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Flores war immer eines der besseren Viertel von Buenos Aires. Doch die Wirtschaftskrise trifft schließlich auch seine Bewohner. Das Ehepaar Aldo und Rosa versucht das Beste aus dieser Situation zu machen und stürzt sich fasziniert in das Abenteuer Neuanfang. Die Nächte von Flores erzählt fantasievoll von der Widerstandskraft des Menschen in einer Zeit des Umbruchs.

Produktbeschreibung
Flores war immer eines der besseren Viertel von Buenos Aires. Doch die Wirtschaftskrise trifft schließlich auch seine Bewohner. Das Ehepaar Aldo und Rosa versucht das Beste aus dieser Situation zu machen und stürzt sich fasziniert in das Abenteuer Neuanfang. Die Nächte von Flores erzählt fantasievoll von der Widerstandskraft des Menschen in einer Zeit des Umbruchs.
Autorenporträt
César Aira, geb. 1949 in Coronel Pringles, Argentinien, lebt seit 1967 in Buenos Aires, wo er sich zunächst als Übersetzer einen Namen machte. Er hat zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays und Theaterstücke veröffentlicht und zählt zu den wichtigsten Autoren Lateinamerikas.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.06.2010

Süddeutsche Zeitung Bibliothek
Metropolen Band 7

Das Rätsel
Jonathan
„Die Nächte von Flores“
von César Aira
Metropolen Band 7
César Aira, Jahrgang 1949, erzählt in seinem kurzen Roman anfangs scheinbar absichtslos und wie zufällig aus einem Buenos Aires, das gerade von der großen argentinischen Finanz- und Staatskrise an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert gebeutelt wird. Dabei konzentriert er sich auf den Stadtteil Flores, ein gutbürgerliches Wohnviertel mit wenig Restaurants und Kneipen. Die Krise macht vor niemandem halt, also muss auch das Rentnerehepaar Aldo und Rosa sehen, wo es bleibt und wie es über die Runden kommt.
In Flores kurven allabendlich und die halbe Nacht hindurch die Pizzabestelldienste durch die Straßen. Meist sind es Jungen aus reichem Hause, die sich einen Spaß daraus machen, diese Botendienste zum Anlass für wilde Motorrollerwettrennen zu nehmen. Selbstverständlich sind solche Rennen polizeilich verboten, aber man liebt es, das Verbot zu übertreten. Außerdem findet es nur in Flores statt, so dass die Polizei die Sache offenbar nicht sehr ernst nimmt. Aldo und Rosa sind bald im Viertel bekannt, weil sie nämlich, nachdem sie bei einem solchen Dienst angeheuert haben, ihre Pizzas zu Fuß durch Flores tragen im Gegensatz zu den Rollerfahrern. Umgekehrt lernen die beiden auch das Viertel kennen.
Aber was sich anfangs so beiläufig und leicht ausnimmt, verändert sich zunehmend und schließlich abrupt, als die Entführung des Knaben Jonathan die ganze Stadt in Atem hält. Plötzlich ist alles anders, wird aus dem Mittelschichtviertel ein Netz, in das sich alle verstricken mit ihren Phantasien und Vorstellungen, ihren Plänen und Verdächtigungen. Aira schiebt unmerklich die Zeitebenen übereinander, verpasst seinen Figuren, die eben noch so unkompliziert erschienen, Vergangenheiten, frühere Existenzen, die deren jetziges Dasein konterkarieren. So versucht der Staatsanwalt Manami zu verstehen, wieso sein Sohn, ein vorsichtiger, mit guten Reflexen ausgestatter Junge, gegen alle Erwartung einen Unfall auf der Autobahn baut. Zugleich ist Manami der Ermittler im Fall Jonathan, und er kennt auch Aldo aus dessen früherem, keineswegs harmlosen Leben. Irgendwann in diesem sich immer stärker drehenden Karussell aus Gedachtem, Erlebtem, Tatsächlichem kommt die Nachricht, dass Jonathan tot aufgefunden worden sei, ohne Kopf . . .
César Aira erzählt aus einer Stadt, deren Größe trotz ihrer klaren Anlage in Karees etwas Labyrinthisches, unübersehbar Ungeheures hat. Buenos Aires, einerseits eine der stolzen Weltmetropolen, ist andrerseits auch Ort chaotischer Zusammenbrüche von enormem Ausmaß in politischer, gesellschaftlicher, finanzieller oder psychischer Weise. Wenn sich im Romanverlauf schließlich unter dem Park mitten in Flores ein altes Tunnelsystem auftut, in dem Suchende und Gesuchte in groteskem Maskentausch jetziger und Namen aus anderen Lebensphasen hintereinanderher sind, dann löst sich der Roman in einen lakonisch-surrealen Totentanz auf. HARALD EGGEBRECHT
César Aira Foto: privat
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