Die Entdeckung des Unbewussten, das Zeitalter des Kindes und die kommunistische Weltrevolution - drei Jahrhundertbewegungen, die Millionen in ihren Bann zu ziehen vermochten. Auch die Geschwister Nathansohn in Berlin, die zur Avantgarde des jüdisch-kulturellen Aufbruchs der Weimarer Republik zwischen Jugendbewegung, Zwölftonmusik, abstrakter Malerei, naturalistischem Theater, Bauhaus und alternativem Leben gehörten. Hans Nathansohn, der Älteste, war Pionier der Reformpädagogik in einem Berliner Jugendamt, das zum deutschlandweiten Fürsorge-Modell wurde. Die Mittlere, Cläre, beeinflusste als Tanztherapeutin Wilhelm Reich und Erich Fromm, heiratete Otto Fenichel - einen prominenten Vertreter des jungen Berliner Psychoanalytischen Instituts, das sich zur weltweiten Ausbildungsstätte für das Unbewusste entwickelte. Suse, die Jüngste, wurde Journalistin und Agentin im KPD-Geheimapparat. Der Nationalsozialismus trieb alle drei ins Exil oder in den Untergrund. Hans zerbrach nach seiner Rückkehr aus Australien am Untergang seiner sozialpsychologischen Ideen in den Kinderheimen der DDR. Cläre erlebte in den USA, wie die Tiefenpsychologie ihre Utopie einer besseren Gesellschaft verlor. Suse starb, nachdem sie im Berliner Untergrund nur knapp ihrer KZ-Deportation entkommen war, als dogmatische Betonkommunistin in Ostberlin. Drei persönliche Tragödien, in denen sich ein Jahrhundert widerspiegelt, dessen Aufbrüche in Emigration, Konzentrationslager und Kaltem Krieg endeten. Historische Zeitrisse, die bis heute das mentale Deutschland in Ost wie West prägen.
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