Im Zentrum dieses ungewöhnlichen Buchs steht das Tagebuch einer Moselreise, das Hanns-Josef Ortheil als Elfjähriger verfasst hat und das erkennen lässt, wie wichtig für den kleinen Jungen schon das Reisen, die Sprache und das Schreiben waren. Ergänzt wird dieses beeindruckende Dokument, das eine wichtige Weiterführung von Ortheils großem autobiographischen Roman »Die Erfindung des Lebens« (2009) darstellt, durch die Beschreibung derselben Reise, die der Autor Jahrzehnte später unternommen hat. Den Abschluss des Buchs macht eine Erzählung darüber, warum Ortheil in seinem Leben bestimmte Landschaften und Gegenden immer wieder aufsucht.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Hingerissen zeigt sich Anja Hirsch von Hanns-Josef Ortheils "Moselreise". Die Aufzeichnungen des elfjährigen Autors über eine Reise mit seinem Vater im Sommer 1963 von Koblenz nach Trier haben für sie in ihrer Unvermitteltheit großen Charme. Falsch liegt, wer "unbeholfene Sätzchen" oder "langweilige Routenbeschreibungen" erwartet, versichert die Rezensentin. Beeindruckend scheint ihr die "Redlichkeit" und die "Sprachbegeisterung", mit der der Elfjährige ans Werk geht, faszinierend, wie genau er beobachtet. Der besondere Reiz dieser Reise-Collage liegt für Hirsch in der "Schwellenübertretung", an der die Leser teilhaben können, etwa wenn der Elfjährige zum ersten Mal kegeln geht. Neben der Moselreise des Kindes finden sich in dem Buch auch die Erzählung des erwachsenen Autors über seine Wiederholung der Reise und die Reflexion über das, was die Reise des Elfjährigen für sein späteres Schreiben bedeutete.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein zauberhaftes Kleinod, das wie aus der Zeit gefallen wirkt". Der Spiegel