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3 Kundenbewertungen

Ich heiße Hector - meine Eltern haben eine Schwäche für griechische Helden. Aber ich glaube, dass sie es bereuen, mir diesen Namen gegeben zu haben. Sie hätten mich lieber »Katastrophe« oder »Hoffnungsloser Fall« nennen sollen. Eigentlich habe ich mich damit abgefunden, dass ich immer nur Ärger bekomme. Aber seit ich dem Mann, der im Park wohnt, einen Streich gespielt habe, ignorieren mich alle nur noch. Dabei habe ich sogar versucht, es wiedergutzumachen! Noch nicht mal jetzt, wo ich einem Komplott gegen die Obdachlosen der Stadt auf die Schliche gekommen bin, hört mir jemand zu! Alle denken,…mehr

Produktbeschreibung
Ich heiße Hector - meine Eltern haben eine Schwäche für griechische Helden. Aber ich glaube, dass sie es bereuen, mir diesen Namen gegeben zu haben. Sie hätten mich lieber »Katastrophe« oder »Hoffnungsloser Fall« nennen sollen. Eigentlich habe ich mich damit abgefunden, dass ich immer nur Ärger bekomme. Aber seit ich dem Mann, der im Park wohnt, einen Streich gespielt habe, ignorieren mich alle nur noch. Dabei habe ich sogar versucht, es wiedergutzumachen! Noch nicht mal jetzt, wo ich einem Komplott gegen die Obdachlosen der Stadt auf die Schliche gekommen bin, hört mir jemand zu! Alle denken, dass ich nur ein Mobber bin. Aber ich werde ihnen beweisen, dass auch ich ein Held sein kann!
Autorenporträt
Onjali Q. Raúf ist Autorin, Journalistin und Gründerin der Menschenrechtsorganisation Making Herstory, die sich gegen Gewalt gegenüber Frauen auf der ganzen Welt einsetzt. Außerdem engagiert sie sich als ehrenamtliche Helferin für Flüchtlinge, wobei ihr die Idee zu ihrem Debütroman ¿Der Junge aus der letzten Reihe¿ kam. Dieser eroberte binnen kürzester Zeit die britische Bestsellerliste und gewann gleich mehrere Preise, u. a. den Waterstones Children's Book Prize 2019 und den Blue Peter Book Award. Onjali Q. Raúf lebt in London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.07.2021

Moralischer
Kompass
Hector lernt auf abenteuerliche
Weise eine Lektion fürs Leben
Hector ist ein richtiges Ekel. Und das schon im Alter von zehn. Andere Kinder verprügelt er, jagt ihnen Süßigkeiten oder Geld ab. In der Schulmensa stellt er anderen ein Bein, wenn sie gerade mit vollem Tablett vorbeikommen. Vor Erwachsenen hat er keinen Respekt. Für den Direktor der Schule gilt er als Plage, Hopfen und Malz verloren. Seine Eltern, die beruflich viel unterwegs sind, rechnen stets mit Problemen. Die ältere Schwester verpetzt ihn, nur sein vierjähriger Bruder himmelt ihn an.
Die britische Autorin Onjali Q. Rauf hat sich für ihren zweiten Kinderroman „Die Nachtbushelden“ wahrlich keinen Sympathieträger als Protagonisten ausgesucht. Vielmehr hat sie ihm noch zwei fiese Kinder zur Seite gestellt, Will und Katie, die Hector zu neuen Untaten motivieren. Und so kommt es also, dass er eines Tages einen Obdachlosen als Opfer aussucht, ihn um sein spärliches Hab und Gut bringt.
Wer die ersten Seiten von „Nachtbushelden“ liest, darf sich schon einigermaßen angewidert fühlen von Hector. Rauf geht mit ihrem Helden nicht zimperlich um, sie erklärt nicht, warum der Zehnjährige so handelt. Sie lässt ihn ganz bei sich, indem sie aus der Ich-Perspektive erzählt. Da kommt dann ein sehr cleveres, schlagfertiges Kerlchen zum Vorschein, das offensichtlich seinen moralischen Kompass verloren hat. Hector agiert im Moment, weniger aus Boshaftigkeit als aus Langeweile, stets Grenzen auslotend. Hopfen und Malz sind, so viel wird dann schnell klar, nicht verloren. Hector muss nur intensiver als andere lernen, dass es nicht nur die Kategorien lustig und langweilig gibt, sondern auch richtig und falsch.
Es ist also eine Entwicklung, welche die Autorin hier nachzeichnet, und die sie zugleich für eine spannende Geschichte nutzt. Parallel zu Hectors Untaten nämlich wird seine Heimatstadt London von einer Serie von Kunstrauben an öffentlichen Orten heimgesucht. Verdächtigt werden Obdachlose. Da Hector nun einmal einem Obdachlosen geschadet hat und er – nicht ganz freiwillig – versucht, dies wiedergutzumachen, beginnt für ihn das Abenteuer, die Raubserie aufzuklären. Ohne Polizei, aber mit der mutigen Mitschülerin Mei-Li. Für die sozial engagierte Bestsellerautorin Rauf ist es ein Anliegen, von jenen zu erzählen, die auf der Straße leben. Hector, der verwöhnte Mobber aus der Oberschicht, begegnet Menschen, die aus den verschiedensten Gründen obdachlos sind. Im Gegensatz zu ihm besitzen sie aber ein Herz für andere. Und genau in diesem Punkt können ihm gerade jene viel geben, die eigentlich nicht viel haben. Die Idee, von zwei verschiedenen Außenseitern zu erzählen, vom Mobber und vom Obdachlosen, mag ambitioniert klingen für ein Kinderbuch, vielleicht sogar anstrengend. Tatsächlich hat Rauf aber ein Abenteuer geschrieben, eine Detektivjagd durch London – unter anderem eben mit dem titelgebenden Nachtbus. Ihr eigentliches Anliegen drängt sich nicht auf. Und so entsteht die wunderbare Kombination, mit den Mitteln erzählerischer Spannung die Menschen ins Sichtfeld zu rücken, die zu oft übersehen werden. (ab 8 Jahren)
YVONNE POPPEK
Onjali Q. Rauf: Die Nachtbushelden. Aus dem Englischen von Katharina Diestelmeier. Atrium Verlag, 288 Seiten, 15 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

In "Die Nachtbushelden" führt die Autorin und Aktivistin Onjali Q. Rauf ihr soziales Engagement literarisch weiter, und zwar klug und zurückhaltend, erklärt Rezensentin Yvonne Poppek. Im Vordergrund steht nämlich stets die aufregender Geschichte zweier Außenseiter: Einem "verwöhnten Mobber aus der Oberschicht" und einem Obdachlosen. Um sein gemeines Verhalten gegen letzteren wieder gut zu machen, begibt sich der zehnjährige Hector, anfangs als echter Fiesling gezeichnet, auf die abenteuerliche Jagd nach ein paar Kunsträubern, deren Verbrechen den Obdachlosen in die Schuhe geschoben wird. Rauf macht in dieser Geschichte zweierlei deutlich, so Poppek: Erstens zeigt sie, dass auch ein Unsympath wie Hector mit etwas Unterstützung von den richtigen Menschen seinen "moralischen Kompass" wiederfinden kann. Und zweitens rückt sie ganz nebenbei jene ins Blickfeld, die sonst selten davon erfasst werden, so die beeindruckte Rezensentin.

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