Die Bestimmung der Musik als scientia mathematica geht auf die Pythagoreer zurück, bildet sich aber zu ihrer über Jahrhunderte tradierten Form erst in der Spätantike aus. Mit der Vorstellung einer harmoniebildenden Funktion von Zahlen erhält dieser Musikbegriff oft auch einen kosmologischen Aspekt. Dieser wird erstmals von Aristoteles einer systematischen Kritik unterworfen. Auf ihrer Grundlage findet seit dem späten Mittelalter eine Umdeutung statt. Jedoch wird weiterhin von vielen Musiktheoretikern am kosmologischen Musikbegriff festgehalten; er erhält nun für die Musikpraxis eine Funktion zur Begründung ästhetischer Normen. Die Widersprüche, die dabei entstehen, führen schließlich zu seinem Verschwinden.