Essay aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Philosophie - Sonstiges, Note: 2,0, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Hört man den Begriff der Person mag das dem einen unbehagliche Verwandtschaften zu kühler Anonymität, Unnatürlichkeit und Scheinidentitäten ins Gedächtnis rufen, einem anderen dementgegen wieder weitaus angenehmere und geschätzte Gedanken von Freiheit, Würde und Selbstteilhabe. Die Geschichte des Personenkonzepts reicht weit zurück und ist in der Tat von Begriffswandlungen geprägt, die den obigen Zwiespalt zu verstehen helfen. Etymologisch rührt der Begriff vermutlich vom griechischen prosopon her, mit dem Homer das Gesicht eines Menschen oder eines Gottes bezeichnete . Daran angelehnt ist das spätere, lateinische persona, was Rolle oder Maske bedeutet und im Theater Verwendung fand. Gerade dieses auf Schauspiel und Täuschung ausgelegte Verständnis der Person wurde von Denkern wie dem analytischen Psychologen Carl Jung und besonders dem Soziologen Erving Goffman mit seinem Werk The Presentation of Self in Everyday Life neuzeitlich popularisiert. Boethius dagegen lenkte ab dem fünften Jahrhundert n. Chr. das Verständnis der Person in eine andere, gen Metaphysik und Religion orientierte, Richtung: Die Person als unteilbare, vernunftbegabte Substanz. Es ist dieser Quell, welchen Kant in seinem aufklärerischen Verständnis der Person ausschöpft, welches schließlich von der philosophischen Bewegung des Personalismus im 20. Jahrhundert fortgeführt wird. Ein Verständnis, das dem letzteren bei beiden eingangs genannten Pole, dem der freien, würdevollen Person entspricht und tief in unserer heutigen Gesellschaft verwurzelt ist, wenn nicht zuletzt in den ersten Artikeln des deutschen Grundgesetzes die Würde des Menschen als unantastbar und die Freiheit der Person als unverletzlich besiegelt wird. Es ist dieses Konzept, welches die Hoheit des Einzelnen im Angesicht von Staat und Gerichtsbarkeit festsetzt und latent ebenso grundlegend unseren Begegnungen und gegenseitigen Erwartungen im Alltag unterliegt. Doch so erhaben, so wünschenswert, ja notwendig ein derartiges Personenideal erscheint, hat es nicht nur erhabene und wünschenswerte Folgen, wenn Menschen in der Annahme dieses Konzepts interagieren.
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