Todsünde oder Menschenrecht? Vom Neid und seiner Notwendigkeit.
Der Neid - für die katholische Kirche eine Todsünde und auch sonst als böse und destruktiv verschrien - ist eine basale menschliche Regung, die sich vor allem in der westlichen Welt zu einer Art Sozialcharakter ausgebildet hat und Geschichte machte. Man gab ihm allerdings neue Namen: einerseits Wettbewerb, andererseits Umverteilung. Sowohl der Konkurrenzkapitalismus als auch die Arbeiterbewegung lassen sich als neidgeboren und neidgesteuert bezeichnen.
Der politische Kompromiss heißt "Soziale Marktwirtschaft". Doch die ist in eine Krise geraten, der Neidvertrag verliert seine Bindekraft, seit sich das Problem der Verteilungsgerechtigkeit nicht mehr nur im nationalen Rahmen stellt und ebenso mentale wie materielle Güter betrifft. Ob im Verhältnis von Individuen, Klassen oder Ethnien: die Privilegierten müssen begreifen, dass es ein Menschenrecht auf Neid gibt. Man sollte diesen "inneren Inder" kultivieren, nicht unterdrücken.
Der Neid - für die katholische Kirche eine Todsünde und auch sonst als böse und destruktiv verschrien - ist eine basale menschliche Regung, die sich vor allem in der westlichen Welt zu einer Art Sozialcharakter ausgebildet hat und Geschichte machte. Man gab ihm allerdings neue Namen: einerseits Wettbewerb, andererseits Umverteilung. Sowohl der Konkurrenzkapitalismus als auch die Arbeiterbewegung lassen sich als neidgeboren und neidgesteuert bezeichnen.
Der politische Kompromiss heißt "Soziale Marktwirtschaft". Doch die ist in eine Krise geraten, der Neidvertrag verliert seine Bindekraft, seit sich das Problem der Verteilungsgerechtigkeit nicht mehr nur im nationalen Rahmen stellt und ebenso mentale wie materielle Güter betrifft. Ob im Verhältnis von Individuen, Klassen oder Ethnien: die Privilegierten müssen begreifen, dass es ein Menschenrecht auf Neid gibt. Man sollte diesen "inneren Inder" kultivieren, nicht unterdrücken.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Herbert Riehl Heyse beruhigt uns: Mit diesem Heft zur Neidgesellschaft ist das notorisch linksliberale Kursbuch keineswegs in die Kampfgemeinschaft von FDP und BDI eingetreten. Bereits im Einleitungs-Essay, erklärt er, würden "dem galligen Neid die Giftstoffe weitgehend entzogen". Fortan bewege sich das Heft in einem Spannungsfeld zwischen Neid-Verdammung einerseits und dem Verständnis für sein Auftauchen andererseits. Zu der somit gegebenen Widersprüchlichkeit der versammelten Aufsätze untereinander möchte der Rezensent gerne gratulieren - nicht ganz neidlos versteht sich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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