"An dem Tag, als ich, knietief in der Schande, nach Templeton zurückkehrte, tauchte im Flimmerspiegelsee der über fünfzehn Meter lange Kadaver eines Ungeheuers auf." So beginnt "Die Monster von Templeton", ein Roman, der zwei Jahrhunderte umspannt: einerseits berichtet er in der Gegenwart von der Suche eines Mädchens, Willie, nach ihrem Vater, andererseits ist es ein historischer Roman, schließlich ein Schauerroman - alles in allem erzählt er voller Spannung und Zauber davon, wie sich die Geheimnisse einer Familie in einer einzigen Stadt manifestieren.
Indem Willie versucht, die Wahrheit über ihre Herkunft herauszufinden, taucht sie in die Geheimnisse ihrer Familie ein. Sie entdeckt Briefe, Zeitungsartikel und Tagebücher, und die Toten scheinen aufzuerstehen, um ihre Geschichten zu erzählen, dunkle Rätsel treten zu Tage, Gegenwart und Vergangenheit verschwimmen ineinander, alte Geschichten können endlich zu einem friedlichen Ende kommen, während die schockierende Wahrheit über mehr als ein Monster gelüftet wird.
Lauren Groffs Debütroman, der in den USA großes Aufsehen erregt hat und in viele Sprachen übersetzt wurde, ist ein hochintelligentes Spiel mit literarischen Genres, ein spannendes, reiches Leseerlebnis und ein berührend-komischer und origineller Familienroman, den man nicht mehr vergisst.
"Ich war traurig, als das Ende des Romans in Sicht kam - einen größeren Erfolg kann man nicht erzielen."
Stephen King
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Indem Willie versucht, die Wahrheit über ihre Herkunft herauszufinden, taucht sie in die Geheimnisse ihrer Familie ein. Sie entdeckt Briefe, Zeitungsartikel und Tagebücher, und die Toten scheinen aufzuerstehen, um ihre Geschichten zu erzählen, dunkle Rätsel treten zu Tage, Gegenwart und Vergangenheit verschwimmen ineinander, alte Geschichten können endlich zu einem friedlichen Ende kommen, während die schockierende Wahrheit über mehr als ein Monster gelüftet wird.
Lauren Groffs Debütroman, der in den USA großes Aufsehen erregt hat und in viele Sprachen übersetzt wurde, ist ein hochintelligentes Spiel mit literarischen Genres, ein spannendes, reiches Leseerlebnis und ein berührend-komischer und origineller Familienroman, den man nicht mehr vergisst.
"Ich war traurig, als das Ende des Romans in Sicht kam - einen größeren Erfolg kann man nicht erzielen."
Stephen King
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.03.2009Erleuchtung im Lederstrumpf-Hotel
Die Geburt der Vereinigten Staaten aus dem Geiste der Trapper: Lauren Groff spielt in ihrem Romandebüt auf ganz eigene Weise mit dem amerikanischen Gründungsmythos.
In Krisenzeiten besinnt man sich auf Ursprünge, oder man erschafft sie sich. So gehen Individuen wie Staaten und Kulturen vor, so pflegt man seine Mythen. Anschaulich führen es uns die Vereinigten Staaten immer wieder vor, wie das funktioniert. Dort geht man zurück zur frontier, erinnert sich an die Begegnung mit der unbeschreiblichen Wildnis und deren Bewohnern und an die großen Leistungen beim Aufbau einer eigenen Welt. Man ruft die Träume auf, die die Vorfahren einst in Bewegung setzten, und man lässt sich von ihnen beschwingen.
Ende des achtzehnten Jahrhunderts verlief die frontier, die Grenze zwischen weißer Zivilisation und Wildnis, noch durch den heutigen Bundesstaat New York, im Umfeld der Neu-England-Kolonien. William Cooper, der Vater des berühmten Schriftstellers, der diese Grenze später besingen sollte, gründete Cooperstown. Zweihundert Jahre später wurde Lauren Groff dort geboren und beschwört nun in ihrem ersten Roman die Geister dieser Stadt.
Eine Archäologiestudentin, die sich in Alaska mit den noch früheren Ursprüngen, der ersten Besiedelung des Kontinents, beschäftigte, hat sich bei der Grabung auf ein Techtelmechtel mit ihrem Professor eingelassen. Nun ist sie anscheinend schwanger und kehrt zurück in die Provinzstadt Templeton, ein verschlafenes Städtchen im Staat New York. Es kann sich allenfalls einer Baseball Hall of Fame rühmen und einer großen Vergangenheit. Touristen steigen dafür im Lederstrumpf-Hotel ab. Willie (Wilhelma) wohnt bei ihrer Mutter, einer früheren Hippiefrau, die sie allein großgezogen hat. Am Tag ihrer Rückkehr aber beginnen die Rätsel und Monstrositäten. Zunächst einmal wörtlich: Ein totes Ungeheuer wird aus dem Flimmerspiegelsee gezogen, sozusagen der genius loci. Und im übertragenen Sinn: Mythen und Ursprünge kommen an die Oberfläche und damit die Frage: Wer ist eigentlich ihr Vater? Die Mutter behauptet, es seien damals drei in Frage gekommen, in jener legendären Hippiekommune in San Francisco. Doch die Ich-Erzählerin weiß, dass ihr Vater in Templeton lebt oder lebte. So betreibt sie nun Verwandtschaftsarchäologie, stöbert in Briefen und Tagebüchern, besucht Archivarinnen und Bibliothekare, gerät dabei auch in ihre eigene Frühzeit zurück und stößt auf mehr oder minder prächtig entwickelte Jugendlieben von einst. Die Mutter versöhnt ihren Hippiegeist derweil mit dem puritanischen Amerika, indem sie sich auf eine abstinente Beziehung zu einem Pfarrer einlässt.
Das ist die eine Erzählebene. Sie wird durchbrochen durch Dokumente aus der Vergangenheit, aus der Zeit der Gründung der Stadt, der Zeit von James Fenimore Cooper und späteren Generationen. So wächst Templeton, die armselige Provinzstadt, über sich hinaus zu einem Spiegel amerikanischer Besiedelung, mit all ihrer Hoffnung und Ideologie. Da werden dramatische Frauenschicksale eingeblendet, die Scheinheiligkeit der Stadtväter, die Entwicklung jenes Schriftstellers Cooper, der die Stadt in die Literaturgeschichte einzeichnen würde. Mit all dem geht die ursprungsbegierige Willie schwanger, doch ist sie eigentlich selbst schwanger? Ihr Professor behauptet, das könne nicht sein, da er ja sterilisiert sei. Es kommt zu einer symbolischen Fehlgeburt. Nun hat sie nichts mehr in sich, mit dem sie heimlich sprechen kann über das Gewebe der Rätsel, in das sie selbst hineingeboren wurde. Aber dieser Mangel führt zur Lösung: Nachdem sie sich durch ein Gewirr von Stammbäumen gearbeitet hat - allesamt abgebildet in diesem Buch -, findet sie tatsächlich heraus, wer ihr Vater ist. Und damit auch, dass sie gleich mehrfach mit der Gründungswelt der Stadt verwandt ist; und wer möchte nicht von Unkas, dem letzten Mohikaner, oder Chingachgook, dem edlen Freund des Lederstrumpf, abstammen?
Verwandtschaft wird literarisch gern als Intertextualität gefeiert, und wer Coopers Lederstrumpf-Romane mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Vor allem "Die Ansiedler" haben Pate gestanden, Band vier der berühmten fünf. Ein bisschen glatt ist der Abschluss, das happy end, als bekannt wird, dass im See ein Babymonster aufgetaucht ist: Amerika lebt weiter, die Geister sind noch einmal beschwichtigt worden. Aber es ist ein welt- und geschichtshaltiger erster Roman, den die 1978 geborene Erzählerin vorgelegt hat. Man liest die geschmeidige Übersetzung mit Vergnügen und versteht ein bisschen besser, was Amerika bis heute ausmacht.
ELMAR SCHENKEL
Lauren Groff: "Die Monster von Templeton". Roman. Aus dem Englischen von Judith Schwaab. Verlag C. H. Beck, München 2009. 507 S., geb., 22,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Geburt der Vereinigten Staaten aus dem Geiste der Trapper: Lauren Groff spielt in ihrem Romandebüt auf ganz eigene Weise mit dem amerikanischen Gründungsmythos.
In Krisenzeiten besinnt man sich auf Ursprünge, oder man erschafft sie sich. So gehen Individuen wie Staaten und Kulturen vor, so pflegt man seine Mythen. Anschaulich führen es uns die Vereinigten Staaten immer wieder vor, wie das funktioniert. Dort geht man zurück zur frontier, erinnert sich an die Begegnung mit der unbeschreiblichen Wildnis und deren Bewohnern und an die großen Leistungen beim Aufbau einer eigenen Welt. Man ruft die Träume auf, die die Vorfahren einst in Bewegung setzten, und man lässt sich von ihnen beschwingen.
Ende des achtzehnten Jahrhunderts verlief die frontier, die Grenze zwischen weißer Zivilisation und Wildnis, noch durch den heutigen Bundesstaat New York, im Umfeld der Neu-England-Kolonien. William Cooper, der Vater des berühmten Schriftstellers, der diese Grenze später besingen sollte, gründete Cooperstown. Zweihundert Jahre später wurde Lauren Groff dort geboren und beschwört nun in ihrem ersten Roman die Geister dieser Stadt.
Eine Archäologiestudentin, die sich in Alaska mit den noch früheren Ursprüngen, der ersten Besiedelung des Kontinents, beschäftigte, hat sich bei der Grabung auf ein Techtelmechtel mit ihrem Professor eingelassen. Nun ist sie anscheinend schwanger und kehrt zurück in die Provinzstadt Templeton, ein verschlafenes Städtchen im Staat New York. Es kann sich allenfalls einer Baseball Hall of Fame rühmen und einer großen Vergangenheit. Touristen steigen dafür im Lederstrumpf-Hotel ab. Willie (Wilhelma) wohnt bei ihrer Mutter, einer früheren Hippiefrau, die sie allein großgezogen hat. Am Tag ihrer Rückkehr aber beginnen die Rätsel und Monstrositäten. Zunächst einmal wörtlich: Ein totes Ungeheuer wird aus dem Flimmerspiegelsee gezogen, sozusagen der genius loci. Und im übertragenen Sinn: Mythen und Ursprünge kommen an die Oberfläche und damit die Frage: Wer ist eigentlich ihr Vater? Die Mutter behauptet, es seien damals drei in Frage gekommen, in jener legendären Hippiekommune in San Francisco. Doch die Ich-Erzählerin weiß, dass ihr Vater in Templeton lebt oder lebte. So betreibt sie nun Verwandtschaftsarchäologie, stöbert in Briefen und Tagebüchern, besucht Archivarinnen und Bibliothekare, gerät dabei auch in ihre eigene Frühzeit zurück und stößt auf mehr oder minder prächtig entwickelte Jugendlieben von einst. Die Mutter versöhnt ihren Hippiegeist derweil mit dem puritanischen Amerika, indem sie sich auf eine abstinente Beziehung zu einem Pfarrer einlässt.
Das ist die eine Erzählebene. Sie wird durchbrochen durch Dokumente aus der Vergangenheit, aus der Zeit der Gründung der Stadt, der Zeit von James Fenimore Cooper und späteren Generationen. So wächst Templeton, die armselige Provinzstadt, über sich hinaus zu einem Spiegel amerikanischer Besiedelung, mit all ihrer Hoffnung und Ideologie. Da werden dramatische Frauenschicksale eingeblendet, die Scheinheiligkeit der Stadtväter, die Entwicklung jenes Schriftstellers Cooper, der die Stadt in die Literaturgeschichte einzeichnen würde. Mit all dem geht die ursprungsbegierige Willie schwanger, doch ist sie eigentlich selbst schwanger? Ihr Professor behauptet, das könne nicht sein, da er ja sterilisiert sei. Es kommt zu einer symbolischen Fehlgeburt. Nun hat sie nichts mehr in sich, mit dem sie heimlich sprechen kann über das Gewebe der Rätsel, in das sie selbst hineingeboren wurde. Aber dieser Mangel führt zur Lösung: Nachdem sie sich durch ein Gewirr von Stammbäumen gearbeitet hat - allesamt abgebildet in diesem Buch -, findet sie tatsächlich heraus, wer ihr Vater ist. Und damit auch, dass sie gleich mehrfach mit der Gründungswelt der Stadt verwandt ist; und wer möchte nicht von Unkas, dem letzten Mohikaner, oder Chingachgook, dem edlen Freund des Lederstrumpf, abstammen?
Verwandtschaft wird literarisch gern als Intertextualität gefeiert, und wer Coopers Lederstrumpf-Romane mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Vor allem "Die Ansiedler" haben Pate gestanden, Band vier der berühmten fünf. Ein bisschen glatt ist der Abschluss, das happy end, als bekannt wird, dass im See ein Babymonster aufgetaucht ist: Amerika lebt weiter, die Geister sind noch einmal beschwichtigt worden. Aber es ist ein welt- und geschichtshaltiger erster Roman, den die 1978 geborene Erzählerin vorgelegt hat. Man liest die geschmeidige Übersetzung mit Vergnügen und versteht ein bisschen besser, was Amerika bis heute ausmacht.
ELMAR SCHENKEL
Lauren Groff: "Die Monster von Templeton". Roman. Aus dem Englischen von Judith Schwaab. Verlag C. H. Beck, München 2009. 507 S., geb., 22,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Lauren Groffs Debütroman hat Elmar Schenkel Amerika ein bisschen näher gebracht. Die Welt- und Geschichtshaltigkeit dieses Buches über eine Vatersuche, die zu den Gründungsmythen einer Stadt (Templeton) und schließlich einer ganzen Nation zurückführt, erstaunt den Rezensenten positiv. Als Lederstrumpf-Liebhaber hält er die intertextuellen Verweise auf die Romane von J.F. Cooper für eine zusätzliche Bereicherung. Dass der Roman mit einer allgemeinen Geister-Beschwichtigung ein "bisschen glatt" endet, ist für Schenkel ein Wermutstropfen. Ansonsten hat ihm die Lektüre des Buches in der "geschmeidigen" Übersetzung Vergnügen bereitet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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