Brisantes Thema, enttäuschend umgesetzt!
Noah Richters Buch „Die Morgenröte – Sie nehmen dir dein Leben“ ist definitiv am Puls der Zeit: Verschwörungstheorien (Qanon), Populismus, die „Querdenker“ und der Einfluss der sozialen Medien, die ihrerseits leicht manipuliert werden können. All dies ist
brandaktuell und gefährdet unsere Demokratie und die Stabilität der Gesellschaft.
Wie leicht durch…mehrBrisantes Thema, enttäuschend umgesetzt!
Noah Richters Buch „Die Morgenröte – Sie nehmen dir dein Leben“ ist definitiv am Puls der Zeit: Verschwörungstheorien (Qanon), Populismus, die „Querdenker“ und der Einfluss der sozialen Medien, die ihrerseits leicht manipuliert werden können. All dies ist brandaktuell und gefährdet unsere Demokratie und die Stabilität der Gesellschaft.
Wie leicht durch Manipulation der „Verlierer der Gesellschaft“ durch die Auswirkungen beispielsweise der Corona-Pandemie, durch machtgierige Drahtzieher und durch ausländischen Einfluss eine faschistische Diktatur entstehen könnte, halte ich für authentisch und plausibel. Hier ist definitiv Aufklärung nötig, damit wir nicht wie Georg erst die Augen öffnen, wenn es zu spät ist.
Was mich an diesem Roman jedoch massiv gestört hat, ist die Umsetzung.
Die Charaktere sind allesamt unsympathisch. Georg ist geil auf Follower und Klicks, Götz Wolf ist ein Narzisst und Lorenz Ziffer einfach nur manipulativ und böse. Die Charaktere weisen keinerlei Facetten auf und sind schablonenhaft. Mögliche Motive für ihr Vorgehen waren meiner Meinung nach nur sehr schwammig dargestellt.
Noah Richters Schreibstil ist sehr umgangssprachlich, oft derb und reißerisch. Literarisch empfinde ich ihn als maximal mittelmäßig.
Der Zeitraum der Handlung war verwirrend dargestellt oder wies Unlogik auf. Alles scheint sich innerhalb eines Jahres, nämlich 2020/21 abzuspielen, es wird auch explizit 2021 erwähnt. Einmal findet allerdings eine Feier zum zweijährigen Bestehen der Morgenröte statt. Dabei wurde es so dargestellt, als sei diese erst nach der Pandemie gegründet worden.
Zu Beginn des Romans spielt der Selbstmordversuch von Georgs Vater eine große Rolle, danach wird er nur noch selten erwähnt, liegt aber wohl über Monate im Koma im Krankenhaus, bevor Georg auch nur nach einer Patientenverfügung schaut. Das empfand ich als höchst unlogisch.
Die Handlung ist nur mäßig spannend. Zu Beginn werden oft Gesetzestexte zitiert (Anzeige gegen Georg), auch später findet man immer wieder Passagen, in denen etwas zitiert wird, um die Seiten zu füllen. Erst gegen Ende wurde es mal richtig spannend, nur um dann mit einem völlig unlogischen, abstrusen und aus dem Zusammenhang gerissenen Ende aufzuwarten. Dies hat mich endgültig von dem Roman enttäuscht! Leider kann ich nicht ins Detail gehen, sonst muss ich spoilern.
Insgesamt wurde im Laufe der Handlung, mein Eindruck, dass hier von Verlag und Autor unbedingt noch etwas vor der diesjährigen Bundestagswahl veröffentlicht werden sollte, immer stärker. Alles wirkte auf die Schnelle zusammengeschrieben, wodurch Fehler und Unlogik entstanden. Das Ende erschien mir geradezu „hingerotzt“. Saß der Verlag dem Autor schon mit einer Deadline im Nacken? Vor lauter Abstrusität war sämtliche Spannung dahin, der Epilog besteht aus einem Monolog Georgs über die Gefahren der Manipulation und des Populismus nach einem nicht nachzuvollziehenden Zeitsprung. Ausgerechnet eine gewisse Instanz, die auch aktuell durch Rechtsextremismus in den eigenen Reihen auffällt, kommt zur Rettung? Hier hätte der Autor durch einen Schockmoment noch Potenzial ausschöpfen können, doch es kam zu einem völlig enttäuschenden Weichspüler-Ende. Schade!
Trotz des brisanten und wichtigen Themas kann ich der „Morgenröte“ aufgrund der meiner Meinung nach unzureichenden und schlechten Umsetzung nur zwei Sterne geben.