Im wohlsituierten Zürcher Bürgertum werden Jessy, Chloé und Clara von der chinesischen Nanny Atscho großgezogen. Atscho stammt vom Volk der Mosuo, bei dem die Mütter das Sagen haben, die Väter nicht der Rede wert sind und die Schwestern immer zusammenbleiben.Die Mutter der drei Töchter, die Ethnologin Sylvia Hofmann, hatte das kleine Matriarchat im chinesischen Himalaya erforscht und die junge Mosuo als Kindermädchen mit nach Zürich gebracht. Denn weder die häufig reisende Mutter noch der vielbeschäftigte Vater haben Zeit für die Kinder. Die Geschichten, die Atscho aus ihrer Heimat erzählt, und der unbedingte Zusammenhalt, der das Rückgrat der matriarchalen Familie der Mosuo bildet, faszinieren die Mädchen und sie beschließen, ihre eigene Schwestern-Familie zu gründen.Als aus den Töchtern Mütter werden, entspringen ihre sechs Kinder daher Gelegenheitsbekanntschaften nach dem Vorbild der Besuchsehe der Mosuo. Drei Mütter, eine Atscho, keine Väter - eine Oase der Frauen inmitten derSchweizer Bourgoisie. Als jedoch der wahre Grund für Atschos Emigration ans Licht kommt und der älteste Sohn Anton gegen die unkonventionelle Lebensform der Mütter immer stärker aufbegehrt, droht die Familie zu zerbrechen.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Verblüfft ist Rezensent Dirk Fuhrig darüber, wie leichtfüßig und "frech" Stefan Györke in seinem Roman polarisierende Themen zu einer "heiteren, geistreichen Gesellschaftskomödie" verarbeitet. Die drei weiblichen Hauptfiguren leben in einem Haus in Zürich nach dem emanzipatorischen Prinzip, das ihre chinesische Nanny damals von ihrem Volksstamm mitgebracht hat, erfahren wir: Die Frauen sind die Chefinnen, die Männer haben nichts zu sagen. Erzählt wird aus der Perspektive des Sohns Anton, so der Kritiker, der nicht nur eine Affäre mit der viel älteren Clara beginnt, sondern sich zudem in der rechtsorientierten Schweizer Volkspartei engagiert. Viele hochaktuelle politische Elemente lässt der Autor hier einfließen und verbindet das zu einer kunstvoll verschlungenen Geschichte, deren Wendungen den Kritiker immer wieder überraschen können. Das Györke zudem "wunderbar schalkhaft" erzählen kann, ist ein weiterer Pluspunkt in diesem von Fuhrig sehr empfohlenen Roman.
© Perlentaucher Medien GmbH
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