Überflüssig, gehirntot, in Afghanistan gescheitert - noch nie musste sich die NATO mit einer derart massiven Kritik auseinandersetzen. Der Zeitpunkt dafür ist alles andere als günstig: In der neuen Weltunordnung fordern Russland und China den Westen heraus, der internationale Terrorismus verspürt Aufwind, während sich die Demokratie weltweit auf dem Rückzug befindet. Selbst in Mitgliedstaaten der transatlantischen Allianz nehmen die Verlockungen des Autoritären zu. Dennoch ist nicht zu befürchten, dass die Erfolgsgeschichte der NATO an ihr Ende angelangt ist. Sie ist kein altmodisches Militärbündnis, das zerbricht, wenn sich die Interessen der Mitgliedstaaten auseinanderentwickeln. Sie ist vielmehr ein politisches Bündnis, in dem souveräne Staaten ihre nationalen Interessen zu einem übergreifenden Bündnisinteresse weiterentwickeln. Dabei hilft ihre demokratische Wertebasis mit der Pflicht zum Konsens sowie ihre Gestaltung als ein Marktplatz, auf dem Diplomaten, Beamte und Soldaten sich ständig in formellen und informellen Gesprächsformaten austauschen. Hier liegt die einmalige Stärke der NATO, die künftig stärker genutzt werden sollte. In den letzten Kapiteln seines Buches geht der Autor auf die Menschen in der NATO sowie in den Ministerien der Mitgliedstaaten ein. Unabhängig davon, ob sie zur Führungsspitze gehören oder im Maschinenraum arbeiten - sie machen den Unterschied. Angesichts von Re-Nationalisierungstendenzen ist ihre Aufgabe nicht leicht. Sie benötigen Vorbilder, Denk- und Handlungsfreiräume sowie eine umfassende Bildung.
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