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Der mehrfach für seine Arbeiten ausgezeichnete englische BBC-Journalist Laurence Rees legt hier das Buch zu seiner sechsteiligen TV-Dokumentation vor. Indem Rees Mythen des Nationalsozialismus und des Dritten Reiches (Mythos vom hypnotischen Führer, Mythos von der allgegenwärtigen Gestapo, Mythos von der straffen Befehlsstruktur) überprüft, zeigt er, wie wenig sie mit der historischen Wahrheit zu tun haben.

Produktbeschreibung
Der mehrfach für seine Arbeiten ausgezeichnete englische BBC-Journalist Laurence Rees legt hier das Buch zu seiner sechsteiligen TV-Dokumentation vor. Indem Rees Mythen des Nationalsozialismus und des Dritten Reiches (Mythos vom hypnotischen Führer, Mythos von der allgegenwärtigen Gestapo, Mythos von der straffen Befehlsstruktur) überprüft, zeigt er, wie wenig sie mit der historischen Wahrheit zu tun haben.
Autorenporträt
Laurence Rees ist BBC-Journalist und wurde mehrmals mit dem "Emmy" ausgezeichnet. Mehrere seiner Bücher und seine Fernsehdokumentationen entstanden in Zusammenarbeit mit dem renommierten englischen Historiker Jan Kershaw.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.01.1998

Fragen an Greise
Das Buch zur "Nazi"-Serie der BBC

Laurence Rees: Die Nazis. Eine Warnung der Geschichte. Mit einem Vorwort von Ian Kershaw. Aus dem Englischen von Wolfram Ströle und Helmut Dierlamm. Diana Verlag, München und Zürich 1997. 259 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 44,- Mark.

Vor einiger Zeit erschien in London, als "BBC-Book", ein hervorragender Bildband über den Ersten Weltkrieg. Jetzt folgt, wiederum als Begleitbuch zu einer BBC-Fernsehserie, ein Band über "Die Nazis". Er enttäuscht in mancherlei Hinsicht. Schon die Verwendung des ursprünglich bajuwarischen Kürzels im Titel signalisiert, daß hier, in sehr vereinfachter Form, Zeitgeschichte für das englische Massenpublikum geboten wird.

Die an dem Projekt beteiligten britischen Historiker sind den Deutschen wenig wohlgesinnt. Kopfschüttelnd stellen sie fest, daß die Gestapo sich vor eifrigen Denunzianten kaum habe retten können. Man bediente sich vor allem der "Oral History" und veranstaltete Filminterviews mit mittlerweile hochbetagten Zeitzeugen, zumeist unbekannten Dienern oder Mitläufern des Regimes. Viele von ihnen wirken in Physiognomie und Habitus exemplarisch deutsch und lassen vermuten, daß man bei der Auswahl der Befragten gleichsam eine Typologie der NS-Greise im Auge hatte. Tatsächlich tauchte vor der Kamera noch ein rüstiger Teilnehmer des Ersten Weltkrieges auf, und ein "alter Kämpfer" erzählte vom Marsch zur Feldherrnhalle, der am 9. November 1923 stattfand.

In seiner stummen Anklage ist das dokumentarische Fotomaterial unerbittlich: Quälende Großaufnahmen ersparen dem Betrachter nichts. Man sieht deutsche Soldaten reihenweise Partisanen erschießen oder ein russisches Mädchen erhängen. Natürlich taucht die Frage auf, wer bei Exekutionen solche Fotos aus nächster Nähe machen konnte. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn man über die Herkunft dieser Fotodokumente präzise Angaben gemacht hätte. Der knappe Hinweis auf die benutzten Bildarchive ist für den Leser wenig hilfreich.

Leider stößt man im Text des Buches auf allerlei Ungereimtheiten, die stutzig machen. Da ist etwa in einer Bildunterschrift von einem "preußischen" Flüchtling die Rede, der "angeblich" von sowjetischen Soldaten ermordet wurde. Wenn nicht alles täuscht, stammt das betreffende Foto aus einer Reihe von Dokumentaraufnahmen, die Ende 1944 im ostpreußischen Nemmersdorf gemacht wurden, nachdem die Ortschaft vorübergehend von deutschen Truppen wiedererobert wurde. Sie zeigen Einwohner des kleinen Grenzortes, die kurz zuvor von den Sowjets niedergemetzelt worden waren.

Im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli wird behauptet, es seien deswegen fünftausend Personen hingerichtet worden. Peter Hoffmann schreibt dagegen in seinem Standardwerk: "Die Zahl dieser Hinrichtungen wird auf etwa zweihundert geschätzt". Oder es ist von der Schlacht bei Halbe die Rede, die Ende April 1945 in den Kiefernwäldern südlich Berlins stattfand und von dem britischen Militärhistoriker Tony Le Tissier genau geschildert wurde. Damals erkämpfte sich eine von den Russen bereits eingekesselte deutsche Armee den Durchbruch nach Westen, um sich an der Elbe in amerikanische Kriegsgefangenschaft zu begeben. Der verzweifelte Versuch der erschöpften, zumeist blutjungen Soldaten, das Leben zu retten und den vorstürmenden Sowjets noch in letzter Minute zu entkommen, wird mit keinem Wort erwähnt. Man gibt sich vielmehr entrüstet darüber, daß die deutschen Landser bei Halbe und anderswo nicht längst vor der Roten Armee kapituliert hätten.

Als unbeholfene Übersetzung findet sich im Text der Satz: "Hitlers Rolle spielte bei alldem eine zentrale Rolle". Und warum wird das Wort "Partisanen" grundsätzlich mit Anführungsstrichen versehen? Waren die Partisaneneinheiten, die in Rußland hinter der deutschen Front kämpften, etwa nur Hirngespinste? HENNING SCHLÜTER

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