2006. 200 Seiten, zahlreiche Fotografien, eine Karte. Gebunden, 49,90 Euro. ISBN 3 485 01073 1.
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